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Tag zehn und elf im Commerzialbank-Untersuchungsausschuss

Der Commerzialbank-U-Ausschuss geht diese Woche in die nächste Runde. Am Mittwoch sind als Auskunftspersonen Landesamtsdirektor Ronald Reiter, der Chef der Landesholding, Hans Peter Rucker und RMB-Chef Harald Horvath geladen. Am Donnerstag werden Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), Ex-Bankvorständin Franziska Klikovits und FMA-Vorstand Helmut Ettl erwartet.

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Ticker beendet

Die Berichterstattung vom heutigen Ausschusstag geht hiermit – nach fast zwölf Stunden – zu Ende. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und bereits jetzt frohe Weihnachten. Den nächsten Ticker gibt es bei der kommenden Ausschusssitzung am 14. Jänner.

Ladungsliste für kommende Sitzungen

Der Ausschuss beschließt in der heutigen Sitzung noch die Ladungsliste für die Sitzungen nach Weihnachten. Die Debatte über diese Liste ist nicht medienöffentlich.

Befragung beendet

Die Befragung von FMA-Vorstand Helmut Ettl ist soeben zu Ende gegangen. Die Befragungen sind für heute und für dieses Jahr damit beendet. Die nächste Sitzung des Untersuchungsausschusses findet am 14. Jänner statt.

Keine Insider-Informationen aus FMA

Fazekas fragt weiter zum Informationsfluss aus der FMA. Ettl sagt: „Aus der FMA ist keine Insider-Information herausgegangen.“ Ettl führt weiter aus, man habe den Regierungskommissär gebeten, alle Überweisungen, die in den letzten Stunden vor der Bankschließung getätigt wurden, sofort zu dokumentieren.

Prüfungen im Lockdown eingestellt

Ettl sagt, alle Prüfungen seien während des Lockdowns eingestellt worden. Fürst (SPÖ) fragt, ob es nicht besser gewesen wäre, trotz Lockdown, weiterzuprüfen. Ettl sieht in dieser Frage keinen Zusammenhang mit dem Untersuchungsgegenstand.

Gespräche Ettl – Doskozil

Schnecker (SPÖ) fragt nach weiteren Telefonaten zwischen Ettl und Doskozil im Anschluss an das erste Telefonat gegen 18:30 Uhr. Ettl sagt, es habe noch Telefonate gegeben. „Wer wen angerufen hat, weiß ich aber nicht mehr“, sagt Ettl.

Telefonprotokolle von Ettl

Fazekas fragt Ettl, ob er seine Telefonprotokolle offen legen würde. Ettl verneint.

Thema des Tages

Die Wörter „telefonieren“, „Telefonat“, „Handy-Nummer“, „Nummer“ und „anrufen“ sind wohl jene Wörter, die im heutigen Ausschuss am häufigsten benutzt wurden.

Telefonat im Fokus

„Woher kennen Sie Frau Stubits?“, fragt Fazekas (ÖVP). Stubits und ich haben vor 20 Jahren beide bei der Notenbank gearbeitet, sagt Ettl.

Verwirrung um Telefonat

Schnecker fragt: „Haben Sie die Frau Stubits angerufen und die hat Sie mit dem Herrn Landeshauptmann verbunden?“ Ettl sagt: „Mit Sicherheit nicht.“

Informationsfluss weiter Thema

Schnecker (SPÖ) fragt weiter nach den Informationsflüssen und Telefonaten von Ettl am 14. Juli. „Es stehe außer Streit, dass mich der Landeshauptmann um 18:28 Uhr angerufen hat“, sagt Ettl.

„Hat uns die SPÖ zugespielt“

Der Abgeordnete Ewald Schnecker (SPÖ) bringt eine Unterlage zur Verteilung, die das SPÖ-Wasserzeichen trägt und kommentiert: „Hat uns die SPÖ zugespielt.“ Eine kurze Aufheiterung an einem sehr langen, mittlerweile 10 Stunden dauernden, Ausschuss-Tag.

Ettl weist Aussage von Doskozil zurück

Petschnig (FPÖ) konfrontiert Ettl mit der Aussage des Landeshauptmannes, der in seiner Befragung gesagt hat, die Aufsicht habe auf Kindergartenebene versagt. Ettl entgegnet: „Diese Aussage muss ich strikt zurückweisen. Die FMA und die Nationalbank haben sehr professionell agiert.“

U Ausschuss Commerzialbank
ORF/Thomas Prunner
FMA-Vorstand Helmut Ettl

Telefonat Doskozil – Ettl

Im Telefonat habe Doskozil Ettl gefragt: „Wie schlimm ist es?“ Ettl: „Ich habe gesagt, sehr schlimm.“ Doskozil habe danach gefragt, was jetzt zu machen sei und Ettl habe Doskozil über die Einlagensicherung und deren Tätigkeiten unterrichtet.

Informationsfluss zu Land Burgenland

Petschnig fragt Ettl zu den Geschehnissen am 14. Juli. Ettl sagt, der Krisenmodus in der FMA sei gegen 13 oder 14 Uhr eingeschlagen worden und man hätte versucht, wichtige Telefonnummern herauszusuchen. Da habe es die Idee gegeben, auch die Nummer des Landeshauptmannes zu beschaffen, sagt Ettl. „Wir haben sonst keine Kontakte ins Burgenland gehabt, außer einer alten Kollegin, mit der ich einmal zusammengearbeitet habe“, führt Ettl aus. Diese Kollegin habe er gegen 14 Uhr angerufen und nach der Nummer von Doskozil gefragt. „Gegen 17 oder 17:30 Uhr hat mir diese Kollegin ein SMS geschrieben und gesagt: ‚Wir wissen, warum du die Nummer vom Landeshauptmann brauchst, es hat eine Selbstanzeige von Martin Pucher gegeben‘“, sagt Ettl. Petschnig fragt: „War diese Kollegin die Frau Mag. Stubits?“ Ettl sagt: „Ja.“

Ettl muss Doskozil nicht „googeln“

Petschnig (FPÖ) fragt Ettl nach seiner Beziehung zu Doskozil. Ettl sagt: „Ich habe nicht googeln müssen, um zu sehen, wie er ausschaut, aber ich habe bis zum 14. Juli seine Telefonnummer nicht gehabt.“

Saldenbestätigungen entscheidend

Laut Ettl sei es – um Malversationen vorzubeugen – grundsätzlich entscheidend, dass die Wirtschaftsprüfer Saldenbestätigungen von anderen Banken und Unternehmen einholen.

„Welche Magier müssen da am Werk sein?“

Pilgermair konfrontiert Ettl mit den von Klikovits genannten Zahlen, wonach 50 Prozent der Kredite und 98 Prozent der Interbankeneinlagen gefälscht waren. „Wie kann das an allen vorbeigehen? Welche Magier müssen da am Werk sein?“, fragt Pilgermair. Ettl sagt – nicht hier, aber allgemein – könne durch eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Organe das System ausgehoben werden.

Geschenkannahme

Pilgermair fragt Ettl zu möglichen Geschenken an Mitarbeiter der FMA. Ettl sagt, dass es in der FMA wahrscheinlich die strengsten Compliance-Regeln in der Republik gebe.

Kein Kontakt zu Commerzialbank

„Ich habe niemals mit einem Organ dieser Bank zu tun gehabt“, sagt Ettl.

Telefonat mit Doskozil am 14. Juli

„Ich wurde am späten Nachmittag des 14. Juli informiert, Landeshauptmann Doskozil wolle mit mir über die Commerzialbank Mattersburg sprechen. Ich war gerade in einer entscheidenden Sitzung, wo wir ca. um 18 Uhr beschlossen haben, die Schalter der Commerzialbank zu schließen. Während einer Sitzungsunterbrechung haben meine Mitarbeiter und ich – so zwischen 18 und 18:30 Uhr – alle relevanten Stellen informiert. In dieser Zeit meldete sich Landeshauptmann Doskozil, dem ich Auskunft gab“, führt Ettl aus.

Die Bankenaufsicht könne nicht alles regeln

Ettl sagt, Bankenaufsicht bedeutet nicht, dass es eine Garantie gibt, dass es bei Banken keine kriminellen Handlungen mehr gebe und auch nicht, dass Banken nicht in Konkurs gehen können.

Ettl schränkt sich ein

„Meine Wahrnehmungen sind sehr eingeschränkt, weil es wenige Anknüpfungspunkte zwischen Landes- und Bundesverwaltung gibt“, sagt Ettl. Untersuchungsgegenstand dieses Untersuchungsausschusses sind die Vorgänge im Bereich der Landesverwaltung. Aber Ettl werde, nach bestem Wissen und Gewissen, im Ausschuss Rede und Antwort stehen, sagt er.

Nächste Auskunftsperson

Der Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA) spricht in seinem Eröffnungsstatement von einem Kriminalfall. Trotz jahrelanger Erfahrung habe er „einen derartigen, dreisten Fall noch nie erlebt“, sagt Ettl.

Befragung beendet

Die Befragung von Franziska Klikovits ist beendet. Die Sitzung pausiert bis 17:50 Uhr. Als nächste und letzte Auskunftsperson des heutigen Tages ist FMA-Vorstand Helmut Ettl an der Reihe.

Keine Einflussnahme durch das Land

Roland Fürst (SPÖ) fragt Klikovits, ob durch das Land Burgenland versucht wurde, Einfluss auf die Bank zu nehmen. Klikovits verneint.

95 bis 98 Prozent der Interbanken-Einlagen waren gefälscht

Verfahrensrichter Pilgermair fragt: „Wie viel war ‚Fake‘ und wie viel real im Jahr 2020, am Ende der Geschichte?“ Klikovits antwortet: „Bei den Krediten waren es rund 50 Prozent. Bei den Interbanken-Einlagen waren es rund 95 bis 98 Prozent und die Passiv-Position an Kundeneinlagen, die ausgebucht wurden, waren ungefähr 10 Prozent.“ Pilgermair merkt an: „Dann ist es ein Wunder, dass es so lange nicht aufgedeckt wurde.“

Schema für Sponsorings

Spitzmüller (Grüne) will von Klikovits mehr zu Sponsoring-Tätigkeiten der Commerzialbank bei Vereinen wissen. Klikovits bestätigt die Aussage der ehemaligen Bankmitarbeiterin vom Vormittag und spricht von Feuerwehren oder Pfarren, die um Geld angefragt haben. Diese wurde teilweise auch ohne Gegenleistung, also Transparent-Werbung, gewährt.

Ehemaliger Mitarbeiter wird Steuerberater

Fazekas (ÖVP) ist am Wort. Er fragt Klikovits nach einem ehemaligen Mitarbeiter, der zunächst im Rechnungswesen der Bank gearbeitet hat und sich später als Steuerberater selbstständig gemacht und die Bank auch als solcher vertreten hat. Warum dieser ehemalige Mitarbeiter Steuerberater wurde, dafür habe es laut Klikovits keine besonderen Gründe gegeben. Dieser Steuerberater sei laut Fazekas auch Steuerberater des sozialdemokratischen Gemeindevertreterverbandes.

„Wenn man das Ziel verfolgt, dass niemand geschädigt wird, dann glaubt man daran“

Prohaska fragt Klikovits nach einem Ausstiegsszenario aus den Malversationen. Klikovits sagt: „Der Hoffnungsträger waren immer die Patente.“ Klikovits weiter: „Ich habe seit den 90er Jahren dafür gekämpft, dass keine Kunden zu Schaden kommen.“

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