Viren keine Chance geben

Virenerkrankungen sind eine unangenehme Begleiterscheinung der kälteren Jahreszeit. Die Radio-Burgenland Gesundheitsexpertin Miriam Wiegele gibt Tipps, wie man sich schützen kann.

Viren sind quasi „belebte Eiweißmoleküle“ und mit zwischen 20 und 300 Millionstel Millimeter die kleinsten Krankheitserreger überhaupt. Man hat sie als Grenzgänger zwischen lebender und toter Materie bezeichnet. Viren können sich nicht selbständig vermehren, sie sind Zellparasiten auf genetischem Niveau, ohne eigenen Stoffwechsel. Mit einem bestimmten molekularen Schlüssel docken sie an der Oberfläche von Wirtszellen an, dringen in sie ein und holen sich alles, was sie zu ihrer Vermehrung brauchen. Die Vermehrung erfolgt also immer in einer lebenden Zelle.

Viren führen zum Zelltod

Das Virus liefert den steuernden genetischen Code (RNA oder DNA) und die Zelle liefert das Übrige: den Eiweiß-Syntheseapparat, die chemischen Bausteine und die Energie. In manchen Fällen wird das Virus genau in die Erbmasse der befallenen Zelle eingebaut. Die Zelle wird jedenfalls gezwungen, ihren Untergang selbst herbeizuführen - durch die Herstellung immer neuer Viren. Dabei führt die Infektion zur Blockierung sämtlicher Synthesevorgänge und damit zum Zelltod.

Es gibt aber auch die Möglichkeit einer „latenten“ Infektion: Das Virus „schlummert“ in der Zelle und wird erst durch Irritationen wie Stress oder Fieber aktiviert. Zu dieser Gruppe gehören die Herpes-Viren, Erreger von Fieberblasen oder Gürtelrose, bei der sich die Viren in den Nervenbahnen einnisten.

Influenza: Die „echte“ Grippe

Die Grippe wird durch Influenzaviren verursacht. Diese werden in die Typen A, B und C unterteilt, wobei der Typ A wieder in verschiedene Subtypen unterteilt werden kann. Influenza ist eine Infektion, die unterschiedliche Tierarten und den Menschen befallen kann. Die beim Menschen auftretende, saisonale Grippe wird durch Viren vom Typ A, Subtypen H1, H2 und H3 hervorgerufen, außerdem durch den Typ B.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 17.11.2015

Alle Influenzaviren können ihre genetische Information ändern, weshalb es zu keiner Resistenz wie bei anderen Viruserkrankungen kommt. Vor allem der Typ A ist zu starken Veränderungen in der Lage, weshalb es etwa alle 10 bis 15 Jahre zu globalen Grippeepidemien kommt. Für die Saison 2015/2016 werden folgende Stämme erwartet und sie sind in der Grippeimpfung berücksichtigt.: A/California/ (H1N1) , A/Switzerland (H3N2) und B/Phuket/ (Yamagata-Linie)

Maßnahmen gegen Viren

Da Viren keine Lebewesen sind, helfen Antibiotika nicht. Die Wissenschaft hat vor allem gegen Grippe-Viren sogenannte Neuraminidasehemmer entwickelt. Die Neuraminidase ist notwendig zur Abspaltung der vermehrten Viren von der Oberfläche der befallenen Wirtszellen. Durch ihre Hemmung wird die weitere Vermehrung der Grippeviren unterbrochen. Im Moment stehen zwei Typen dieser Hemmer zur Verfügung.

Antivirale Pflanzenwirkstoffe

Bestimmte Wirkstoffe in Heilpflanzen können antiviral wirken. Saponine, die Seifenstoffe, können bestimmte Schritte bei der Vermehrung der Viren in der Wirtszelle hemmen. Das Problem ist die enge therapeutische Bandbreite. Als besonders antiviral gelten die Triterpensaponine in Efeu und Süßholz. Die Rosmarinsäure in der Melisse kann auch die Vermehrung von Viren hemmen. Wissenschaftlich bestätigt ist dies vor allem für die „"Herpes simplex labialis“-Viren, Melissensalbe ist ein bewährtes Mittel gegen Fieberblasen.

