Welche heilkräftigen Kräuter in den Buschen kommen, hängt von der Region und den jeweiligen Witterungsbedingungen ab. Im Westen Österreichs bestehen die Sträuße aus alpinen Kräutern und sind etwas kleiner als im Osten, wo oft eine mächtige Königskerze den Mittelpunkt bildet.
Tradition und Rituale
Hinter dem Feiertag am 15. August steckt eine lange Tradition der Verehrung von Mütter- und Erntegöttinnen. Sozusagen von der Erdgöttin zur Jungfrau Maria, mittlerweile ist die Kräuterweihe ein christliches Ritual. Uschi Zezelitsch ist auf Spurensuche gegangen. Es sind schon vor der Christianisierung Kräuter zum Dank auf Felder gelegt, in Gewässer geworfen oder im Feuer verbrannt worden. 745 nach Christus wurde jedenfalls die so genannte „heidnische“ Kräuterweihe verboten. Kräuterkunde durfte lange Zeit nur in Klöstern angewendet werden. Heutzutage wird den Ratschlägen moderner Kräuterhexen wieder große Wertschätzung entgegen gebracht.
Die Qual der Wahl
Die Frage, welche Pflanzen in einen Kräuterbuschen gehören, beantwortet Uschi Zezelitsch so: „Am besten passen die Pflanzen aus der eigenen Umgebung“. Sie überlässt es oft dem Zufall, welche Pflanzen sie gerade bei einem achtsamen Rundgang durch den Garten oder bei einem Spaziergang ansprechen.
Traditionell finden sich in östlichen Regionen Österreichs folgende Pflanzen in den meisten Kräutersträußen: Alant, Baldrian, Beifuß, Frauenmantel, Kamille, Johanniskraut, Liebstöckel, Pfefferminze, Schafgarbe, Rainfarn, Thymian, Eibisch, Goldrute, Königskerze, Haselnusszweige, Ringelblume, Rose, Mädesüß, Dill, Dost, Eberraute, Wermut, Minze, Eisenkraut, Salbei.
Wer den Strauß in optischer Hinsicht als „Lebensrute“ gestalten möchte, kann Alant, Beifuß oder eine Königskerze in die Mitte stecken. Wie viele Pflanzen verwendet werden, ist ebenso regional unterschiedlich. Die Kräuterhexe aus Mattersburg hat sich für die Zahl 13 entschieden.
Schafgarbe, Wermut und Mönchspfeffer
Ein alter Spruch zeigt die Bedeutung der Zahl drei für die christliche Symbolik: "Drei Mal drei Kräuter… ins Futter, ins Feuer, für die Haut: Kamille, Minze, Eisenkraut! Im Buschen die Kraft der Neun sollen Leib, Herz und Seele erfreuen!“ Drei Kräutern wird im aktuellen „Uschi hoch zu Beet“ Podcast besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Das eine ist die Schafgarbe, aus der Uschi Zezelitsch ein duftendes, blutstillendes Rasierwasser herstellt. Wermut ist eine Pflanze, die zwar nicht wohlriechend, aber durch die Bitterstoffe sehr heilsam ist und lästiges Ungeziefer vertreibt. Mönchspfeffer ist als Solitärstrauch eine Zier für den Garten.
Sendungshinweis:
Radio Burgenland Vormittag, 9.8. und 16.8.2022, ab 9 Uhr
In südeuropäischen Ländern, wie Spanien und Italien, wächst Mönchspfeffer wild. Seine Blüten können rosa, violett, blau oder weiß sein und stellen für viele Insekten eine wichtige Nahrungsquelle dar. Deshalb ist er eine beliebte Pflanze für naturnahe Gärten, allerdings muss er durch beherzten Schnitt im Zaum gehalten werden. Mönchspfeffer wirkt regulierend auf den Hormonhaushalt. Etliche der als typische Frauenkräuter bekannten Pflanzen können geschlechtsneutral für die Gesundheit und das Wohlergehen von Mensch und Tier verwendet werden.