Bojni spomeniki su puni hrvatskih imen
privatna slika
privatna slika
„Geschichte im Gespräch“

Der Zweite Weltkrieg im Burgenland

Es geht um sechs prägende Jahre – um die Zeit von 1939 bis 1945 – die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Der 33-jährige Historiker Michael Schreiber hat sich ausführlich mit den Strategien und Mechanismen des Krieges beschäftigt. In der Radioserie „Geschichte im Gespräch“ mit Redakteurin Bettina Treiber erzählt er von den Gräueln beim Südostwallbau und auch von einem Bombenabwurf über Eisenstadt.

Der Zweite Weltkrieg war eine logische Fortführung deutscher Expansions- und Wirtschaftspolitik und begann am 1. September 1939 mit dem Einfall der Wehrmacht in Polen. Am 3. September erklärten Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg. Rund einen Monat später war Polen geschlagen und zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt. Nach einem schnellen Feldzug gegen Norwegen und Dänemark wandte sich Adolf Hitler im Mai 1940 dem Westen zu und marschierte in den Niederlanden, in Belgien und Luxemburg ein. Mitte Juni war auch Frankreich unterworfen. Nachdem der Krieg im Westen mehr oder weniger entschieden war, wandte sich Hitler seinem eigentlichen Ziel zu: Osteuropa.

Er griff die Sowjetunion an, davor überfiel das Deutsche Reich noch Jugoslawien und Griechenland. Zunächst stieß die Wehrmacht schnell und weit in die Sowjetunion vor, geriet dann aber ins Stocken. Die Wende im Krieg brachte der sowjetische Sieg bei der Schlacht von Stalingrad im Winter 1942/43. Von da an befand sich die Wehrmacht im Rückzug. Nachdem im Dezember 1941 auch die USA in den Krieg eingetreten waren, sich zunächst allerdings auf den Krieg gegen das mit Deutschland verbündete Japan konzentrierten, begann sich auch im Westen, mit der Landung alliierter Truppen in der Normandie im Juni 1944, die deutsche Niederlage immer deutlicher abzuzeichnen. Der zweite Weltkrieg endete auf den europäischen Schauplätzen mit der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945, während er sich im Pazifik noch bis zum 2. September 1945 zog und erst durch den Abwurf von Atombomben über Hiroshima und Nagasaki beendet wurde.

Historiker Michael Schreiber
ORF
Der Historiker Michael Schreiber von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft

Kriegsverlauf im Burgenland

Ab August 1939, also am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, begannen auch im Burgenland die Einberufungen zur Wehrmacht. Bis zu den Jahrgängen 1883 wurden wehrfähige Männer zur Armee beordert, kurz ausgebildet und ehestmöglich an die Front geschickt. An allen europäischen und afrikanischen Kriegsschauplätzen waren sie als Soldaten im Einsatz, manche auch als Angehörige der SS. In so gut wie allen burgenländischen Orten gab es Männer, die nicht aus dem Krieg zurückgekehrt sind. Etwa 17.500 Burgenländer sind an den verschiedenen Kriegsschauplätzen gefallen. Besonders hoch war der Anteil der Gefallenen in Gols im Nordburgenland, in Nikitsch im Mittelburgenland und in St. Martin an der Raab im Südburgenland. Daneben gab es auch viele zivile Opfer, die dem nationalsozialistischen Regime zum Opfer gefallen sind. Dazu zählen Roma und Juden, Behinderte und Homosexuelle, sowie politische Oppositionelle, die in Lagern inhaftiert und umgebracht wurden. Von den burgenländischen Roma haben nur 10 Prozent die Zeit des Nationalsozialismus überlebt und die ehemals großen jüdischen Gemeinden des Burgenlandes sind bis 1945 nachhaltig ausgelöscht worden.

