Uschi Zezelitsch
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„Uschi hoch zu Beet“

Vielseitiges Färberwaid

Blaue Gesichter bei den Kelten, der blaue Schurz, den unsere Großeltern getragen haben und die Blaudruckdirndl – sie alle werden blau durch eine Pflanze namens Färberwaid. Kräuterhexe Uschi Zezelitsch kennt auch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Pflanze.

Der original burgenländische Indigo-Handblaudruck gehört seit 2010 zum immateriellen Kulturerbe Österreichs. Früher waren „Fiata und Schurz“ in fast jedem burgenländischen Haushalt vertreten und deshalb gab es auch noch viele Blaufärber. Ganz ohne Strom, mit viel Anstrengung und Zeit und der wilden Färberwaid-Pflanze entstehen auch heute noch typisch burgenländische und vor allem einzigartige Stoffe.

Die Färberpflanze aus der Familie der Kreuzblütler stammt ursprünglich aus Westasien, wurde früher in ganz Europa speziell zum Färben kultiviert und wächst bei uns heute noch wild besonders gerne auf trockenen und warmen Unkrautfluren und Weinbergen. Die Wildpflanze mag kalkreichen, stickstoffreichen und lockeren Boden, aber mag nicht immer am gleichen Platz angebaut werden. Sie sät sich ohnehin gerne selbst aus.

Uschi Zezelitsch über Färberwaid

Im Mittelalter galt Färberwaid als Königin der Farbstoffe. Die Geschichte führt allerdings noch weiter bis in die Antike zurück. Aus den Aufzeichnungen der Caesarischen Feldzüge geht hervor, dass sich Kelten und Briten mit einem blaugrünen Farbstoff die Gesichter anmalten, um den Feinden in der Schlacht möglichst furchterregend gegenüberzutreten.

Heilende Wirkung

Schon seit 3.000 Jahren schwört die Traditionelle Chinesische Medizin auf ihre heilende Wirkung. Es werden die Wurzeln (Isatis Radix) des Krauts gegen grippale Infekte, Mumps und Masern verwendet. Bei der chinesische SARS-Epidemie 2003 wurde Färberwaid gegen die Infektionskrankheit eingesetzt. Die Homöopathie setzt auf Färberwaid basierte Mittel nach wie vor gegen bestimmte Viruserkrankungen. Aus neueren Untersuchungen geht hervor, dass das Kraut große Mengen des krebvorbeugenden Glucobrassicin enthält, und der krebshemmende Effekt angeblich besonders bei Brustkrebs zum Tragen kommt.

Vielfältig einsetzbar

Sendungshinweis

„Uschi hoch zu Beet“, 11.5.2021, ORF 2 Burgenland

Die Einsatzmöglichkeiten von Färberwaid in der Naturmedizin sind vielfältig. Verwendet kann die ganze Pflanze: Blätter, Blüten und Wurzeln. Aus den Wurzeln lässt sich ein Bitterlikör gegen Erkältungen herstellen. Mit einer Tinktur aus getrockneten Blättern können Psoriasis-Patienten mit guten Erfolgen behandelt werden. Auch zur Behandlung von Flechten und Ekzeme kann Färberwaid unterstützend und lindernd wirken. Aus den Samen gepresster Öle können gegen eine Vielzahl von Hauterkrankungen wirken. Die Senföle machen Färberwaid zu einem natürlichen Antibiotika mit antimikrobiellen Eigenschaften gegen Bakterien und Pilze. Sie sollen auch bei etwa Magengeschwüren, Magen-Darm-Problemen, Fieber, Blutungen, kleinen Wunden und Entzündungen und zur Immunstärkung sehr gut wirken.

Färberwaid
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Das Färberwaid

Rezept: „Mund- und Gurgelwasser“

Wurzeln und Blätter können zum Gurgeln gegen Halsentzündungen und Pilzinfektionen im Mund-Rachenbereich verwendet werden. Dazu braut man einen Tee mit Färbeiwaidwurzeln und -Blättern und gibt zur antibakteriellen Unterstützung und für etwas Frische Salbei und Pfefferminze dazu und mischt in den ausgekühlten Tee Hamameliswasser.

Für eine Anwendung spült man den Mund nach dem Zähneputzen oder auch mehrmals pro Tag mit dem Mundwasser aus bis die Infektion weg ist. Das Mund- und Gurgelwasser ist zirka fünf Tage lang gekühlt haltbar. Der Aufguss kann äußerlich gegen Hautkrankheiten und Schwellungen helfen sowie Blutungen bei kleineren Wunden stoppen. Trotz der vielen, guten Eigenschaften sollten nur geübte Kräuterkundige Heilmittel mit Färberwaid selbst herstellen und auf jeden Fall nicht einnehmen, denn die Pflanze ist leicht giftig. Am besten man verwendet Fertigpräparate zur homöopathischen und äußerlichen Anwendung.