Vor sechs Jahren ist Gabriele Irmgardis verstorben. Der ehemalige ORF Burgenland-Kulturchef und Schriftsteller Günter Unger hat in seinem Buch „Freigeist und Ordensfrau“ die Lebenslinien dieser ungewöhnlichen Frau nachgezeichnet.
Persönliche Aufzeichnungen und Archive durchforstet
Unger wurde durch Zufall auf die Lebensgeschichte von Schwester Irmgardis aufmerksam. Monatelang tauchte er ein in die persönlichen Aufzeichnungen der ehemaligen Fernsehnonne ein und recherchierte in Archiven. Unger begegnete der Nonne als Jugendlicher persönlich. „Als ich Gymnasiast war, habe ich an einem Redewettbewerb teilgenommen, bei dem sie Jurymitglied war. Sie war damals eine hoch angesehene Professorin am Theresianum“, erinnert sich Unger.
„Faszinierte ganz Österreich“
Schwester Irmgardis vom Orden der Töchter des Göttlichen Erlösers schrieb in den 1960er Jahren Fernsehgeschichte. Die Lehrerin am Theresianum Eisenstadt war die erste Frau, die die Sendung „Christ in der Zeit“ präsentierte. „Sie wurde ein Star, noch bevor sie auf Geheiß des Kardinals König in das Fernsehen kam und dort zwei Jahre in der Sendung ‚Christ in der Zeit‘ quasi ganz Österreich durch ihre Eloquenz und charismatische Ausstrahlung fasziniert hat“, so Unger.
„Christ in der Zeit“
Zwei Jahre lang präsentierte Schwester Irmgardis „Christ in der Zeit“
Schwester Irmgardis hielt auch Vorträge, gründete eine Ordenszeitung und dachte über Reformen innerhalb des Ordens nach. Der Preis dafür: Misstrauen der Mitschwestern, Verdächtigungen und schließlich Fernsehverbot. Der „Fall Schwester Irmgardis“ sorgte national und international für Schlagzeilen.
Ausschluss aus dem Kloster
Gabriele Strausz wurde schließlich exklaustriert. Das bedeutet, sie wurde aus dem Kloster ausgeschlossen, gehörte allerdings bis zu ihrem Tod dem Orden an.
Schwester Irmgardis über das TV-Aus
Die „TV Nonne“ nahm selbst zu dem ordensinternen Streit und ihrer Abberufung Stellung
Ihr berufliches Augenmerk legte sie nach dem Leben im Kloster auf ihre pädagogischen Fähigkeiten und wurde schließlich Direktorin am Realgymnasium Güssing. Das Buch „Ordensfrau und Freigeist“ von Günter Unger ist im Verlag lex liszt 12 erschienen (Sendungshinweis: „Burgenland heute“, 15.10.2020).