Die antivirale Wirkung der Rosmarinsäure beruht auf einer Hemmung der Adsorption der Viren an der Oberfläche der Wirtszellen-. Ähnliche Wirkung ist auch von anderen Lippenblütler-Gerbstoffen zu erwarten, zum Beispiel im Salbei oder dem Ysop. Eine besondere Wirkung gegen Viren wird den Polyphenolen zugesprochen, sie können Viren daran hindern, in Zellen einzudringen. Besonders erfolgreiche Untersuchungen bezüglich der Polyphenole wurden mit der Zistrose durchgeführt.

Leider ist man bei der Empfehlung von Heilpflanzen mit antiviraler Wirkung auf die Empirie, also auf die Beobachtung und Erfahrung solcher Wirkungen angewiesen, da wissenschaftliche Untersuchungen nur mit isolierten Pflanzenwirkstoffen durchgeführt werden. Immerhin fand eine Untersuchung aus dem Jahr 1978 bei 178 untersuchten Heilpflanzen 75 Arten mit virushemmender Wirkung.

Pflanzen gegen Viruserkrankungen

Von vielen Pflanzen ist wissenschaftlich bestätigt eine immunstimulierende Wirkung bekannt. Doch immunstimulierend muss nicht identisch mit antiviraler oder antibakterieller Wirkung sein. Die immunstimulierende Wirkung von Pflanzen ist meist komplex und wirkt fördernd auf mehrere Abwehrmechanismen. Grundsätzlich kann man aber die Anwendung von immunstärkenden Heilpflanzen bei Viruserkrankungen empfehlen.

Wissenschaftlich erwiesen ist eine immunstärkende Wirkung bei folgenden Pflanzen:

  • Sonnenhut (Echinacea sp)
  • Färberhülse (Baptisia)
  • Lebensbaum (Thuja)
  • Taigawurzel (Eleutherococcus)
  • Zistrose (Cistus x incanus)

Alle diese Pflanzen verwendet man am besten in Form standardisierter Präparate aus der Apotheke.

Kombinationspräparat gegen Grippe

Sehr wirkungsvoll vorbeugend, aber vor allem sofort nach dem Ausbruch einer Grippe ist ein Kombinationspräparat von Echinacea, Baptisia und Thuje. Dieses Kombinationspräparat hat sich vor allem bei Erkrankungen, die durch Viren ausgelöst werden, also nicht nur Influenza, sondern auch Schnupfen, Pfeiffer’sches Drüsenfieber oder Herpes-Erkrankungen bewährt.

Taigawurzel gegen Stress

Die Taigawurzel, auch Sibirischer Ginseng genannt, hilft als Adaptogen durch Belastungen und Stress ausgelöste Immunschwäche vorzubeugen. Verwendet wird sie daher am besten schon rechtzeitig und vor allem in Drageeform. Die Zistrose enthält besonders viel Polyphenole und hat sich, auch wissenschaftlich bestätigt, besonders gut zur Anwendung bei Viruserkrankungen im Atembereich und Influenza bewährt, da der Extrakt, das Eindringen von Viren in die Zellen verhindern kann. In der Apotheke bekommt man sie als Tee, empfehlenswert sind aber fertige standardisierte Präparate.

Kräutertees gegen Grippe

Eine Reihe von kaum mehr bekannten Heilpflanzen dürfte ebenfalls immunstimulierende und vielleicht auch antivirale Wirkung haben. Auf der Basis der Erfahrungen berühmter Ärzte wie Paracelsus, aber auch von modernen Naturheilpraktikern können folgende Heilpflanzen empfohlen werden:

  • Meisterwurz (Imperatoria ostruthium)
  • Ringelblume (Calendula officinalis)
  • Quendel (Thymus serpyllum)
  • Sanikel (Sanicula europaea)
  • Salbei (Salvia officinalis)
  • Mädesüß (Filipendula ulmaria)
  • Tausendguldenkraut( Centaurium umbellatum)
  • Ysop (Hyssopus officinalis)
  • Gundelrebe (Glechoma hederacea)

All diese Heilpflanzen, die man in der Apotheke bekommt, könnte man in Zeiten wie diesen abwechselnd als Einzeltees trinken. Eine Mischung könnte folgendermaßen aussehen:

  • Meisterwurz
  • Quendel
  • Wacholder

Zu gleichen Teilen in der Apotheke mischen lassen und den Tee im Aufguss zubereiten.