Osterkirche in Oberwart
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Religion

Die Osterkirche in Oberwart

Einst war sie umjubelt und gleichzeitig umstritten, heute gilt die römisch-katholische Pfarrkirche in Oberwart – die Osterkirche – als Musterbeispiel für modernen Kirchenbau in Österreich.

Alt und Neu begegnen einander in der Osterkirche in Oberwart seit mehr als fünfzig Jahren. Weil die barocke, katholische Kirche zu klein geworden ist für das stetig wachsende Oberwart, ging Pfarrer Ladislaus Trieber Ende der 1960er Jahre gemeinsam mit den beiden Architekten Eilfried Huth und Günter Domenig neue Wege. „Wir hoffen, dass die Kirche einen vielleicht etwas riskanten, aber doch mutigen Schritt voran stellt zu einer Weiterentwicklung der Lithurgie und der Architektur“, sagte im Oktober 1969 Pfarrer Trieber.

Osterkirche in Oberwart
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"Wer hier hereinkommt, ist natürlich gefangen genommen von dieser Dynamik des Raumes, der sich Kaskadenhaft nach oben schraubt, und kulminiert im Altarraum, der von oben belichtet wird. In dieser eigentlich verschlossenen Schale, die das Ensemble hier nach außen eigentlich zeigt, ist man umso überraschter, wenn man den Raum betritt, beschreibt Architekt Stefan Tenhalter 2019 die Osterkirche.

Pläne „kraftvoll- und kompromisslos“ umgesetzt

Im Mittelpunkt des Baus steht die Lichtkuppel mit einem Durchmesser von 14 Metern, Darunter befindet sich die zentrale Altarinsel, umgeben von den Sitzreihen für die Kirchenbesucher. In der historischen Nachbetrachtung haben die damals relativ unbekannten Architekten Huth und Domenig ihren Entwurf „kraftvoll, kompromisslos und mit äußerster Konsequenz umgesetzt“, so Tenhalter. „Ein interessanter Aspekt, der oft übersehen wird bei der Kirche ist, mit welcher Sorgfalt die ganze Anlage hier an diesem Bauplatz situiert wurde. Sie rückt geistig in den Fokus eines von drei Seiten begrenzten Platzes“, so Tenhalter.

Umstritten, aber wegweisend

Gebaut von 1967 bis 1969, war die Kirche zu Beginn umstritten. Ihr Erscheinungsbild hat nicht jede und jeden überzeugt. Die maßgebliche Bedeutung für die österreichische Architekturgeschichte ist unbestritten. „Es ist keine Übertreibung, wenn man sagt, dass sich das Burgenland mit diesem Bauwerk auf die Landkarte der internationalen Architektur Avantgarde der 1960er Jahre katapultiert hat“, so Tenhalter.

Sendungshinweis

„Burgenland heute“, 03.12.2022

Das Infrastruktur im Burgenland hatte enormen Nachholbedarf. In den 1960er und frühen 70er Jahren startete ein umfassendes Bauprogramm. Der Bau dann könnte man daher auch als Initialzündung verstehen. Friedrich Achleitner hat ihn den Paukenschlag von Oberwart genannt. Er ist Ausdruck einer Zeit des Aufbruchs. „Es ist sicherlich legitim zu sagen, dass dieser Bau
architektonisch wegweisend war, wie sich das Burgenland ausdrücken wollte in dieser Phase, wie diese Ära des Aufbruchs in Architektur übersetzt worden ist“, so Tenhalter.