Wie dem Burnout vorbeugen?

Die täglichen Anforderungen für den Menschen werden immer größer und immer mehr Menschen klagen darüber, dass sie dem permanenten Stress nicht mehr gewachsen sind. Die Zahl der Menschen mit Burnout steigt auch ständig. Wie man sich wappnen kann, weiß Miriam Wiegele.

Das Wort Stress stammt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie Anspannung, Druck, Beanspruchung, Belastung sowohl im positiven wie im negativen Sinn. Dem gemäß unterscheidet man zwei Formen von Stress:

  • Eustress (griech. eu= gut), der mit Freude und Begeisterung zusammen hängt und dem Menschen gut tut, ihn anspornt und ihm Befriedigung verschafft.
  • Distress ( dis =schlecht), der mit Bedrohung und Angst verbunden ist und den Menschen in seiner Gesundheit beeinträchtigen kann. Stress ist also ein fundamentaler Teil unseres Lebens und nicht etwas, was man um jeden Preis vermeiden sollte. Entscheidend ist nur, dass man versucht, sich nur soviel Stress auszusetzen, wie man braucht, um seine Lebenslust zu erhalten und diese Lust am Leben richtig einzusetzen.

Wie kann sich Stress auswirken

Unser vegetatives Nervensystem, das aus Sympathikus und Parasympathikus (Nervus vagus) besteht, hilft uns, sich verändernden Bedingungen anzupassen. Unsere Lebensweise führt bei vielen Menschen dazu, dass das Wechselspiel der beiden nicht mehr funktioniert. Manche Menschen werden sympathikoton, der anregende Ast des vegetativen Nervensystem überwiegt. Die Folgen sind Herzprobleme, Bluthochdruck, Schlaflosigkeit, etc. Überwiegt der Parasympathikus wird man vagoton, leidet also unter ständiger Müdigkeit und Erschöpfung.

Auch unser endokrines System, das über die Hormone Organfunktionen und Stoffwechselvorgänge im Menschen steuert, kann durch Überbelastungen aus dem Gleichgewicht geraten ebenso wie unser Immunsystem. Folgen von permanentem Stress können also sehr vielfältig sein.

Wie soll man mit Stress umgehen

Stress ist Anspannung, es ist daher wichtig, zu lernen, wie man sich entspannen kann. Dauerspannung kann psychische und organische Schäden hervorrufen. Aus gesundheitlichen Gründen sollten deshalb die Phasen der Anspannung von solchen der Entspannung abgelöst werden. Ausreichender ungestörter Schlaf gewährleistet normalerweise die notwendige Entspannung. Überlastung im Beruf und private Sorgen, die seelisch nicht angemessen verarbeitet werden, führen jedoch häufig dazu, dass sich das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung nicht mehr einstellen kann. Methoden wie Autogenes Training, aber auch Qi Gong können helfen, in ein inneres Gleichgewicht zu kommen und auf jeden Fall sollte man sich nicht scheuen, ärztliche Hilfe zu suchen, wen man spürt, dass man den Belastungen nicht mehr gewachsen ist.

Adaptogen wirkende Heilpflanzen

Adaptere bedeutet lateinisch anpassen. Adaptogene Heilpflanzen sind solche, deren Inhaltsstoffe dem Körper unspezifisch helfen, die Fähigkeiten des Organismus zu verbessern, sich an belastende Situationen besser anzupassen und damit prophylaktisch schon helfen können, negative Folgen von Stress zu vermeiden. Wenn diese schon aufgetreten sind, können solche Heilpflanzen dazu verhelfen, aufgetretene Schäden wieder zu verbessern.

