Der ÖVP-Politiker Lentsch war von 1961 bis 1964 burgenländischer Landeshauptmann, davor war er schon Landessekretär und Bildungslandesrat. In sein Haus in Kleinhöflein lud Lentsch ab 1951 Freunde und Verwandte, aber auch prominente Landes- und Bundespolitiker der ÖVP ein. Julius Raab und Leopold Figl verewigten sich im Jahr 1952 mit dem Satz: „Heute war ein historischer Tag und es war im Hause Lentsch“.
Übergabe von Figl zu Raab im Haus Lentsch beschlossen
Die beiden Politiker seien im Burgenland auf Besuch gewesen, erzählte Josef Lentsch, der Sohn des ehemaligen Landeshauptmannes. Damals habe sich Figl schon etwas abgenutzt und Raab habe nach vorne gedrängt und auch den Wirtschaftsbund hinter sich gehabt. Als beide im Haus Lentsch zu Gast gewesen seien, sei ein Entschluss gefasst worden: „Man hat gesagt, Raab ist der nächste Spitzenkandidat bei der Wahl und so wurde dann Raab später der Bundeskanzler.“
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„100 Objekte – 100 Geschichten“, ORF 2 Burgenland, 9.5.2022
Das Buch dokumentiert viele prominente Besucher. Es stünden sicher Landeshauptleute drinnen, sagte Josef Lentsch: Lorenz Karall und Johann Wagner seien zu Gast gewesen, all diese ÖVP-Politiker und auch Leute aus der Wirtschaft seien sicher irgendwann alle im Hause Lentsch gewesen. Seine Mutter sei eine sehr gute Köchin gewesen und habe auch ein offenes Haus gehabt. Daher seien die Gäste gerne gekommen, erzählte Lentsch.
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Bisher letzter ÖVP-Landeshauptmann des Burgenlandes
Josef Lentsch, Lehrer aus Oggau, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der wichtigsten ÖVP-Politiker im Burgenland. Landesparteisekretär, Landtagsabgeordneter, Landesrat für das Schulwesen. Nach dem Rücktritt von ÖVP-Landeshauptmann Johann Wagner wurde Lentsch 1961 sein Nachfolger. Mitten im Wahlkampf 1964 erkrankte Lentsch und konnte den Wahlkampf nur vom Krankenbett aus verfolgen. Die ÖVP verlor die Wahl knapp. Sein Vater habe die Wahl damals um 600 Stimmen verloren, sagte Lentsch: „Und da sagt man halt, diese 600 Stimmen hätte mein Vater aktiv locker geschafft. Aber das ist alles ‚Hätt‘ i, war’ i’, wie man sagt in Österreich.“ Es sei eben nicht so gewesen und damit sei die Karriere seines Vaters beendet gewesen.
Das Gästebuch des Landeshauptmannes Lentsch zeugt von großer Politik und geselligem Zusammensein und ist ein Zeitdokument, eine Erinnerung an den bisher letzten burgenländischen Landeshauptmann der ÖVP und seine Gäste. Kurz vor seinem 79. Geburtstag starb Josef Lentsch im Jahr 1988.