Halbturn war schon im 18. Jahrhundert, zur Zeit Kaiser Karls VI., von Wien aus leicht zu erreichen. Die pannonischen Jagdgründe gehörten zu den liebsten Aufenthaltsorten des Monarchen. Auch seine Tochter, die spätere Kaiserin Maria Theresia, liebte das Schloss und die Gegend. Für sie war es quasi der Zweitwohnsitz im Burgenland. Noch heute ist das Anwesen im Besitz der Nachfahren der Habsburger-Dynastie. Markus Königsegg-Aulendorf und seine Frau Philippa, geborene Waldburg-Zell-Hohenems, leiten die Geschicke von Schloss Halbturn.
Ruine nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Laufe der Jahrhunderte stand das Schloss – im übertragenen Sinn – nicht nur im Licht, sondern häufig auch im Schatten. Mehrfach brannte es lichterloh, zuletzt im Jahre 1949. Damals ging das Hauptschloss in Flammen auf. Wie durch ein Wunder wurde das einstige Wohnzimmer Maria Theresias, der Maulpertsch-Saal, vom Brand verschont. Das berühmte Deckenfresko von Franz Anton Maulpertsch, eine Allegorie der Zeit und des Lichts, blieb erhalten. Kaiserin Maria Theresia hatte es 1765 als Hochzeitsgeschenk für ihre Tochter Erzherzogin Maria Christina und deren Bräutigam Albert Kasimir von Sachsen-Teschen anfertigen lassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem verheerenden Feuer war das einst so prächtige Schloss eine einzige Ruine. Die Erben des Anwesens, Paul und Marietheres Waldbott-Bassenheim, standen Ende der 1950er-Jahre gleichsam vor einem Trümmerhaufen. Der Wiederaufbau gelang nur mit finanzieller Unterstützung durch das Land Burgenland und das österreichische Bundesdenkmalamt.
Wo Kunst und Kultur residieren
Heute ist das in neuem Glanz strahlende Barockschloss ein Haus der Kultur. Alljährlich finden in den Räumlichkeiten des Haupttrakts Ausstellungen statt. 2021 war die große Jahresschau dem schönen Themenkreis Speis und Trank gewidmet. „Bei Genießern zu Gast“ führte in die Welt der leiblichen Genüsse.
„9 Plätze – 9 Schätze“
Schloss Halbturn – Barockjuwel des Landes
Einen Fixpunkt im sommerlichen Kulturgeschehen bilden auch die Halbturner Schlosskonzerte. Bereits seit den 1970er-Jahren konzertieren hier internationale Musikgrößen, das Programm reicht von Klassik bis Jazz, vom Lied über Kammermusik bis hin zum Orchesterkonzert.
Weitläufige Parkanlage
Als wahre Künstler erwiesen sich auch die Planer des Schlossparks. Zunächst war es dem Architekten des Hauses, Johann Lucas von Hildebrandt, vorbehalten, einen Barockgarten anzulegen. Davon ist nur noch wenig im „Broderieparterre“ vor der Südfassade des Schlosses erhalten. So, wie der Park sich heute in großen Teilen zeigt, wurde er um das Jahr 1900 unter Erzherzog Friedrich nach englischem Vorbild errichtet.
Sendungshinweis
„Burgenland heute“, 29.9.2021
Maßgeblich an der Gestaltung beteiligt war der seinerzeitige Gartendirektor von Schloss Schönbrunn, Anton Umlauf. Der Park gehört heute zu den gartenarchitektonischen Denkmälern Österreichs. Zudem ist er die einzige Parkanlage im nordöstlichen Burgenland. Der von mächtigen Kastanienbäumen dominierte Schlosspark ist ein Refugium für Ruhe- und Erholungsuchende und ganzjährig geöffnet. Eine Besonderheit macht ihn zusätzlich reizvoll: Immer wieder trifft der Besucher auf Skulpturen moderner Kunst.
Auch Weingut gehört zum Schloss
In Halbturn wird nicht zuletzt Weinkultur großgeschrieben. Zum Schloss gehört unter anderem der Schlossweingarten Wittmannshof. Mit 42 Hektar Fläche ist er die größte zusammenhängende Weingartenanlage Österreichs in Privatbesitz. Hier werden hauptsächlich die Rebsorten Pinot Noir, Blaufränkisch, St. Laurent, Zweigelt und Merlot kultiviert.