Verbrechen in der Endphase des Krieges

Im Herbst 1943 zog Adolf Hitler aus einer Reihe schwerer politischer und militärischer Niederlagen die Konsequenz zu einer Verteidigungsstrategie überzugehen. In der Propaganda tauchte deshalb immer öfter der Begriff „Festung Europa“ auf. Bis zum Ende des Krieges verengte sich der Begriff aufgrund militärischer Niederlagen aber immer weiter auf die Begriffe „Festung Deutschland“ und „Alpenfestung“. Als sich der Frontverlauf der Grenze des Deutschen Reiches näherte, ernannte Hitler am 1. September 1944 die Gauleiter zu „Reichsverteidigungskommissaren“ und betraute sie mit der Durchführung von Befestigungsbauten entlang der Reichsgrenze. Davon war auch das Burgenland betroffen, das seit dem 15. Oktober 1938 unter den Gauen Niederdonau und Steiermark aufgeteilt worden war. Im Oktober 1944 wurde mit den Errichtungsarbeiten begonnen. Bei Bratislava schloss der sogenannte „Südostwall“ an teilweise schon bestehende Verteidigungsanlagen an und zog sich entlang des Neusiedler Sees über Sopron und Köszeg bis Kulm im Südburgenland. Von dort sollte sich der „Südostwall“ bis zur Adria ziehen.

Izvještaj o boju u Kalendaru
Naša Domovina kalendar
So wird der Beginn des Krieges im Kalender „Naša domovina“ für 1940 beschrieben

Beim „Südostwall“ handelte es sich um ein System aus Schützen- und Verbindungsgräben, Panzer- und MG-Stellungen sowie diversen Abwehrgräben und Kommandostellungen. Während die meisten Abschnitte des „Südostwalls“ nach dem Krieg wieder zugeschüttet worden sind, gibt es teilweise – vor allem in Wäldern entlang der Grenze, wie z.B. in Kroatisch Minihof – immer noch Reste dieser Anlage zu sehen. Vor allem die 3,5 m tiefen und 4 m breiten Panzergräben sowie die langen Verbindungsgräben lassen sich im Gelände immer noch gut erkennen.

Gegraben wurde der „Südostwall“ von Einheimischen – darunter auch viele Freiwillige –, HJ-Verbänden, Kriegsgefangenen von allen Kriegsschauplätzen und jüdischen Zwangsarbeitern aus Ungarn. Besonders schlimm waren die Umstände, unter denen die ungarischen Zwangsarbeiter untergebracht worden waren. Jüdinnen und Juden wurden ab 1944 auch in Ungarn verfolgt. Ein Teil von ihnen wurde sofort in Konzentrationslager deportiert und dort vernichtet oder zur Schanzarbeit am „Südostwall“ ins Burgenland verschleppt.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Extra“, 28.10.2021, 20.04 Uhr

Während die eingesetzten Kriegsgefangenen in Scheunen, Schulen oder Ställen einquartiert wurden, sind Jüdinnen und Juden in unbeheizten Lagern eingepfercht worden. Nicht nur wurden sie von den Wächtern schikaniert und zur härtesten Arbeit angetrieben, sie bekamen auch nicht genug Lebensmittel, um bei Kräften zu bleiben. Als im Winter die Brunnen zufroren gab es in vielen Lagern keine Möglichkeit zur Reinigung mehr, weshalb sich Krankheiten und Seuchen ausbreiteten. Als im Februar/März 1945 eine Typhusepidemie ausbrach, kam es zu Massenerschießungen, etwa auch im Bezirk Jennersdorf. Ende März, als die Sowjetische Armee immer weiter westwärts vorstieß, wurden die Zwangsarbeiter in Richtung Mauthausen getrieben, um dort umgebracht zu werden. Kranke und Schwache, die den Marsch nicht antreten konnten, wurden von Wachmannschaften und SS-Einheiten erschossen.

Am 29. März wurden auch etwa 60 ungarische Jüdinnen und Juden in Deutsch Schützen ihrer wenigen Habseligkeiten beraubt und erschossen. Wenige Tage davor wurden in der Nähe des Kreuzstadls in Rechnitz etwa 200 jüdische Zwangsarbeiter aus Ungarn erschossen und verscharrt. Noch heute ist nicht geklärt, wo man die Erschossenen vergraben hat. Bisher konnten bei den vielen Grabungen, die seit 1945 gemacht wurden – so auch dieses Jahr – die Gräber der Opfer nicht gefunden werden.

