Kultur

„Der schönste Platz auf Erden“

Als mehr als 70 Prozent der Pinkafelder bei der Bundespräsidentenwahl 2016 den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer gewählt haben, bekam die Kleinstadt in manchen Medien ein „Nazi-Image“ verpasst. Der Dokumentarfilm „Der schönste Platz auf Erden“ widerspricht diesem Bild.

Ausschlaggebend für die Entstehung der Dokumentation war Hofers Kandidatur bei der Bundespräsidentenwahl. Pinkafeld (Bezirk Oberwart) rückte damals ins internationale Rampenlicht. Regisseurin Elke Groen hinterfragte den Medienrummel und wollte wissen, wer die Menschen in Pinkafeld tatsächlich sind.

Regisseurin Elke Groen
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Regisseurin Elke Groen

„Da hab’ ich sehr viel erfahren und auch, dass Menschen, die jetzt zum Beispiel die FPÖ wählen, keine Rassisten sind“, sagte Groen bei der Premiere des Films in Oberwart. Sie glaube, dass es ein generelles Unwohlsein gebe, weil uns die Globalisierung überwältige und wenn dann jemand Angst mache, dann sei das natürlich ein guter Boden für so etwas.

Premieren-Publikum
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Bei der Filmpremiere in Oberwart war das Interesse groß

Drei Jahre lang im Gespräch mit Pinkafeldern

Sendungshinweis

„Burgenland heute“, 14.9.2020

Drei Jahre lang dauerten Groens Gespräche mit den Pinkafeldern. Die Regisseurin hinterfragte deren Ängste und wollte wissen, wie sie wirklich denken. Eine der Protagonistinnen im Film ist die Bäuerin Corinna Wagner. Auch sie wählte Norbert Hofer. Ein Artikel, in dem Pinkafeld als „Nazi-Dorf“ dargestellt worden sei, habe sie geärgert und das sei einer der Gründe gewesen, warum sie beschlossen habe, bei Groens Film mitzumachen. Es sei schon unangenehm ein Hofer-Wähler zu sein, so Wagner im Film. In den Medien heiße es, die Blau-Wähler seien ungebildet, ahnungslos, rechtsradikal und fremdenfeindlich, wobei sie glaube, dass das einzelne Idioten seien.

Filmszene mit Corinna Wagner

„Flüchtlinge haben das Roma-Problem erledigt“

Auch der Discobetreiber Hans-Jürgen Horvath, der als Roma zahlreiche Anfeindungen erlebte, kommt in der Doku zu Wort. Mittlerweile sei es nicht mehr so schlimm, erzählte er: „Die Flüchtlinge haben das Roma-Problem in Österreich erledigt, glaube ich. Jetzt haben sie eine neue Hass-Generation, leider Gottes.“

Filmszene mit Disco-Betreiber Hans´-Jürgen Horvath

„Respektvoll und unaufgeregt“

„Der schönste Platz auf Erden“ sei ein respektvoller und unaufgeregter Film, der eine politische und gesellschaftliche Stimmung abbilde, die nicht nur auf Pinkafeld zutreffe, urteilte ORF-Burgenland-Redakteurin Tatjana Berlakovich.