Kürbis: Delikat und heilkräftig

Kürbisgemüse, gebackener Kürbis, Kürbiskerne, oder auch Pasta mit Kürbis: Kürbis ist aber nicht nur eine wahre Gaumenfreude sondern eine sehr gesunde heilkräftige Pflanze, wie Kräuterexpertin Miriam Wiegele empfiehlt.

Der Sommer beschert uns mit der Kürbis kulinarische Freuden und Wunderwaffen für ältere Herren, aber auch Frauen. Die Kürbisse präsentieren sich uns mit einer ungeheuren Vielfalt an Formen und Farben, die bei uns angebaut und angeboten werden. Zur Familie der Kürbisgewächse zählen aber auch bei uns kaum bekannte Pflanzen wie der Schwammkürbis oder die Explodiergurke und die Stachelgurke. Das einzige heimische Kürbisgewächs ist die giftige Zaunrübe, die in der Homöopathie bei Atemwegserkrankungen eingesetzt werden kann.

Die Kürbisse, Geschenk der Neuen Welt

Kolumbus war der erste Europäer, der ein Kürbisfeld zu Gesicht bekam und zwar am 3. Dezember 1492 auf Kuba. Der Entdecker der Neuen Welt erkannte sofort die Ähnlichkeit mit den Melonen, die von den Gelehrten Curbita genannt wurden und so kam der Kürbis zu seinem Namen Cucurbita indica, daraus wurde dann Curbiz und zuletzt im Deutschen Kürbis. Für die Indianer Nord- und Südamerikas war und ist der Kürbis Hauptnahrungspflanze.

Er war für die Indianer ebenso wie der Mais und die Bohnen sozusagen die vom Himmel herabgestiegenen verkörperten Götter. Höhlenfunde von Kürbissamen in Oaxaca (Mexiko) werden auf rund 10 000 v. Chr. datiert. Aus diesen Wildsorten züchteten die Indianer durch Selektion die heutige Vielfalt der Kürbisse.

Kürbis, indianische Heilpflanze

Für die Indianer war der Kürbis nicht nur Nahrungs- sondern auch Heilmittel. Die Mayas benutzten den Saft in Salben gegen Verbrennungen. Die Azteken machten aus den Samen ein Heilmittel gegen Bandwürmer und gegen Blasen- und Nierenerkrankungen. Auch die Cherokee und andere nordamerikanische Stämme kannten schon die blasenstärkende Wirkung der Kürbiskerne und nutzten sie bei Bettnässen und Blasenentzündungen.

Kürbis

ORF

Kürbis hat jetzt wieder Saison

Kürbis, eine Mondpflanze

Die Spanier, die den Kürbis nach Europa brachten, unterschieden in ihrer Heilkunde streng zwischen „kalten“ und „warmen“ Heilpflanzen und verwendeten die „kühlenden“ Samen des Kürbis zur Abkühlung heftiger Liebesglut. Der englische Arzt Culpeper, der in der Tradition von Paracelsus die Heilmittel nach Planetensymbolen ordnete, sah im Kürbis eine Mondpflanze.

Da das Mondprinzip im Körper die Flüssigkeiten- Lymphe, Harn, Drüsensekrete, etc. regiert, sah Culpeper im Kürbis ein Heilmittel zur Anregung dieser Flüssigkeiten und das wurde auch aus wissenschaftlicher Sicht bestätigt. Auch die Haut untersteht dem Mondprinzip, Hautzellen haben einen Wachstumszyklus von 28 Tagen. Die Steirer bestätigen, dass die Hände beim Kürbisputzen samtig weich werden und bieten heute Gesichtsmasken aus Kürbisfleisch an.

Der Kürbis, eine große Beere

Botanisch gesehen sind die Früchte des Kürbis drei- bis fünffächige, vielsamige Panzerbeeren. Die große Vielfalt der Kürbisse wird nun auch bei uns angebaut. Da gibt es den Turban- Kürbis, den Moschuskürbis mit einem dunkelorangen, duftenden Fruchtfleisch oder die Pattisons, die wie fliegende Untertassen aussehen. Der Spaghetti- Kürbis, der aus Japan stammt und dessen Fruchtfleisch spaghettiähnliche Fäden ausbildet, wird auch so wie Spaghetti mit Tomatensauce gegessen.

