Sport

Frauenfußball im Herzen – und in der Familie

Seit dem Aus des SV Mattersburg hat das Burgenland nur noch ein Bundesliga-Team – den FC Südburgenland. 2002 aus der Frauen-Sektion des SC Pinkafeld gegründet, spielt das Team seit 2003 in der höchsten Frauen-Spielklasse. Eine tragende Säule des Vereins ist die Familie Koch.

Christine Koch ist seit der Gründung des Vereins im Jahr 2002 Obfrau des FC Südburgenland. Ihre Tochter Susanna steht schon genauso lange auf dem Platz. „Ich glaube, sie war damals erst 14 Jahre alt und ich bin dann durch sie und durch die Gründung zum Verein dazugekommen. Bis vor zwei Jahren war auch mein Mann Obfrau-Stellvertreter“, sagte Christine Koch. „Er hat dann aber gesagt, dass er nicht mehr mein Stellvertreter sein möchte und hat das Amt zurückgelegt. Und seit einigen Jahren ist jetzt auch meine Schwiegertochter beim Verein – sie ist durch die Liebe zum FC Südburgenland gekommen“, so die Vereinsobfrau.

Porträt der Fußballfamilie Koch und Koch-Lefevre vom FC Südburgenland aus Pinkafeld
ORF
Christine Koch mit ihrer Tochter und ihrer Schwiegertochter auf dem Fußballplatz

"Niemand hat ein Problem damit

Mit der Schwiegertochter ist Stefanie gemeint. Sie und Susanna sind seit 14 Jahren ein Paar – 2018 haben sich die Beiden das Jawort gegeben. „Das ist auch in der Familie am Anfang nicht so akzeptiert worden – und so haben wir es in den ersten paar Jahren geheim gehalten, auch im Verein. Erst später habe ich gemerkt, dass niemand ein Problem damit hat“, sagte Susanna.

Porträt der Fußballfamilie Koch und Koch-Lefevre vom FC Südburgenland aus Pinkafeld
ORF/Privat
2018 haben Susanna und Stefanie geheiratet

Frauenfußball auch Thema im Studium

Frauenfußball ist Thema Nummer eins im Hause Koch-Lefevre – und auch in ihren Diplomarbeiten. Susanna beschäftigte sich dabei mit der „Sozialisation von Fußballerinnen“, wofür sie auch den Gender-Förderpreis des Landes Burgenland erhalten hat. Ein Kapitel ihrer Arbeit beschreibt die Akzeptanz von Frauen im Fußball.

Porträt der Fußballfamilie Koch und Koch-Lefevre vom FC Südburgenland aus Pinkafeld
ORF/Privat
Susanna Koch-Lefevre hat vom Land Burgenland den Gender-Förderpreis erhalten

Sie würden schon immer mehr akzeptiert, das habe man auch in den vergangenen 20 bis 30 Jahren gemerkt, sagte Susanna. „Die Vorurteile sind aber trotzdem nach wie vor in den Köpfen der Menschen, die nichts mit Frauenfußball zu tun haben, vorhanden. Und die kann man nur abbauen, wenn man präsent ist, sich die Spiele ansieht und sich mit dem Thema beschäftigt“, so Susanna.

Homosexualität im Fußball

Auch Stefanie kann in ihrer Diplomarbeit auf eigene Erfahrung zurückgreifen. Das Thema „Homosexualität im Fußball“ ist für sie allgegenwärtig.

Sendungshinweis

„Burgenland heute“, 24.9.2020

„Im Grunde hab ich untersucht, wie Trainer und Trainerinnen, vor allem im österreichischen Fußball, mit dem ganzen Thema umgehen – vor allem wie sie damit umgehen, wenn sich ihre Spielerinnen outen und lesbisch sind. Dazu habe ich zehn Interviews mit Trainern aus der ersten und zweiten Spielklasse geführt. Und im Prinzip ist das herausgekommen, was ich mir schon im Vorhinein gedacht hab: Es hat niemand ein Problem damit gehabt. Alle sind sehr unterstützend“, sagte Stefanie.

Porträt der Fußballfamilie Koch und Koch-Lefevre vom FC Südburgenland aus Pinkafeld
ORF
FC Südburgenland

Was im Frauenfußball kein Problem mehr ist, gilt bei den männlichen Kollegen oft noch als Tabu-Thema. Die Unterschiede sind oft groß. „Männer werden doch meistens als stark dargestellt, auch im Fußball, wenn sie Zweikämpfe führen müssen. Homosexuelle Männer werden oft als weich dargestellt, manchmal sogar als tuntig. Von dem her gibt es diese Probleme gerade im Männerfußball – die Vorurteile bestehen, dass man Schwulen nicht zutraut, dass sie gut spielen können“, sagte Stefanie. Es ist die Liebe zum Fußball – zum FC Südburgenland – und die Liebe zueinander, die Familie Koch und Koch-Lefevre auszeichnet.