Heinz Janisch
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Kultur

Janisch: „Nichts ist zu klein für die Literatur“

Heinz Janisch zählt zu den renommiertesten Kinderbuchautoren Österreichs. Der Autor und Radiomacher wurde heuer 60 Jahre alt. Sein schriftstellerisches Credo: „Nichts ist zu klein für die Literatur.“

Im Jänner dieses Jahres wurde Janisch 60 Jahre alt. Bei den Erwachsenen ist er vor allem als Gestalter der Ö1-Sendereihe „Menschenbilder“ bekannt. Seine Bücher stehen in vielen Kinderzimmern und öffentlichen Büchereien, seine Geschichten begleiten lesende und zuhörende Menschen seit 30 Jahren. Janisch schreibt Kinder- und Jugendbücher, Gedichte, Erzählungen, Theaterstücke. Bisher publizierte er rund 150 Werke, für seine Kinderbücher wurde er mit vielen Preisen bedacht: So erhielt er etwa den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis bereits siebenmal. Seine Bücher sind in mehr als 25 Sprachen übersetzt.

Von Alltagsdetails inspiriert

Inspiration, so scheint es bei der Lektüre von Janischs Büchern, kommt von seinem offenen Blick, seinem Hinschauen auf Details, die im Alltag oft wenig Beachtung bekommen. „Nichts ist zu klein für die Literatur, du kannst einen Stein auf den Tisch legen und kannst darüber Geschichten schreiben, du kannst eine Nussschale hinlegen und erzählst darüber eine Geschichte“, so Janisch.

Heinz Janisch
Brigitte Friedrich
Heinz Janisch

1989 erschien „Mario, der Tagmaler“, das erste Kinderbuch des Autors. Zu seinen bekannten Werken zählen Bücher wie „Das bin ich, ich zeig es dir“, „Der rote Mantel“, „Herr Jemineh hat Glück“ und die Detektivgeschichten mit dem Untertitel: „Ein Fall für Jaromir“. Der Autor schrieb aber auch für Erwachsene – etwa die Erzählung „Vom Untergang der Sonne am frühen Morgen“ oder den Lyrikband „Schon nähert sich das Meer“.

Sendungshinweis:

„Radio Burgenland Extra“, 23.4.2020

Vater weckte Liebe zum Buch

Janisch lebt und arbeitet in Wien und in Strem (Bezirk Güssing). In Strem schreibt er im umgebauten Kuhstall eines Bauernhauses seine Texte. Janisch wuchs in Heiligenbrunn auf. Sein Vater war Zöllner und erweckte in ihm die Liebe zu den Büchern: „Es hat mich beeindruckt, dass mein Vater nach einem langen Arbeitstag sich immer wieder in eine Ecke gesetzt hat und ein Buch gelesen hat. Im Nachhinein hab ich gemerkt, das war Stifter, das war Anzengruber, das war das, was er irgendwo bekommen hat. Das hat mich beeindruckt, dass mein Vater, obwohl er müde war, doch noch lesen wollte. Also Lesen war etwas Besonderes, und das wollt ich dann auch.“

„Quasi verliebt“ in Astrid Lindgren

Als Gestalter der Ö1-Sendereihe „Menschenbilder“ begegnete Janisch Persönlichkeiten wie Wolf Biermann, Swetlana Geier, Jesper Juul und Astrid Lindgren. Die Begegnung mit der schwedischen Schriftstellerin beeindruckte ihn besonders: „Sie hat sich den ganzen Nachmittag Zeit genommen, konnte wunderbar Deutsch, hat mir Kinderlieder vorgesungen, hat für mich einen Kuchen gebacken, ist mit mir ins Kino gegangen und wir haben uns „Ronja Räubertochter“ auf Schwedisch angeschaut. Sie war schon schlecht bei Fuß und hat gesagt, sie möchte gern im Wasa-Park spazieren gehen, da spielt ihr Roman ‚Mio, mein Mio‘, dort bin ich mit ihr im tiefsten Winter Schritt für Schritt durch den Park spaziert, da hat’s geschneit. Sie hat sich bei mir eingehängt, also ich war quasi verliebt.“

Coronavirus zeigt „Verletzbarkeit einer ganzen Welt“

Die öffentlichen Lesungen für sein neues Kinderbuch „Angsthase“ und für sein Buch über den dänischen Schriftsteller Hans Christian Andersen sind wegen der Coronavirus-Krise abgesagt. Die aktuelle Situation – „diese Verletzbarkeit einer ganzen Gesellschaft, einer ganzen Welt“ – mache ihn nachdenklich, so Janisch.

„Es ist auch das Ende von Selbstverständlichkeiten, dass man halt nicht Freunde trifft, auf einen Kaffee geht, oder in die Buchhandlung, das ändert sich ja hoffentlich wieder. Aber, was mich auch beschäftigt, dass das alles in so eine andere Richtung geht als man es sich wünschen würde. Also ich versuche ja Kindern beizubringen: Seid neugierig aufeinander, geht aufeinander zu, redet miteinander, sucht die Nähe zum andern. Jetzt ist es genau das Gegenteil: Bleibt auf Distanz, geht weg voneinander, jeder ist ein Gefährder – ein furchtbares Wort. Da tue ich mir sehr schwer damit, dass das in eine Distanzgesellschaft geht, das ist mir nicht sympathisch, also es geht in eine Art von Distanzierung, die mir nicht ganz geheuer ist und ich kann auch mit dem Begriff ‚Neue Normalität‘ ganz schwer umgehen. Ich stell mir Normalität ganz anders vor“, sagte Janisch.