„Was geschieht mit unserer Hauptstadt! Verrat – Schmach – Man will unser Burgenland teilen – darum kommt alle heute 11.00 Uhr Vormittag am Schlossplatz zur Demonstration!“ Mit diesem Flugzettel und anderen haben Eisenstadt und sein Bürgermeister 1923 recht direkt um Unterstützung für seine Sache geworben – seine Bewerbung um die Hauptstadt des Burgenlandes.
Plakate für Eisenstadt als Hauptstadt
„In den Akten zur Landeshauptstadt-Findung liegen einige solche Flugblätter ein und ich habe dann 2015 für eine Publikation in diesen Akten geforscht und habe diese Flugblätter herausgezogen, fotografiert und publiziert. Der Kurator der Ausstellung, Professor Rathkolb, kannte diese Publikation, weil er da auch das Vorwort dafür geschrieben hat. Er hat sich dann an diese Flugblätter erinnert“, so die Eisenstädter Historikerin Brigitte Krizsanits.

Nach dem Verlust der geplanten Hauptstadt Sopron-Ödenburg, nach der Volksabstimmung Mitte Dezember 1921, brauchte das neue Bundesland eine neue Hauptstadt. In Eisenstadt zeigten die Flugblätter Wirkung. „Den Bildquellen zufolge war der Zuspruch schon sehr groß. Es gibt das doch recht bekannte Foto, wo auch Bürgermeister Aemilian Necesany im Frack marschiert. Das hat man ihm auch ein bisschen angekreidet, vor allem die Sozialdemokraten. Die wollten ihn nämlich nicht so gerne, weil er dürfte recht ein Sir gewesen sein. Die Mobilisierung war sicherlich sehr groß und es sind dann schon die Leute auf die Straße gegangen“, so Krizsanits.
Sendungshinweis:
„100 Objekte – 100 Geschichten“, 24.3.2022, ORF 2 Burgenland
Eisenstadt wurde 1925 Sitz der Landesregierung
Der Eisenstädter Bürgermeister Aemilian Necesany, ein gebürtiger Böhme, warb mit Hartnäckigkeit und harten Sprüchen für seine Stadt als Hauptstadt. Mit Erfolg – am 30. April 1925 wurde Eisenstadt Sitz der Burgenländischen Landesregierung. Aber zu diesem Zeitpunkt war Necesany nicht mehr Bürgermeister.

„Also man war nicht sehr glücklich darüber, dass ein Auswärtiger der erste Bürgermeister von Eisenstadt war. Aber er hat viel für die Stadt bewegt und er war ein Wegbereiter eben zur Landeshauptstadt“, sagte Krizsanits. Sein Nachfolger, Paul Koller, vollendete das Angestrebte. Er war aber auch kein Eisenstädter, sondern ein Fleischhauer aus St. Margarethen.
„100 Objekte – 100 Geschichten“
Demonstrationen für Eisenstadt als Landeshauptstadt für das neue Bundesland