Bojni spomenik u Filežu
Kriegsdenkmal in Nikitsch

Bomber über dem Burgenland

1943 ließ mit der Niederlage der Wehrmacht bei Stalingrad nicht nur die Zahl der Gefallenen Burgenländer rasant in die Höhe schnellen, in diesem Jahr wurde auch der strategische Bombenkrieg gegen Ziele in Österreich begonnen. Dieser wurde hauptsächlich von amerikanischen und britischen Verbänden von Italien aus getragen. Dabei blieb das Burgenland vom strategischen Luftkrieg weitestgehend verschont und war zumeist nur Überfluggebiet. Bombardiert wurden in erster Linie Ziele in und um Wien. Auch Wiener Neustadt war immer wieder Ziel größerer Bombenangriffe, was es zu einer der am schwersten bombardierten Städte bis zum Kriegsende machte.

Diese Angriffe sind darauf zurückzuführen, dass sich in und um Wiener Neustadt, neben zwei bedeutenden Flugplätzen, wichtige Fabrikanlagen befanden, in denen unter anderem deutsche Jagdflugzeuge produziert wurden. Durch die massive Zunahme der Bombardierungen zum Ende des Krieges hin nahmen auch die Luftkämpfe über dem Gebiet des Burgenlandes und damit auch Abstürze von Flugzeugen stark zu. So wurden beispielsweise 1944 amerikanische Bomber über Stinatz und in der Nähe von Zagersdorf abgeschossen. Aber auch das Burgenland wurde Ziel von Bombenangriffen. Hier wurden hauptsächlich Verkehrsverbindungen – wie beispielsweise im Raum Güssing – bombardiert.

Am 10. Mai 1944 entlud ein getroffener amerikanischer Bomber über Eisenstadt seine Bombenlast. Die Bomben sind in der Pfarrgasse, Hauptstraße, Haydngasse und am Oberberg eingeschlagen und haben 20 Häuser zerstört. Es hat unzählige Verletzte gegeben, 42 Tote, darunter auch 2 Schüler des Eisenstädter Gymnasiums. Im Frühjahr 1945 griffen auch sowjetische Flugzeuge Ziele an und leiteten damit das Ende des Zweiten Weltkrieges ein.

Nimški Messerschmied Bf109
Deutschland produzierte 33.000 Flugzeuge vom Typ Messerschmitt, jedes vierte Flugzeug dieses Typs wurde in einer Wiener Neustädter Fabrik gefertigt

Kriegsende

Nachdem die letzte Offensive der Wehrmacht beim ungarischen Plattensee gescheitert war, stießen die sowjetischen Verbände rasch bis zum Burgenland vor. In den letzten Märztagen betraten die ersten sowjetischen Spähtrupps das Gebiet des Burgenlandes. Nachdem der Versuch die Grenze bei Schachendorf zu überschreiten gescheitert war, durchstießen am 29. März Einheiten der 6. Garde-Panzerarmee der 3. Ukrainischen Front bei Klostermarienberg widerstandslos den Südostwall. Schon in den ersten Apriltagen waren das Nord- und Mittelburgenland von der Sowjetarmee eingenommen, wobei es immer wieder zu Gefechten kam, wie im Raum Mattersburg. Vielen Orten blieben allerdings Kampfhandlungen erspart, weil sich die Volkssturmverbände, die zur Verteidigung des Deutschen Reiches aufgefordert wurden, weigerten, ihr Leben sinnlos herzugeben. Weitaus heftiger waren die Gefechte im Südburgenland. Entlang der Lafnitz wurde gar bis zum Ende des Krieges gekämpft. Bis zur Einnahme Wiens am 15. April und der Kapitulation des Deutschen Reiches war das Burgenland für die sowjetische Armee hauptsächlich Durchzugs- und Versorgungsgebiet. Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht.

„100 Jahre Burgenland“ im ORF Burgenland

In Anlehnung an die wöchentliche Serie in der Volksgruppen-Kultursendung ist in „Radio Burgenland Extra“ die 13-teilige Gesprächsreihe mit Historiker Michael Schreiber in deutscher Sprache zu hören. Unter dem Titel „100 Jahre Burgenland – Geschichte im Gespräch“ führt Kulturredakteurin Bettina Treiber Interviews mit dem 32-jährigen Historiker aus Nikitsch zur Geschichte des Burgenlandes. Die Gesprächsreihe wird jeden letzten Donnerstag im Monat um 20.04 Uhr in „Radio Burgenland Extra“ ausgestrahlt und sie gibt es als Podcast zum Nachhören: „Radio Burgenland Extra“ als Podcast