Schriefl hat seine Familie und sein gewohntes Umfeld in Müllendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) verlassen, um ein Semester lang Paris zu erforschen und in die französische Kultur einzutauchen. Eine seiner Lieblingsecken ist Montmartre mit der berühmten Basilika Sacre Coeur. „Es ist eine Stadt, wie ich sie irgendwo anders noch nie erlebt habe. Sie ist sehr hektisch, aber es ist wirklich an jeder Straßenecke ein unglaublicher Charme“, sagt Schriefl.
„Baustellen an jeder Ecke“
So charmant die Stadt auch sein mag – mit dem Rollstuhl ist es nicht immer einfach, sich fortzubewegen. „In Montmartre beispielsweise ist es oft ein wenig rumpelig. Was das Ganze noch erschwert, sind die 100.000 Baustellen an jeder Straßenecke. Das ist immer wieder eine Herausforderung“, sagt der Müllendorfer.
„Großer kultureller Austausch“
Allzu viel Zeit für Sehenswürdigkeiten bleibt Schriefl aber ohnehin nicht – schließlich ist er zum Studium nach Paris gekommen. Die renommierte Wirtschaftsuniversität Paris-Dauphine hat ihn aufgenommen als einen ihrer Erasmus-Studenten.
Sendungshinweis
„Burgenland heute“, 3.12.2019
Wirtschaftsfächer dominieren den Studienplan des 21-Jährigen, doch auf keinen Fall fehlen darf der mehrstündige Französisch-Kurs bei Madame Aubinaud. „Jakob kommt sehr gut zurecht auf Französisch und tut sich beim Reden recht leicht“, meint Valerie Aubinaud.
Die Neugier eint die internationalen Austausch-Studenten, die miteinander dieses Semester verbringen. „Der kulturelle Austausch ist besonders in diesem Kurs sehr hoch, weil man sehr viel zum Reden kommt und sehr viel mit den anderen interagiert“, sagt Schriefl.
Assistenten begleiten Schriefl
Möglich ist dieses Auslands-Abenteuer nur, weil ihn zwei Assistenten begleiten. Einer davon ist Jozsef Grubitsch, er kommt aus der Nähe von Sopron und hätte selbst nie mit einem Auslands-Semester in Paris gerechnet. Zu dritt teilen sich Schriefl und seine Assistenten eine kleine, mehr oder weniger rollstuhlgerechte Wohnung im Studentenheim. Organisiert hat dies alles Jakob Schriefl selbst, finanziell umsetzbar aber war das nur mithilfe der EU.
„Ich bekomme wirklich eine enorme Menge an finanziellen Hilfeleistungen von Erasmus. Es gibt den sogenannten Ersasmus-Sonderzuschuss, der speziell für Menschen in einer Situation wie meiner gedacht ist. Ohne diese Unterstützung wäre das auf keinen Fall möglich“, so Schriefl.
Dann und wann plagt ihn aber doch etwas die Sehnsucht nach der Heimat. In Paris kommt er nicht zum Rollstuhl-Fußballspielen. Eine kleine, sportliche Entbehrung im Tausch für eine einzigartige Lebenserfahrung.