Fertige Storchennester
ORF/Nicole Aigner
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Tiere

Neue Nester für Störche

Was wäre Rust ohne Störche? Dank der unermüdlichen Arbeit des Storchenvereins stellt sich diese Frage zum Glück nicht. Bevor die gefiederten Wappentiere und beliebten Fotomotive im Frühling wieder dutzendweise einfliegen, werden neue Nester gebaut und die Nistplätze hergerichtet. Fünf Störche überwintern heuer in Rust.

Wie lange in Innenstadt der Freistadt Rust schon Störche auf den Dächern zu bestaunen sind, das lässt sich nur ungefähr sagen. Irgendwann Anfang des 19. Jahrhunderts dürften sich die majestätischen Vögel von ihren ursprünglichen Brutplätzen auf Bäumen in Richtung Rauchfänge umorientiert haben. Seither gehört das lautstarke Klappern Jahr für Jahr zur gewohnten Geräuschkulisse. Dafür, dass es so bleibt, sorgt seit mehr als 25 Jahren der Ruster Storchenverein mit einem ausgeklügelten Schutzprogramm.

Nester aus Weinreben und Weiden

Der Winter ist für die freiwilligen Helfer eine besonders arbeitsintensive Zeit. Es beginnt mit dem Schneiden der Reben für die Nester, erzählt Obmann Josef Karassowitsch: „Es sind Rieslingreben, die sind besonders biegsam. Wir legen sie bundweise zusammen, jeder Strang ist 4 bis 4,5 Meter lang.“ Die Rebenstränge werden mit Draht zusammengebunden und aufgerollt. Die Basis für das Nest bildet ein Boden aus Weidengeflecht.

Zwei Männer arbeiten an einem Storchennest
ORF/Nicole Aigner
Josef und Gerhard Karassowitsch beim Nestbau

26 neue Nester werden heuer gebaut. Ein fertiges Storchennest wiegt bis zu 25 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 1 – 1,30 Metern. Schließlich muss der Nistplatz für ein Storchenpaar und seine Jungen stabil sein.

Sendungshinweis

Guten Morgen Burgenland, 13.2.2020

Spektakulär ist jedes Jahr der Großputz der Nester in Rust und den umliegenden Gemeinden. Da rückt der Storchenverein mit einem Kranwagen aus. Heuer ist das für den 3. März geplant.

Zwei bis drei Wochen später werden die Zugvogel wieder in Rust eintreffen, die Reiseroute der Ruster Störche führt über den Bosporus. Josef Karassowitsch kann die Neuankömmlinge von den Dauergästen unterscheiden: „Wenn die Störche aus Afrika kommen, sind sie ganz schmutzig. Erst wenn es ein, zwei Mal geregnet hat, ist das Gefieder wieder weiß. An unseren Winterstörchen kann man das gut erkennen.“

Winterstorch auf Weide
Ludwig Nemeth
Winterstorch samt Lämmern auf der Weide

Die fünf Winterstörche werden, sobald der Boden friert, bei Bedarf mit Futter versorgt. Aufgrund der milden Temperaturen war das heuer allerdings noch nicht nötig.

Auf ihrer Reise legen die Störche rund 10.000 Kilometer zurück. Der Herbstzug nach Zentral- und Südafrika dauert länger als der Rückflug zu den Brutplätzen im Burgenland. Josef Karassowitsch: „Der Storch segelt im kräftesparenden Gleitflug, es hat mit der Thermik zu tun, wie lange er unterwegs ist.“

Kommunikatives Klappern

Ein Weißstorch ist aufgerichtet etwa 1,50 Meter groß, hat eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern und ein Gewicht von rund vier Kilogramm. Charakteristisch sind die langen, roten Beine und der ebenfalls lange, rote Schnabel. Das Klappern dient der Verständigung, von der Begrüßung des meist lebenslangen Partnervogels und andererseits bis hin zum Reviergehabe. Störche ziehen ihre Jungen gleichberechtigt auf.

Storchenwiese
ORF/Nicole Aigner
Die Ruster Winterstörche auf der Storchenwiese

Fische und Frösche als Futter

Für ausreichend Nahrung – Insekten, Fische, Mäuse oder Amphibien wie Frösche und Eidechsen – ist in Rust das ganze Jahr über gesorgt. Dafür hat der Storchenverein zwölf Hektar Wiesen gepachtet, die beweidet werden. Im Vorjahr haben in Rust und Umgebung 21 Storchenpaare 42 Jungstörche aufgezogen.