Kultur

Vorlesetag: Bücher aus dem Burgenland

Am 24. März ist der Vorlesetag gefeiert worden, mit Lesungen online und vor Publikum, mit Videos und Tipps rund ums Lesen. Doch auch die andere Seite des Buches, die der Autorinnen und Autoren, hat im Burgenland sehr viel zu bieten.

Wie das so ist, wenn die eigenen Kinder erste Schimpfwörter lernen und ausprobieren, kennt die aus Oberpullendorf stammende Illustratorin Nadine Kappacher ganz genau. Denn genau so eine Situation hat sie zu dem Kinderbuch „Das Wort mit Sch“ inspiriert.

Inspiration am Frühstückstisch

„Es war eine ganz konkrete Situation beim Frühstückstisch mit meinen Kindern, wo die ganze Geschichte entstanden ist binnen einer halben Stunde. Es war wieder einmal eines dieser „kackalulu“-Gespräche, die die Kinder ganz großartig finden und die die Eltern sehr nervig finden, vor allem beim Essen. Und irgendwann hab ich gesagt: ‚Aus! Ich will jetzt diese Worte nicht mehr hören und auch nicht das Wort mit Sch.‘ Und dann haben sie mich schelmisch angeschaut und gemeint: ‚welches Wort mit Sch meinst du denn, Mama? Schirm? Oder Schuhe?’“

Bücher aus dem Burgenland
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„Das Wort mit Sch…“

Aus der Situation am Frühstückstisch hat Nadine Kappacher eine phantasievolle Geschichte gesponnen von einem Mädchen, das einem wunderschönen Schmetterling folgt, auf eine Schlange trifft und auf einem Schaf fliegt. Denn Wörter mit „Sch“ gibt es viele. Das Buch kommt mit wenig Text und viel Poesie aus und es bietet Eltern auch die Möglichkeit mit Kindern darüber zu reden, wie man mit der eigenen Wut umgehen kann, ohne andere zu verletzen.

Bücher über Oma und Ora

In Leithaprodersdorf lebt und arbeitet die Autorin und Malerin Brigitte G. Evans. Sie hat zwei neue Bücher herausgebracht. „Ora. Das Mädchen mit dem orangefarbenen Haar“ und „Oma zieht in den Himmel“. Bei beiden Büchern hat sie mit bildenden Künstlerinnen zusammengearbeitet. Evans schreibt, seit sie schreiben kann. In ihrer Jugend in Pöttsching waren es Gedichte, dann Kinderbücher. In „Oma zieht in den Himmel“ erzählt sie von dem achtjährigen Paul, der lernen muss mit dem Sterben seiner Großmutter umzugehen. Sich mit dem Tod im Leben auseinander zusetzen hält sie für essentiell.

Bücher aus dem Burgenland
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Die beiden Bücher von Brigitte G. Evans

„Ich glaube, das ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema, der Tod, gescheiter wäre es, wenn man schon vorher beginnen würde dieses Thema zu besprechen, es ganz normal in den Alltag einzubeziehen, dass man mit den Kindern zum Beispiel ganz normal auf den Friedhof geht. Ich bin in Pöttsching neben dem Friedhof aufgewachsen, wir haben auf dem Friedhof gespielt, für uns war der Tod was, das normal war, das hat dazugehört", so Brigitte G. Evans.

Sendungshinweis: Radio Burgenland Extra, 24.3.2022

Die zarten Aquarellarbeiten, die Illustrationen zum Buch, stammen von der Eisenstädter Grafikerin Kerstik Kriks, die ihr erstes Kinderbuch illustriert hat. Die Kinderzeichnungen stammen von dem jungen Alexander Scheiblehner. Es war auch eine Künstlerin, die Dänin Franziska Norgaard, die die Autorin Evans zu dem Buch „Ora. Das Mädchen mit dem orangefarbenem Haar“ inspiriert hat. Darin erzählt sie von einem Land, in dem alle Menschen ab 10 ihre Farben verlieren und grau werden, mit einer Ausnahme: Ora.

Von der Vorleserin zur Autorin

Manu Gerdinich aus Hornstein ist eine leidenschaftliche Vorleserin und verwöhnt ihre beiden Kinder auch mit selbst erfundenen Geschichten. Eine davon hat sie nun veröffentlicht, sie heißt „Stille Post im Frost“. Es ist eine Geschichte für Kinder ab 5, die von einem Igel und seinem Freund, dem Waschbären handelt, die im Wald in der Klemme stecken.

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„Stille Post im Frost“

„Die Geschichte spielt ja in Hornstein in der Lindenallee, das ist ja der Bereich zwischen der Volksschule, dem Kindergarten und dem Kinderspielplatz. Es ist der Ort, an dem wir uns die letzten Jahre am allermeisten aufgehalten haben. Meine Kinder waren sehr entzückt, dass es da in dem Buch Wörter oder Orte gibt wie Lindenallee und Sonnenberg, die sie kennen.“

Manu Gerdinich, die auch leidenschaftliche Bibliothekarin in der Bücherei Hornstein ist, hat sich in ihrem Buch für das Schreiben in Reimform entschieden. Sie schätzt daran, dass Reime den Sprachschatz von Kindern auf spielerische Art erweitern. Die Illustrationen zu dem Buch stammen von der ukrainischen Illustratorin Alena Tkach.

Litzelsdorf als Kulisse für einen Krimi

Auch mit der Natur, aber mit überaus ungereimten Todesfällen spielt der neue Kriminalroman der in Litzelsdorf lebenden Autorin Klaudia Blasl. In „Gärten, Gift und tote Männer“ geht ein Giftmischer um, der die Idylle des Dorfes ins Wanken bringt. Blasl ist interessiert sich sehr für giftige Pflanzen, im Krimigenre ist sie ohnehin zuhause: „Miederhosenmord“, „Kernölkrieg“ oder „Gamsbartmassaker“ sind kritisch, satirisch und ein bisschen böse, aber immer mit Humor geschrieben. Was sie oft stört ist, dass Pflanzengiftmorde nicht so einfach sind, wie es gern dargestellt werden.

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„Gärten, Gift und tote Männer“

„Mir ist aufgefallen, dass es in Krimis im Fernsehen oder auch in Büchern immer so ist, dass die Menschen am Tisch sitzen, dann isst einer die Suppe, röchelt zwei Mal, greift sich an den Hals und fällt tot um. Das gibt es nicht, es gibt kein Gift, das so wirkt, zumindest kein Pflanzengift“, so Blasl. Klaudia Blasl hat sich einen Vorsatz gefasst, für den Tag der Offenen Gartentür von „Natur im Garten Burgenland“ am 20. und 21. Mai. Dort möchte sie die 111 Giftpflanzen präsentieren, die sie in dem Buch „111 tödliche Pflanzen, die man kennen muss“ vorgestellt hat.