Muttertag mit zwei Müttern

Für die Familie Kain-Doroudian ist der Muttertag ein ganz spezieller Tag. Normalerweise lautet die Formel: Mutter, Vater, Kind. Bei den Kain-Doroudians, die nach Unterkohlstetten ziehen, besteht die Familie aus zwei Müttern und einem Kind.

Der Mietvertrag ist unterzeichnet, der Umzug aus Wien steht bevor: Die Familie Kain-Doroudians lebt zukünftig in Unterkohlstätten (Bezirk Oberwart). Die Familie besteht aus der 30-jährigen Burgenländerin Sonja, ihrer 32-jährigen Frau Jenny sowie dem 7-jährigen Sohn Giorgio.

Keine negativen Rückmeldungen

Sohn Giorgio lebt in speziellen Familienverhältnissen. Die meiste Zeit verbringt er zwar mit seinem Vater, Jennys Mann aus erster Ehe. Mit Sonja, der Frau seiner Mutter aus zweiter Ehe, hat er sich aber schnell angefreundet.

„Für Giorgio ist das ganz normal, und auch wir haben noch nicht wirklich eine negative Rückmeldung oder ein Augenverdrehen bekommen“, so die Wienerin Jenny Kain-Doroudian. „Wenn man sieht, dass das Kind wohlbehütet aufwächst und die richtigen Werte vermittelt bekommt, dann kommt es auch gar nicht dazu“, meint dazu Sonja Kain-Doroudian.

Auch Schwiegereltern glücklich

Sonja wurde selber adoptiert - gut möglich, dass sich die kleine Familie irgendwann auf diese Weise vergrößert. Sonja hat mit ihren Adoptiveltern nur gute Erfahrungen gemacht, auch bei ihrem Outing als Homosexuelle. „Die Mama war still, der Papa hat gleich gesagt: ‚Eine Schwiegertochter ist eh schöner anzuschauen als ein Schwiegersohn‘“, erzählte Sonja Kain-Doroudian über ihr damaliges Outing.

Ihre Eltern Manfred und Christine Kain aus Frankenau (Bezirk Oberpullendorf) ziehen Ende des Monats ins Nebenhaus der Kain-Doroudians. Sie werden damit zu den Nachbarn von Tochter und Schwiegertochter. „Sie hat eine Frau, und sie liebt Frauen. Damit war die Sache erledigt für mich. Ich liebe jetzt meine zwei Töchter, Jenny ist wie ein zweites Kind für uns“, so Christine Kain.

Hoffen auf gute Aufnahme in Unterkohlstätten

Ähnlich sieht auch Manfred Kain die Familienkonstellation seiner Tochter. „Ich habe da nie ein Problem damit gehabt. Meine Schwiegertochter ist das Beste, was mir seit 29 Jahren passiert ist“, so der Vater von Sonja Kain-Doroudian.

Sonja und Jenny Kain-Doroudian hoffen darauf, dass die Unterkohlstättner diese Familie abseits der Norm herzlich aufnehmen werden. „Man macht sich über die Meinung der anderen Menschen vor allem dann Gedanken, wenn es Zuhause nicht passt - aber wir haben Zuhause ja eh alles was man braucht“, so Sonja. Schon bald feiern Sonja und Jenny ihren ersten Hochzeitstag. Giorgio hat den ersten Muttertag in der neuen Familienkonstellation vor sich.