Salatmesser
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„100 Objekte – 100 Geschichten“

Salatmesser dokumentiert beschwerlichen Alltag

Wie beschwerlich der Alltag, vor allem für Kleinbauern seinerzeit war, dokumentiert ein ganz besonderes Ausstellungsstück auf Burg Schlaining: ein Salatmesser. Das etwa 40 Zentimeter lange Messer ist gemeinsam mit den akribisch geführten Listen der Neusiedler Bäuerin Paula Prasch ausgestellt.

Prasch dokumentierte ihre Salaternte von 1952 bis 1982 Jahr für Jahr. „Die Bäuerin Paula Prasch – eine sehr liebe, gute Bekannte von mir, die jetzt vor ein paar Jahren gestorben ist, hat – sie war nicht verheiratet – allein den Hof geführt und wirklich präzise Buch geführt: wie viel Salatpflanzen sie gesetzt hat, wenn die Händler gekommen sind, wie der Preis sich entwickelt hat, von März bis April hinein bis Ostern. Das ist eine ganz tolle wirtschaftshistorische Quelle“, erzählte Volkskundler Sepp Gmasz.

Paula Prasch
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Paula Prasch

Man sei froh, solche Dokumente zu haben, denn diese werden sehr oft weggeschmissen, weil man den Wert dieser Dinge nicht erkennen würde. Man habe den ganzen Nachlass von Paula Prasch im Stadtarchiv übernehmen können und es seien herrliche Dokumente dabei, sagte Gmasz.

Heideboden versorgte große Städte

Der Heideboden war schon immer jene Gemüseanbauregion, die die großen Städte, allen voran natürlich Wien, mit frischen Produkten versorgte. Anfang der 1960iger-Jahre wurde die Gemüseproduktion mehr und mehr industrialisiert, damals wurden an die 20 Millionen Pflanzen jährlich ausgesetzt, auch schon in Glashäusern. Die kleinen Gemüsebauern konnten da nicht mithalten – geblieben sind Erinnerungsstücke.

Dokumentation von Paula Prasch
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Paula Prasch dokumentierte fein säuberlich ihre Salaternte

Erinnerungsstücke bleiben

Sendungshinweis

„Burgenland heute“, 10.3.2022

„Dieses Salatmesser ist kurios, natürlich. Also es diente dazu, die Salatpflänzchen auszustechen. Man musste da natürlich tief in die Erde hinein stechen. Aber das Kuriose daran ist, dass es aus einem alten Bajonett geschmiedet ist. Der Bruder von der Prasch Paule, der war handwerklich sehr begabt und der hat dort zwei Holzgriffe mit dazu geschnitzt. Und so ist aus einer Waffe ein taugliches Salatmesser geworden“, so Gmasz.