Rucksack, Paar Schuhe, Zange
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„100 Objekte – 100 Geschichten“

Die Flucht der DDR-Bürger ins Burgenland

Tausende DDR-Bürgerinnen und Bürger haben im Sommer 1989 in Ungarn auf eine Fluchtgelegenheit in den Westen gewartet – mit dabei hatten sie oft nur das Allernötigste.

Ein Rucksack, ein Paar feste Schuhe, eine Drahtzange – diese Gegenstände stehen exemplarisch für die Flucht der DDR-Bürger ins Burgenland, sie sind als Ausstellungsstücke in der Jubiläumsausstellung auf Burg Schlaining zu sehen. Die Hilfsbereitschaft der Burgenländer war auch damals groß. Viele Fluchtversuche scheiterten zwar, aber viele gelangen auch, etwa dem Ehepaar Fritz. Ihnen gehörte einst der Rucksack, die Schuhe und Zange.

Dolores und Hans-Michael Fritz
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Dolores und Hans-Michael Fritz

2014 erinnerten sie sich bei einem Besuch im Burgenland an ihre abenteuerliche Flucht 1989. „Wir haben uns in die Mitte des Feldes auf den Boden gelegt, um uns zu verstecken. Der entscheidende Punkt war: Wenn die Grenzbeamten die Hunde losgelassen hätten, um uns zu erspüren, dann wäre alles vorbei gewesen“, so Hans-Michael Fritz.

Verängstigt im Maisfeld auf Flucht gehofft

Ohne es zu wissen, waren die beiden schon kurz auf österreichischem Gebiet, verirrten sich aber wieder. Die Angst war groß. „Wir haben uns in das Maisfeld geschmissen und haben gezittert“, erzählt Dolores Fritz. Wäre die Flucht gescheitert, hätte das für den in Militärdiensten stehenden Bautechniker fatale Folgen gehabt. „Wenn man im Militär in der DDR tätig war, war man automatisch Geheimnisträger. Eine Rückführung in die DDR hätte mit einem Scheingerichtsprozess begonnen und hätte mit einer fünfjährigen Haftstrafe geendet. Das haben wir uns nicht gewagt, vorzustellen“, so Hans-Michael Fritz.

Die Flucht der DDR-Bürger ins Burgenland

Sendungshinweis

„100 Objekte – 100 Geschichten“, 25.8.2022, ORF 2

Wenige Wochen nach dieser abenteuerlichen Flucht folgten später tausende DDR-Bürger auf legale Art und Weise. Am 11. September 1989 öffnete Ungarn offiziell seine Grenzen, die illegalen Fluchtversuche von DDR-Bürgern ins Burgenland waren damit beendet.