Kriegsveteran galt drei Jahre als gefallen

Drei Jahre lang glaubte die Familie vom 93-jährigen Andauer Josef Wahrmann, er sei im Krieg gefallen. Vor 70 Jahren bewies eine Rot-Kreuz-Karte das Gegenteil: Josef Wahrmann lebte, und zwar in russischer Kriegsgefangenschaft in Sibirien.

Josef Wahrmann sieht man seine fast 93 Jahre nicht an. An den Krieg erinnert sich der Andauer, als ob es gestern gewesen wäre: „Die SA ist umgezogen im Dorf, mit den Fahnen, und wir Kleinen sind hinten nach. Da haben wir noch nicht gewusst, dass wir in den Krieg ziehen müssen und ich nach Sibirien komme.“

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Josef Wahrmann - Heimkehr aus Stalingrad

50.000 Österreicher kämpften vor 74 Jahren in Stalingrad - nur 1.200 kehrten zurück. Einer davon ist Josef Wahrmann aus Andau.

Gefangenschaft in Stalingrad

1941 muss Josef Wahrmann aus Andau in den Zweiten Weltkrieg einrücken. Der damals 18-Jährige wird zuerst in Frankreich stationiert, 1943 geht es dann nach Russland, Stalingrad.

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Ausführliches Interview

Josef Wahrmann erzählt über seine Kindheit, die Zeit im Krieg und in der Gefangenschaft und seine berührende Heimkehr zu seiner Familie.

Bald darauf kommt Josef Wahrmann in Kriegsgefangenschaft, nach Sibirien. Jegliche Habseligkeiten werden dem Soldaten abgenommen. Aus Resten der Papiersäcke im Bergwerk bastelt sich der Kriegsgefangene ein Notizbüchlein.

Kriegsveteran Andau Josef Wahrmann

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„Gefallen für Großdeutschland“

Die Familie schickt Briefe, aber sie kommen mit der Aufschrift „gefallen für Großdeutschland“ zurück. "Da haben sie für mich eine Messe lesen lassen. Obwohl ich in Sibirien war. Aber das hat ja niemand gewusst.

Sendungshinweis

„Burgenland heute“, 6.8.2016

Und dann sind erst die Rotes-Kreuz Karten gekommen, die wir von den Amerikanern schreiben durften. Meine Schwester hat die Karte genommen und gerufen „Das ist seine Schrift, das ist seine Schrift, unser Bub lebt!", und dann haben sie noch drei Jahre warten müssen, bis ich nach Hause gekommen bin.“

Kriegsveteran Andau Josef Wahrmann

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Heimkehr nach Andau

Die Zeit in der Gefangenschaft hat Josef Wahrmann sehr mitgenommen. Die Erinnerungen daran lassen den sonst so lebensfrohen Menschen erschaudern. Zeichnen hat ihm damals geholfen, seine Heimat nicht zu vergessen.

An die tragische Heimkehr aus der Gefangenschaft nach Andau erinnert er sich noch gut: „Wie sie mich gebracht haben, mit dem Lkw, bin ich beim Holztor von meinem Elternhaus gestanden. Ich bin dort gestanden, ich weiß nicht wie lange. Ich habe so gezittert. Ich habe mich nicht hineingetraut.“

Kriegsveteran Andau Josef Wahrmann

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Trotz der tragischen Erlebnisse ist der 93-Jährige ein lebensfroher Mensch

Mit 80 Jahren das letzte Mal auf den Kufen

Josef Wahrmann, Gründer des Andauer Schülerfußballvereins Spatzenelf, des Schachvereins und früher der Eislauflehrer aller Andauer Kinder. Mit 80 Jahren stand der begeisterte Eishockey Spieler das letzte Mal auf den Kufen. Fit ist er noch heute.

Kriegsveteran Andau Josef Wahrmann

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Schachpartien mit seinen Kindern und Enkeln trainieren den Geist: "Wenn die Enkelkinder kommen, sagen sie „Opapa, machen wir eine Schachpartie, damit du geistig angeregt wirst" und dann machen sie es extra spannend.“

Drei Romane könnte er mit seiner Lebensgeschichte füllen, da ist sich Josef Wahrmann sicher.