90 Jahre Landeshauptstadt Eisenstadt

Der ORF-Burgenland widmet sich in einer Serie dem Jubiläum „90 Jahre Landeshauptstadt Eisenstadt“. Im ersten Teil der Serie steht der Weg hin zur Landeshauptstadt im Mittelpunkt. Der Start auf diesem Weg war eigentlich ein recht holpriger.

Nach der Angliederung des Burgenlandes an die Republik Österreich im Jahre 1921 stellte die Landeshauptstadtfrage das junge Bundesland auf eine Probe. Während die Landtagsabgeordneten in der Martinskaserne in Eisenstadt tagten, saß die Landesverwaltung in Sauerbrunn (Bezirk Mattersburg). Ein unhaltbarer Zustand, der gelöst werden musste. Neben diesen beiden Gemeinden bewarben sich im Jahre 1925 noch Pinkafeld (Bezirk Oberwart) im Süden und die Stadt Mattersburg um den Status einer Landeshauptstadt.

Eisenstadt

ORF

Historische Aufnahme: Eisenstädter Rathaus

Eisenstadt machte sogar mit einer umfassenden medialen Werbekampagne Stimmung. Die „Reichspost" schrieb damals: „Eisenstadt bleibt einem im Gedächtnis. Es braucht keinen Vergleich mit den schönsten Kleinstädten Österreichs zu scheuen und es ist reich an Sehenswürdigkeiten, die gesondert dastehen“.

Sendungshinweis

„Burgenland heute“, 21.3.2015

Außerdem unterstützte der Gemeinderat der benachbarten Freistadt Rust die Eisenstädter mit dem Hinweis auf die geografische Lage, auf den industriellen Stand und auf die Zahl der intelligenten Einwohner von Eisenstadt, sagt der Historiker Gerald Schlag.

Eisenstadt

ORF

„Am 30. April 1925 ist es dann zu einer Abstimmung im Landtag gekommen, wo Eisenstadt dann eben die Mehrheit bekommen hat. Dann ist es Sitz der Landesregierung und des Landtages geworden, de facto eine Landeshauptstadt, aber nicht de jure. Denn man hat bis nach dem Zweiten Weltkrieg nicht diesen Anspruch auf die Wunschhauptstadt Ödenburg aufgegeben“, so Schlag.

Eisenstadt

ORF

Alte Luftaufnahme von Eisenstadt

Wendepunkt in der Stadtgeschichte

Doch die Entscheidung für Eisenstadt war getroffen und am Nachmittag konstatierte der Berichterstatter des burgenländischen Landtages, Oskar Brugnak: „Wir wollen, wenn wir Eisenstadt beglückwünschen, dass es nun den Ehrenplatz unter den burgenländischen Gemeinden einnimmt und die Regierung und die gesetzgebende Körperschaft in seinen Mauern versammelt, hoffen, dass es auch dazu beitragen wird, alles zu fördern, was den Interessen unseres Heimatlandes dient“. Diese Entscheidung markierte einen der wichtigsten Wendepunkte in der langen Geschichte der Stadt.

Eisenstadt

ORF

Große Herausforderungen

Zu den größten Herausforderungen in der Entwicklung zur Landeshauptstadt zählten die Schaffung neuer und moderner Arbeitsmöglichkeiten für Landtag und Landesregierung, für Ämter und Interessensvertretungen bzw. für die Industrie, sowie der Bau von Wohneinheiten für die Beamten und Angestellten.

Eisenstadt

ORF

Landhaus heute

Inzwischen sind diese Anforderungen gelöst und Eisenstadt ist mit den Ortsteilen Kleinhöflein und St. Georgen mit zirka 13.500 Einwohnern nicht nur die größte Stadt, sondern auch die unbestrittene Landeshauptstadt des Burgenlandes.

Von 1938 bis 1945 keine Hauptstadt

De jure wurde Eisenstadt als Landeshauptstadt 1965 im Stadtrecht von Eisenstadt und 1981 in der Landesverfassung verankert. Und genau genommen sind „90 Jahre Landeshauptstadt Eisenstadt“ eigentlich keine 90 Jahre, weil die Nationalsozialisten von 1938 bis 1945 das Burgenland und damit auch die Landeshauptstadt Eisenstadt im wahrsten Sinne des Wortes von der Landkarte löschten. Gefeiert wird aber trotzdem.

Link: