Ruster Bürgerspital und Armenhaus renoviert
Direkt am Hauptplatz in Rust sind das ehemalige Ruster Bürgerspital und das einstige Armenhaus der Freistadt zu finden. 1618 wurde die Anlage erbaut, gestiftet wurde sie von wohlhabenden Ruster Bürgern. „Das Höchste, was eine Stadt damals Gutes tun konnte, war die Errichtung eines Bürgerspitals. Das war der höchste Status, den man sich als Stadt geben konnte“, erklärt Klaus Jürgen Bauer, Architekt und Buchautor.
ORF
Erst 60 Jahre, nachdem das Spital errichtet wurde, ist Rust zur Stadt geworden. „Die Ruster Bürger hatten schon damals ein ausgezeichnetes städtisches Gefühl, sonst hätten sie so ein Bauwerk nicht errichtet“, so Bauer.
Ereignisreiche Vergangenheit
Die Anlage hat eine bewegte Geschichte: Im Jahr 1860 brannte sie ab und wurde wieder aufgebaut. Nach dem 2. Weltkrieg fanden hier 50 vertriebene Menschen vorrübergehend ein Zuhause. Seither stand der Gebäudekomplex leer und verfiel. Vier Jahre lang wurde nun nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert, restauriert und modernisiert.
ORF
Geschichte, Sanierung und Renovierung des Gebäudekomplexes sind in dem Buch „elemosina rustium“ dokumentiert. Die deutsche Übersetzung von „elemosina rustium“ lautet „Ruster Spende“. In dem Buch kommen auch Menschen zu Wort, die bei der Renovierung mitgearbeitet haben.
Bauarbeiten als große Herausforderung
Ausgeführt wurden die Bauarbeiten von der Siedlungsgenossenschaft „Neue Eisenstädter“. Üblicherweise baut die Genossenschaft Reihenhäuser, Wohnungen und Kommunalbauten. Mit der Renovierung alter Gebäude hatte das Unternehmen schon ein wenig Erfahrung, aber nicht in dieser Dimension.
„Natürlich hat ein derartiges Projekt einen gewissen Reiz. Der Verputz etwa hat keinen Vollwärmeschutz wie heute. Hier wurde eine Mischung gemacht wie vor 300 bis 400 Jahren, unter der Prüfung des Bundesdenkmalamtes“, sagt Anton Mittelmeier von der „Neuen Eisenstädter“. „Unvorhersehbare Herausforderungen hat es immer gegeben. Das Gewölbe etwa hat Risse gehabt, wo wir nicht gewusst haben, ob nicht alles vielleicht einstürzt“, ergänzt Polier Herbert Ulreich.
Kostspielige Renovierung
Die Entscheidung, das Ensemble zu renovieren, hat sich die Stadt Rust nicht einfach gemacht. Die Kosten dafür lagen bei zweieinhalb Millionen Euro. „Natürlich ist es ein Wagnis, weil die Kosten bei einem denkmalgeschützten Gebäude viel, viel höher sind als bei einem normalen Gebäude. Wenn man aber sieht, wie das bei den Menschen ankommt, dann hat sich das wirklich ausgezahlt. Dann ist das wirklich eine Erfolgsgeschichte“, sagt Bürgermeister Gerold Stagl (SPÖ).
ORF
Mittlerweile ist der Gebäudekomplex beinahe gänzlich vermietet. Im einstigen Bürgerspital ist die Polizei untergebracht. Im ehemaligen Armenhaus hat Karikaturist Geronimo sein Atelier. Man findet in dem Ensemble ein Geschenkartikelgeschäft und ein kleines Kaffeehaus. Im vorderen Bereich werden Mitte Juli ein Restaurant und eine Bar eröffnet.