Der Willersbach entspringt im Grenzgebiet von Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark. Nahe dem Dreiländerstein, der jenen Punkt markiert, an dem die drei Bundesländer zusammenkommen, beginnt die sogenannte Schlucht. Sie erstreckt sich gut fünf Kilometer lang bis zur Ortschaft Willersdorf in der Gemeinde Oberschützen. Etwa auf halber Strecke zweigt ein kurzes Seitental nach Aschau ab. Die Bewohner dieser Ortschaft haben für die Willersdorfer Schlucht einen eigenen Namen gewählt: die Aschauer Au.
Symphonie in Grün
Die gesamte Schlucht kann bequem zu Fuß erkundet werden. Dabei wird der Willersbach mehrfach überquert. Auf idyllischen Holzbrücken legt man gern eine kurze Rast ein, um den Moment zu genießen und den Bach in seinem überwucherten Bett zu bewundern. Dem Betrachter eröffnet sich eine Symphonie aus Grüntönen. Die Vielfalt der Pflanzen in diesem Augebiet ist für die Region einzigartig.
Die Willersdorfer Schlucht ist in biologischer und geologisch-geografischer Hinsicht eine Besonderheit. Als burgenländischer Ausläufer des Wechselmassivs hat sie Anteil an den Zentralalpen. Das erklärt auch, warum sich hier, im äußersten Osten Österreichs, am Rande der pannonischen Tiefebene, alpine und montane Vertreter von Flora und Fauna finden. Oberhalb der Schlucht sind die Waldböden dicht mit einer kleinen Strauchpflanze bewachsen, die vor allem Naschkatzen und Beerensammler anlockt. Jedes Jahr im Frühsommer reifen hier Heidelbeeren in Hülle und Fülle.
Sendungshinweis
„Burgenland heute“, 30.9.2021
Auch die Tierwelt ist mit einigen bemerkenswerten Arten im Gebiet der Willersdorfer Schlucht vertreten. So horstet hier immer wieder der scheue Schwarzstorch und es sind Schmetterlinge wie der Schwarze Apollo, der Aurorafalter und der Große Schillerfalter hier beheimatet. Für interessierte Naturliebhaber stehen entlang des Wanderpfades kleine Holzpulte mit Informationen über die außergewöhnliche Tier- und Pflanzenpopulation in der Schlucht.
„9 Plätze – 9 Schätze“
Die Willersdorfer Schlucht
Einst ein Mühlbach
Früher einmal, so wird berichtet, war der Willersbach ein bedeutender Handelsweg von Nord nach Süd und ein vielfach genutzter Mühlbach. Bis zu sieben Mühlen dürften in den vergangenen Jahrhunderten hier geklappert haben. Heute ist davon nur mehr wenig zu sehen, etwa von der um das Jahr 1820 errichteten „Patrizlmühle“.
Der sagenumwobene „Schloss-Hansl“
Hoch über der Schlucht erhebt sich ein eigenwilliger Hügel: eine Art Kegel, der bei genauerer Betrachtung Reste gemauerter Ziegel zeigt. Hier stand einst die Burg des Johann von Güns, erbaut und auch bald darauf wieder zerstört im 13. Jahrhundert. Johann von Güns, der sogenannte „Schloss-Hansl“, soll ein Raubritter gewesen sein und – so will es die Sage – im Willersbach das geraubte Gold gewaschen haben.