Feldpostkarten: Berührende Zeugnisse

Zu den berührendsten Zeugnissen aus dem Ersten Weltkrieg zählen private Nachrichten auf Feldpostkarten. Immer wieder klingt die Sehnsucht nach den Lieben und die Sorge um ihr Wohlergehen durch. Der Historiker Günther Stefanits aus Hornstein hat solche schriftlichen Dokumente gesammelt.

Unzählige Male gefaltet und ganz zerlesen ist ein Blatt Papier mit einem Gebet um Schutz, das eine Hornsteinerin ihrem Liebsten in den Krieg mitgab. Solche berührenden Dokumente trägt Stefanits für das Hornsteiner Heimatarchiv zusammen.

Schutzgebet, das eine Frau ihrem Mann mit an die Front gab

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Schutzgebet für den Ehemann an der Front

Schuster in russischer Gefangenschaft

Auch mehr als 40 Karten und Briefe von Leopold Milkovits an seine Ehefrau sind in diesem Archiv zu finden. Der Schustermeister aus Hornstein ließ seine Frau Rosa und den zweijährigen Sohn zurück, als er 1914 einrücken musste. Bald darauf wurde er verwundet und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Aufzeichnungen vom Transport ins sibirische Lager Tschita und ein Stoß Karten an seine Frau Rosa bezeugen, dass er es - im Unterschied zu vielen anderen, die Zwangsarbeit leisten mussten - ziemlich gut getroffen hatte, so Stefanits.

Leopold Milkovits

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Leopold Milkovits

Milkovits habe als Schuster in einem Offizierslager gearbeitet, sei für seine Arbeit auch bezahlt worden und habe sogar Geld nach Hause schicken können. Seine großen Sorge habe den Lieben daheim gegolten, da er aus den Karten seiner Frau gewusst habe, dass es der Bevölkerung im Hinterland sehr schlecht gegangen war, erzählte Stefanits.

Sechs Jahre Bangen und Sehnen

Sechs lange Jahre musste Milkovits sich sorgen: „Den kleinen Poldl kann ich mir nicht mehr vorstellen, jetzt muss er schon groß sein“, schrieb er an seine Frau und „ich bin schon so neugierig, was es zu Hause Neues gibt“.

Sendungshinweis

„Burgenland heute“, 27.9.2015

Manche Karten verfasste er auf Deutsch, manche auf Kroatisch - aber alle in eigenwilliger Rechtschreibung. Denn Kroatisch war seine Muttersprache, Deutsch hatte er während seiner Lehrzeit gesprochen und in der Schule war er in Ungarisch unterrichtet worden. Daher seien seine Karten alle in ungarischer Rechtschreibung verfasst worden, so Stefanits.

Rosa und Leopold Milkovits

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Das Ehepaar Milkovits konnte goldene Hochzeit feiern

1920 kam Leopold Milkovits endlich nach Hause. Mit seiner Frau Rosa feierte er 1960 noch die goldene Hochzeit. Geschichten wie diese erzählt die Ausstellung „Land im Krieg“ im burgenländischen Landesmuseum noch bis 23. November.