Die Rondinis stammen aus Südafrika, haben kleine kugelrunde Früchte und werden wie die Zucchini, die auch Gurkenkürbis genannt wurden, in grün gesprenkeltem Zustand geerntet. Der Speisekürbis, englisch pumpkin genannt, kann bis zu 75 Kilogramm schwere Früchte bilden. Das wohlschmeckende Fleisch lässt sich vielfältig als Kochgemüse zubereiten oder süßsauer konservieren. In den USA werden diese Kürbisse traditionell zu Kuchen verarbeitet und die Sorte Jack-o-Lantern war die Sorte, die zu Halloween ausgehöhlt und beleuchtet wurde. Bei uns ist dieser Brauch seit einigen Jahren zur Modeerscheinung geworden.

Der Steirische Kürbis

Der steirische Ölkürbis, auch schalenloser Ölkürbis ist eine relativ junge Mutante, bei der die äußersten Zellschichten der Samenschale nicht verholzt und verdichtet sind. Nach Tschermak- Seysnegg, einem österreichischen Vererbungsforscher, dürfte dieser Kürbis durch eine Mutation im vorigen Jahrhundert spontan entstanden sein.

Es könnte aber auch sein, dass diese Varietät ein rezessives Gen enthält, das im Zuge des Anbaus wieder in Erscheinung trat. Durch die Weichschaligkeit ist die Ölausbeute viel größer. Moderne Züchtungen des Ölkürbis enthalten bis zu 350 bis 400 Samen und auch der Ölgehalt der einzelnen Kerne konnte gesteigert werden. Nur dieses Kernöl verfügt über die herausragenden gesundheitsfördernden Eigenschaften.

Gesundes Kürbisfleisch

Alle Kürbisarten haben ein gesundes Fruchtfleisch. Je nach Art und Fruchtfleischfarbe enthalten sie extrem viel Beta- Carotin, das sehr antioxidativ wirkt, weshalb der Kürbis von der amerikanischen Krebsgesellschaft als tägliche Nahrung empfohlen wird. Dazu kommt ein Gehalt an Vitamin A, vier B- Vitamine, ein ausgesprochen günstiges Natrium- Kalium Verhältnis, Magnesium, Eisen, Kalzium und Kupfer. Der Kürbis wirkt mild entwässernd, weshalb er bei der Behandlung für Bluthochdruck sowie Herz- und Nierenleiden unterstützend wirkt.

Da er den Säureüberschuss im Gewebe neutralisieren kann, ist er eine günstige Nahrung für Gicht- und Rheumapatienten. Das Fruchtfleisch ist auch reich an Ballaststoffen und wirkt verdauungsmobilisierend, hilft also bei Verstopfung. Außerdem werden Gallensäuren und Fettsubstanzen wie das LDL im Darm gebunden und zur Ausscheidung gebracht, was sich insgesamt positiv auf den Cholesterinspiegel auswirkt.

Heilkräftige Kürbiskerne

In Ländern wie am Balkan, wo die Männer traditionell viele Kerne- Sonnenblumen, etc.- essen, gibt es statistisch gesehen viel weniger Prostataprobleme. Auch in der Steiermark- wird zumindest behauptet- sollen die Männer recht aktiv bis ins hohe Alter sein. Ob dies statistisch erfassbar ist, sei dahingestellt. Die Wirkung der Kürbiskerne, wie die Samen üblicherweise genannt werden, auf die Prostata und die Blase ist dagegen wissenschaftlich erforscht und bestätigt.

Inhaltsstoffe: Kürbissamen enthalten außer fast 50 % fettem Öl ca. 30 % Eiweiß, die Vitamine A und B. Weiters enthalten sie eine Reihe von Mineralstoffen, wobei der Eisengehalt dominiert, gefolgt von Kalium und Zink, das als Spurenelement nicht nur wichtig für das Immunsystem, sondern auch für die Prostata ist.

