Uschi Zezelitschs Kriecherl aus dem Garten
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„Uschi hoch zu Beet“

Fast vergessene Pflanzen: Kriecherl oder Siewerl

Kriecherl, Siewerl oder Spänling? Drei Namen für Früchte, die viele nur noch von Erzählungen der Großeltern kennen. Kräuterhexe Uschi Zezelitsch aus Mattersburg hat einen uralten Kriecherlbaum in ihrem Garten und kocht die Früchte Jahr für Jahr süßsauer oder pikant ein.

Der Rückgang der Kriecherlbäume ist lange nicht aufgefallen. Dabei waren die strauchähnlichen Bäume mit den kleinen, fest am Kern sitzenden Früchten einst weit verbreitet. Die Früchte dieser Kleinpflaumenart können gelb, rot oder blau sein. Der Begriff „Kriecherl“ ist ein sehr breit gefasster für viele Formen unbekannten Ursprungs.

Gefährdete Kulturpflanze

Vom Selbstversorger-Allerweltsbaum hat es das Kriecherl in knapp einer Generation auf die Liste der gefährdeten heimischen Kulturpflanzen geschafft. Die Bestandsrückgänge liegen bei alarmierenden 90 Prozent. Kriecherl brauchen Fläche und müssen auch manchmal „wild“ aussehen dürfen. In der Natur können sie dichte Hecken bilden, die vor Erosion schützen und die vielen Tieren Unterschlupf und Nahrung bieten.

Uschi Zezelitschs Kriecherl aus dem Garten
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Uschi Zezelitsch neben ihrem Kriecherlbaum

Im Burgenland kommt er von Nord bis Süd vor – in alten Gärten aber auch entlang von Straßenzügen, am lichten Waldrand, entlang von Bächen und auf so genannten „G’stättn“. Die genaue Artenzugehörigkeit ist sehr schwierig zu definieren.

Sendungshinweis

„Uschi hoch zu Beet“, 17.8.2021, ORF 2 Burgenland

Siewerl eignen sich zum Schnaps brennen

Jedenfalls wird als Kriecherl oder Siewerl eine heimische Kleinpflaume mit fein behaarten Jungtrieben und weißen Blüten bezeichnet. Die Wurzeln bilden viele Ausläufer – so vermehrt sich die Pflanze. Ein gutes, wenn auch lästiges, Merkmal ist, dass sich die Frucht nicht ganz vom Kern lösen lässt. Das macht die Verarbeitung oft zu einem Geduldspiel. Der Kern selbst hat manchmal ein Fischgrätmuster.

„Uschi hoch zu Beet“

Uschi Zezelitsch zeigt, was man alles aus Kriecherl machen kann

Die rot-blauen Siewerl des Baumes im Garten von Uschi Zezelitsch beginnen schon im Juli zu reifen, andere tragen bis Anfang September Früchte. Am besten eignen sich die Siewerl zum Schnaps brennen. Das Auflesen macht den Edelbrennern die meiste Arbeit, denn sie sollen nicht gepflückt werden und der Baum darf auch nicht geschüttelt werden. Die beste Qualität liefern reife Früchte. Eine Frucht ist brennreif, wenn sie vom Baum fällt. Leider sind Kriecherl nicht lange haltbar. Sie sollten zweimal täglich geklaubt werden.

Marmeladen-Rezept

Aus Kriecherl lässt sich zum Beispiel Marmelade machen. Uschi Zezelitsch fertigt diese nach dem Rezept ihrer aus Böhmen stammenden Großmutter.

  • 1 kg Kriecherl,
  • 1/8 Liter Wasser oder Orangensaft,
  • 1 Sternanis,
  • 4 Gewürznelken,
  • 1 Zimtstange,
  • 1 cm frischer Ingwer aufkochen, bis sich die Kerne vom Fruchtfleisch lösen, durch ein Sieb streichen und mit ½ kg Gelierzucker vermischen,
  • 2 EL Zitronenzeste dazu geben.
  • 4 Minuten heiß sprudelnd aufkochen und in sterile Gläser füllen.