Zeitreise: Die vergessene Waldbahn
Die erste Eisenbahn auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes fuhr zwischen Wiener Neustadt und Ödenburg. 60 Jahre später, also vor mehr als 100 Jahren, verkehrte die Schmalspurbahn zwischen dem damaligen Bahnhof Güssing, der heute ein Privathaus ist, und Neuberg.
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Die 14 Kilometer lange Waldbahn führte durch das Stremtal und zweigte im Raum Sankt Michael Richtung Neuberg ab. Die Gegend war damals waldreich. Neuberg war von großen Laubwäldern umgeben.
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Gemeinden waren skeptisch
Die erste Trassenbegehung fand 1911 statt, erzählte Karl Knor, der Ortschronist von Neuberg. „Die Gemeinden waren nicht unbedingt erfreut darüber, dass hier eine Eisenbahnlinie entstehen soll. Man hatte Angst, dass die örtlichen Fuhrleute kein Geschäft mehr machen würden, beziehungsweise wollte man eine Bahnverbindung Richtung Stegersbach haben und sah diese dadurch auch gefährdet“, so Knor.
Im April 1912 kam dann die Bewilligung für den Bau der Bahn. Die Finanzierung erfolgte über die ungarische Kohlenbergwerksgesellschaft.
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Grubenholz für den Bergbau
Der Bau der Bahn ging zügig voran. Bereits 1913 wurde der Betrieb aufgenommen. Transportiert wurde auf der Neuberger Waldbahn vor allem Grubenholz für den Bergbau. „Die Waggons wurden mit einer Dampflokomotive des Typs RH 220 gezogen. Es wurden Spantenwagen verwendet - es war eine Schmalspurbahn.“ Die Spurbreite der Bahn betrug 760 Millimeter.
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Der Vorteil der Schmalspurbahn war einerseits die günstigere Finanzierung. Andererseits ersparte man sich bei der schmalen Bahn den befestigten Unterbau. So konnte man die Schienen auch leicht wieder abmontieren und neue Zufahrtswege erschließen - immer zu den Schlägerungsplätzen, wo im Wald gerade gearbeitet wurde, so Knor.
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Berichte über tödlichen Unfall
Die ehemaligen Bahntrassen im Neuberger Wald werden heute als Forststraßen genutzt. Die Chronik berichtet auch über einen tödlichen Unfall auf der Strecke. Am 11. Dezember 1912 kam es beim Transport von Langstämmen Richtung Güssing im Bereich zwischen Neuberg und Sankt Michael zu einem Achsbruch. „Ein Tagelöhner kam dabei zu Tode, sein Name war Jandrasits“, erzählte Knor.
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Gras und Gestrüpp - das Ende der Bahn
Mit dem Anschluss des Burgenlandes an Österreich im Jahr 1921 war auch das Ende der Waldbahn Güssing - Neuberg besiegelt. Die Gleise wurden abgebaut und über die Trasse wuchs Gras und Gestrüpp.
(Sendungshinweis: „Burgenland heute“, 17.6.2017)