Hoher Selengehalt der Kerne

Besonders wichtig ist auch der hohe Selengehalt in den Kernen, der im Zusammenhang mit dem Vitamin E- Gehalt auf Grund der antioxidativen Wirkung eine tumorvorbeugende Wirkung bringt. Die Kürbiskerne sind reich an Vitamin E, vor allem Alpha- Tocopherol. Das Besondere an den Inhaltsstoffen sind neben den Lignanen, die eine phytoöstrogene Wirkung haben, die Phytosterine, darunter vor allem das Delta- 7- Sterol. Phytosterine beeinflussen den Prostaglandin- und Prolaktinstoffwechsel und wirken entzündungshemmend. Sie sind dem Testosteron chemisch nahe verwandt und weisen einen hormonbremsenden Einfluss auf die Prostata auf.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 25.8.15

Wirkung: Durch die in den Kürbiskernen enthaltenen Wirkstoffe kann, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft, ein übermäßiges Prostatawachstum gebremst werden. Der Pharmakologe Heinz Schilcher war der erste, der auf diese Wirkung hinwies. Kürbiskerne sind daher besonders wirksam zur Vorbeugung der Prostatahyperplasie, der Vergrößerung der Prostata, einem Problem, das bei einer überwältigenden Mehrzahl der Männer ab dem fünfzigsten Lebensjahr beginnt. Wenn die Prostata sich vergrößert, kann sie auf die Harnröhre drücken, so dass der Harn nicht mehr richtig fließt, was die Medizin als Miktionsproblem bezeichnet. Der Harnstrahl wird immer schwächer und der Harn, der in der Blase zurückbleibt, bildet einen idealen Nährboden für Keime.

Kerne gegen Prostatawachstum

Heimtückischerweise kann sich aus einer Vergrößerung der Prostata auch ein Krebs entwickeln. Männer sollten daher ab dem fünfzigsten Lebensjahr regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Durch den Einsatz von Kürbiskernen in hoch dosierter Form, die es als Granulat in der Apotheke gibt, kann das Wachstum der Prostata gebremst werden und vor allem durch die positive, anregende Wirkung auf die Blasenmuskulatur das Problem mit dem Wasserlassen, vor allem der nächtlichen Beschwerden bei den Männern verbessert werden.

Diese Wirkung auf die Blase wird neuerdings auch bei Frauen genutzt. Viele Frauen leiden an einer Reizblase und nach dem Wechsel an Blasenschwäche, beziehungsweise Inkontinenz. Auch hier hat sich in klinischen Untersuchungen eine positive Wirkung durch den Einsatz von Kürbiskernpräparaten bestätigen lassen. Auch die Beckenbodenmuskulatur wird gestärkt. Anwendung: Entweder als Fertigpräparat oder zur Therapie 10g Kerne täglich essen, zur Vorbeugung reichen 5g täglich und sie eignen sich bestens zur Langzeitanwendung.

Kürbiskernöl

„Zwei Säfte sind es, die dem steirischen Menschen angenehm sind: innerlich Wein und dazu nochmals innerlich Öl“, schrieb der steirische Dichter Gruber. Das „schwarze Gold der Steiermark“ ist nicht nur kulinarisch eine Delikatesse, sondern bringt grundsätzlich dieselbe Heilwirkung wie das Kerne essen. Übrigens gibt es Kürbiskernöl von hervorragender Qualität auch aus burgenländischem Anbau.

Das Kürbiskernöl zeichnet sich durch einen nussartigen Geschmack und seine schwarze Farbe aus. Heute ist die Verwendung des Kürbiskernöles schon so gebräuchlich geworden, dass man nicht mehr darauf hinweisen muss, dass diese Farbe gewöhnungsbedürftig sein könnte. Tipp: Reines Kernöl erkennt man daran, dass ein Tropfen Öl auf einem Salatblatt liegen bleibt, gepanschtes Öl zerläuft dagegen. Achten Sie beim Kauf auf die Bezeichnung „Reines Kürbiskernöl“.

Wertvolle Fettsäuren

Die Zusammensetzung der Fettsäuren ist ernährungsphysiologisch besonders wertvoll. Die Summe der ungesättigten Fettsäuren liegt bei über 80 %. Hauptsächlich findet man Linolsäure (bis 60 %), eine zweifach ungesättigte Fettsäure, die als Baustoff für die Bildung von Vitamin D, Hormonen und Zellwänden unentbehrlich ist. Regelmäßiger Genuss von Kürbiskernöl kann den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen, wirkt durch den hohen Selengehalt immunstärkend und erhöht die Vitalität. „Männerleiden“ werden positiv beeinflusst, doch ob es auch auf die Mannesstärke wirkt, ist eine reine Frage des „Daran- Glaubens“.