Der ausgetrocknete Zicksee bei St. Andrä ist eines der prägendsten Bilder des heurigen Sommers gewesen. Dass der Ort dennoch zu den schönsten im Burgenland gehört, zeigen die Aufnahmen, die heuer im Frühsommer entstanden sind.
Treffpunkt für Vögel
Rund um den kleinen Steppensee, er liegt im burgenländischen Seewinkel auf halbem Weg zwischen Neusiedler See und ungarischer Grenze, herrscht immer wieder reger Flugbetrieb in alle Himmelsrichtungen. Vogelkundler und Naturliebhabende sind fasziniert von der Artenvielfalt am Zicksee. Nordische Vögel beispielsweise nutzen das Gebiet als Winterquartier, andere wiederum brüten hier und ziehen dann für die Wintermonate in den Süden.
Weitreisende Zugvögel machen Zwischenstopp im Seewinkel. Hier mausern sie sich und tanken Energie für den Weiterflug. Zu beobachten sind etwa der Stelzenläufer, der Dunkle Wasserläufer und je nach Saison auch der Zwergstrandläufer. Auch andere Watvögel, wie der Säbelschnäbler, der Kiebitz und der Große Brachvogel sammeln sich hier.
Besonderes Naturschauspiel: Gänsestrich
Ein besonderes Naturschauspiel ist ab dem Spätherbst zu beobachten: der Gänsestrich. Tausende, vor allem Graugänse und Blessgänse, erheben sich morgens und abends unter lautem Geschnatter scharenweise in die Luft und bilden keilförmige Formationen. Der V-förmige Flug der Gänse ist energiesparend, sie nutzen das Prinzip des Windschattens. Ein entzückender Anblick sind die Gänsefamilien im Frühjahr. Rund um den Zicksee watscheln unzählige Gänseküken, die sogenannten Gössl, hinter ihren Müttern her. Sie sind auf der Suche nach Futter oder unterwegs zum Schwimmunterricht.
Der Zicksee
Lebensraum für Ziesel
Nicht nur die außergewöhnliche Vogelschar zieht Tierfreunde an den Zicksee. Auch kleine Hörnchen bezaubern Urlauber in St. Andrä am Zicksee. Just unter dem weitläufigen Campingplatz der Seewinkel-Gemeinde lebt eine Ziesel-Großfamilie. Die Kolonie umfasst grob geschätzt rund 150 Tiere.
Sendungshinweis
„Burgenland heute“, 28.9.2022
Die Ziesel scheinen in friedlicher Koexistenz mit den Campern zu leben. Sie sausen zwar scheu zwischen den Zelten und Wohnmobilen herum, besonders mutige Exemplare lassen sich aber auch gerne mit Rosinen oder Apfelstückchen aus der Hand füttern. Vermutlich trägt das Hunde- und Katzenverbot auf dem Campingplatz von St. Andrä zum Wohlbefinden der kleinen Nager bei.
Naturparadies in Gefahr
Das beeindruckende Naturparadies im Seewinkel ist jedoch akut gefährdet. Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre sinkt der Wasserspiegel vor allem in den Sommermonaten dramatisch ab, heuer ist mit der Austrocknung des Sees der Tiefpunkt erreicht worden. Aufgrund der allgemeinen Wasserknappheit in der Region durfte die Lacke nicht weiter mit Grundwasser dotiert werden. Die Zukunft des Zicksees ist nun ungewiss. Dabei ist er ein ganz besonderer Schatz des Burgenlandes.