Jahresrückblick Politik 2020 – U-Ausschuss
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Tag 13 und 14 im Commerzialbank U-Ausschuss

Der Commerzialbank U-Ausschuss geht diese Woche in die nächste Runde. Am Mittwoch werden Ex-Landesrat Christian Illedits (SPÖ), zwei Ex-Aufsichtsräte und ein Ex-Prokurist der Commerzialbank befragt. Für Donnerstag sind der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, der Amtmann der Gemeinde Hirm, der Obmann des ASV-Draßburg, ein Bau-Unternehmer und Ex-Raiffeisen-Vorstand Julius Marhold geladen.

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Keine weiteren Fragen

Die Befragung von Julius Marhold wurde soeben beendet. Der Ausschuss tritt jetzt noch zu einer Arbeitssitzung zusammen – der medienöffentliche Teil ist für heute aber vorbei

Fachkenntnis von Aufsichtsräten

Fürst fragt, ob das System, sich Aufsichtsräten zu bedienen, die wenig Fachkenntnis haben, eine Raiffeisen-Erfindung sei? Marhold antwortet: „Es muss im Aufsichtsrat nicht jeder ein Bankspezialist sein, aber es muss die Bereitschaft bestehen, sich mit der Geschäftsleitung und den Kunden kritisch auseinanderzusetzen.“ Der jahrelange Erfolg von Raiffeisen würde diesem System recht geben, sagt Marhold.

Salär von Giefing

Dax fragt Marhold zu seiner Einschätzung zum Gehalt von Josef Giefing als Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzialbank. Giefing hat laut eigenen Aussagen 3000 Euro brutto pro Monat bekommen. Marhold führt aus, dass bei Raiffeisenbanken, die deutlich größer sind, maximal einige hundert Euro bezahlt werden würden.

Giefing wurde gebeten zurückzutreten

Marhold sagt, dass der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende der Commerzialbank Mattersburg Josef Giefing, als Vertreter des Bezirkes Mattersburg, auch in der Raiffeisen Landesbank tätig war. In diesem Gremium habe Giefing die Unwahrheit gesagt und wurde deshalb zum Rücktritt aus dieser Position gebeten.

Trennung von Pucher

Spitzmüller fragt: „Hat es einen Zeitpunkt gegeben, wo Sie sich vom Herrn Pucher hätten trennen können?“ Marhold antwortet: „Wir hätten uns von Herrn Pucher gar nicht trennen können. Die Raiffeisenbank Schattendorf war eine eigenständige Bank. Die Trennung von der Geschäftsleitung hätte durch die Organe der Genossenschaft erfolgen müssen.“ Marhold sagt weiter, dass es bei der nächsten Revision keinen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk mehr für die Raika Schattendorf gegeben hätte. „Dann wäre den Funktionären nichts mehr übrig geblieben, als einen anderen Geschäftsleiter zu bestellen, oder die Bank zu schließen“, so Marhold.

Rolle der Wirtschaftsprüfer

Spitzmüller fragt zur Auswahl der Wirtschaftsprüfer. Marhold sagt: „Ich glaube, dass die Commerzialbank die erste Bank war, die Herr Nidetzky (Anm.: Der Gründer der TPA) geprüft hat.“

Rolle der Aufsichtsräte

Petschnig fragt: „Wie sehen Sie Kreditvergaben an Aufsichtsräte. Wäre das im Raiffeisenverband zulässig?“ Marhold sagt, eine Kreditvergabe an Funktionäre sei grundsätzlich – unter Einhaltung strengerer Regeln – möglich. Notwendig wäre etwa ein einstimmiger Beschluss der Geschäftsführung.

Kontakte zu Pucher

Dax fragt Marhold zu Kontakten zu Pucher. Marhold sagt: „Ich habe Pucher in den vergangenen 25 Jahren einmal getroffen und da habe ich ihn kaum erkannt, da war er bereits breiter als hoch.“

Werbeausgaben über dem Durchschnitt

Die Werbeausgaben der Raiffeisenbank Schattendorf seien – im Vergleich zu anderen Banken – über dem Durchschnitt gelegen, sagt Marhold. Pucher und die Raiffeisenbank Schattendorf waren schon zur Zeit des Ausschlusses im Sportsponsoring tätig, führt Marhold aus.

„Was ist mit der kometenhaften Commerzialbank los?“

Dax fragt Marhold, ob die Commerzialbank in diversen Bankgremien nie Gesprächsthema war und ob niemand über den kometenhaften Aufstieg der Commerzialbank gesprochen habe: „War die Commerzialbank auf keinem Radar?“ Marhold sagt: „Wir haben keine formellen oder informellen Gespräche über die Commerzialbank geführt.“

Geschäftsideen von Pucher

Christian Dax (SPÖ) fragt zu den Geschäftsideen von Pucher. Pucher habe gesagt, er wolle in der Raiffeisenbank Schattendorf ähnliche Geschäfte wie die Deutsche Bank betreiben. Marhold sagt, die Deutsche Bank habe zu dieser Zeit viel Geld mit Devisengeschäften verdient. Marhold dazu: „Die Welt, in der Herr Pucher gelebt hat, war eine andere, als die biedere Raiffeisen-Welt.“

„Fingierte Kunden sind keine Konkurrenz“

stellt Wolfgang Spitzmüller (Die Grünen) fest.

Commerzialbank war kein Mitbewerber

„Wir haben uns gefreut, dass wir sie als Mitbewerber nicht gespürt haben“, sagt Marhold. Im Vorfeld hätte man geglaubt, mit der Commerzialbank würde ein neuer Mitbewerber am burgenländischen Markt entstehen.

Pucher sollte abgelöst werden

Wolfgang Spitzmüller (Die Grünen) fragt: „Sie waren froh, ihn losgeworden zu sein?“ „Nein“, sagt Marhold. „Wir haben ihn ausgeschlossen, weil er die Rechte und Pflichten nicht eingehalten hat. Unsere Intention wäre gewesen, dass eine Ablösung von Pucher erfolgt und die Raiffeisenbank als kleine Bank weiterarbeitet.“

„Wie funktioniert das?“

Marhold sagt, dass er sich bei der Betrachtung der Bilanz der Commerzialbank Mattersburg die Frage gestellt habe: „Wie funktioniert das?“ Er spricht die Verhältnisse der einzelnen Bilanzpositionen zueinander an und sagt: „Wir haben gesagt, der muss ein Wunderwuzzi sein.“

Ähnlicher Fall in Kärnten

Alexander Petschnig (FPÖ) fragt Marhold, ob er ähnliche Fälle, wie jenen der Commerzialbank Mattersburg kenne, was das Ausscheiden aus dem Raiffeisenverband betrifft. Marhold berichtet von einem ähnlichen Fall aus Kärnten. Da habe eine Volksbank zuerst in den Raiffeisen-Sektor und danach in den Sektor der Aktienbanken gewechselt.

Aufgaben der Landesregierung

Marhold erklärt: „Die Pflichten des Revisionverbandes sind die Bestellung des Prüfers, die Prüfung der Qualifikation des Prüfers, die Überprüfung der effizienten Durchführung der Revision, den Revisionsbericht anzuschauen und den Revisionsbericht mit einer Stellungnahme an die Organe der Bank zu übermitteln.“

Übergangsphase

In der Übergangsphase von der Raiffeisenbank Schattendorf zur Commerzialbank sei die Bank vom Revisionsverband ausgeschlossen gewesen, aber weiterhin Mitglied der Einlagensicherung von Raiffeisen gewesen.

„Ein kleiner Fisch“

Die Raiffeisenbank Schattendorf sei eine kleinere Raiffeisenbank im Burgenland gewesen, mit einem Anteil der Spareinlagen von 3 oder 4 Prozent an der Summe der Spareinlagen in der Raiffeisenlandesbank Burgenland, erklärt Marhold.

Das Land als Revisionsverband

Markus Ulram (ÖVP) fragt zur Übernahme der Revision durch das Land. Marhold sagt: „Die Landesregierung hat uns mit Schreiben mitgeteilt, dass sie die Revision übernehmen werden, sobald die Raiffeisenbank ausgetreten ist. Es hat keinen Kontakt mit uns über die Gründe gegeben.“

„Größenwahn“ und „Napoleon-Syndrom“

Marhold sagt, die Raiffeisenbank Schattendorf wollte ähnliche Geschäfte wie die Deutsche Bank machen und attestiert dem damaligen Vorstand der Raiffeisenbank Schattendorf „Größenwahn“ und ein „Napoleon-Syndrom“.

Notleidende Kredite

Die Revision von Raiffeisen hat die Nicht-Werthaltigkeit von drei großen Krediten festgestellt, erklärt Marhold. Die Revision habe die Raiffeisenbank Schattendorf aufgefordert, diese Kredite zu berichtigen. Daraufhin sei der Ausstieg von der Raiffeisenbank Schattendorf massiv betrieben worden, sagt Marhold.

Julius Marhold
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Der ehemalige Raiffeisen-Generaldirektor Julius Marhold

Ausschluss im Jahr 1994

Pilgermair will wissen, wie es zum Ausscheiden der Commerzialbank aus dem Raiffeisenverband gekommen ist. Marhold sagt, es habe zwei Anlassfälle gegeben. Einerseits, weil die damalige Raiffeisenbank Schattendorf im Tätigkeitsgebiet einer anderen Genossenschaft eine Filiale errichten wollte. Sollte das passieren, würde sie ausgeschlossen werden, sagt Marhold. Der zweite Grund waren notleidende Kredite in der Höhe von 45 Millionen Schilling, bei einem Eigenkapital der Bank in der Höhe von 55 Millionen Schilling. Marhold weiter: „Die Bank habe dann im Jahr 1994 den Austritt erklärt.“ Die Raiffeisenbank hat daraufhin eine Revision angeordnet. Die Revision wurde – trotz dreier Versuche – nicht zugelassen. Im Juli 1994 wurde die damalige Raiffeisenbank Schattendorf und jetzige Commerzialbank dann ausgeschlossen, erklärt Marhold.

Aufbau der Raiffeisenlandesbank Burgenland

Pilgermair fragt zum Aufbau der Raiffeisenlandesbank Burgenland. Seit 2008 habe die Raiffeisenlandesbank zwei Geschäftsfelder betrieben, den Revisionsverband und den Bankbetrieb.

Einleitende Stellungnahme

Marhold sagt, er sei seit dem Jahr 2013 in Pension und hat deshalb ab diesem Zeitpunkt keine beruflichen Wahrnehmungen. Dies gelte auch zu Gesetzen, die Bankwesen und Genossenschaftswesen betreffen. Seit seiner Pensionierung habe es 20 Änderungen im Bankwesengesetz gegeben.

Es geht weiter

Julius Marhold wurde bereits in den Saal geholt.

Pause

Der Untersuchungsausschuss pausiert bis 18:40. Die nächste Auskunftsperson ist der ehemalige Raiffeisen-Generaldirektor Julius Marhold.

Keine weiteren Fragen

Die Befragung von Richard Woschitz ist beendet.

Primäres Interesse war der Fußball

Wagentristl fragt, ob auf dem Mattersburger Sportplatz oder im VIP-Klub auch „genetzwerkt“ wurde. „Nein, da war primär der sportliche Anreiz, das Match zu verfolgen und die Hoffnung auf den Erfolg des Vereins“, sagt Woschitz.

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