Den Begriff Adaptogene hat erstmals der russische Wissenschaftler Lazarev Ende der Vierziger Jahre entwickelt und so beschrieben: Adaptogene erhöhen die allgemeine Widerstandskraft. Adaptogene verbessern die Fähigkeit des Organismus, sich durch Stärkung des Immun-, Nerven- und Drüsensystems an innere und äußere Belastungen anzupassen. Sie verhelfen dem vegetativen Nervensystem zu einer Ausgeglichenheit zwischen Sympathikus und Parasympathikus zu kommen, sie stärken den Körper, vereinigen aber sowohl stärkende als auch entspannende Eigenschaften. Vermutlich ist das auf ihre Fülle an Wirkstoffen, die oft antagonistische Wirkungen aufweisen, zurück zu führen. Sie enthalten also sowohl anregende als auch beruhigende Inhaltsstoffe und vielleicht sprechen dann diese Bestandteile der Inhaltsstoffe jeweils die Rezeptoren an, die im Moment gestört sind.
Adaptogene helfen genauso bei psychischen als auch bei körperlichen Problemen, sie stärken das Immunsystem und den Hormonhaushalt. Es gibt eine große Fülle an Heilpflanzen, die heute als Adaptogene bezeichnet werden, einige sind besonders bekannt geworden: Taigawurzel, Ginseng und Rosenwurz.

Die Taigawurzel

Die Taigawurzel ist botanisch verwandt mit den verschiedenen Ginsengarten. Beheimatet ist sie in Sibirien und weil dort erste Studien mit der Taigawurzel gemacht wurden, wurde sie früher als Sibirischer Ginseng bezeichnet. Bekannt geworden ist die Pflanze im Westen in den 50er- Jahren des vorigen Jahrhunderts; als bekannt wurde, dass die „Geheimwaffe“ der Russen, um die Folgen der Schwerelosigkeit der Kosmonauten zu mildern und um die Belastungsfähigkeit der Sportler bei der Olympiade in Moskau zu verbessern, diese Pflanze aus Sibirien sei.

Die Taigawurzel hilft, sich Stress besser anzupassen. Die Reaktion des Organismus auf Stress wird in drei Reaktionsphasen eingeteilt: Alarm, Widerstand, Erschöpfung. Die Wirkstoffe der Taigawurzel bewirken eine Reduzierung der Stressreaktion in der Alarmphase, verbesserten Widerstand und eine Verzögerung des Erschöpfungsstadiums. Die Taigawurzel hilft also, auch in Phasen von vermehrtem Stress leistungsfähig zu bleiben und zwar sowohl körperlich als auch geistig. Mit zunehmendem Alter wird der Organismus immer weniger fähig, sich an Stresssituationen anzupassen. Die Taigawurzel hilft daher vor allem älteren Menschen Belastungen mit erhöhter Widerstandskraft zu begegnen. Die Einnahme von Taigawurzel kann besonders Menschen empfohlen werden, die unter chronischer Müdigkeit leiden. Bei Schwäche des Immunsystems wirkt sie weniger stark anregend, sondern ausbalancierend.

Als Droge zur Teezubereitung ist die Taigawurzel eher selten in der Apotheke zu finden. Es gibt aber fertige Präparate, meist in Dragéeform. Auch als Urtinktur kann man die Taigawurzel in der Apotheke beziehen. Empfohlen wird maximal 3 Monate die Präparate einzunehmen, dann eine mehrwöchige Pause einzulegen.

Achtung: Bei hohem Blutdruck ist die Einnahme nicht zu empfehlen, bei Kindern erst ab 12 Jahren. Wegen fehlender Untersuchungen wird auch empfohlen, Taigawurzel nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit einzunehmen.

Ginseng, die Wurzel des Himmels

Panax ginseng ist der botanische Name, Panax und kommt aus dem Griechischen und bedeutet Allheilmittel (pan, alles und akos, Heilung). Ren shen ist der chinesische Name und bedeutet Menschenwurzel. Der Ginseng ist vermutlich schon vor 3000 Jahren in China verwendet worden. Heute zählt er zu den bekanntesten Heilpflanzen.

Seine weit gespannte Wirkung ist auf seine adaptogene Wirkung zurück zu führen: er hilft Stressbelastungen auszugleichen, hat insgesamt eine kräftigende Wirkung, weshalb er gerne von Sportlern verwendet wird, sich aber auch in der Geriatrie als Aufbaumittel für alte Menschen bewährt hat. Die Lern-, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit verbessert, dabei nimmt das intellektuelle Leistungsvermögen wieder zu. Auch das allmähliche Nachlassen der Organfunktionen im Alter und die abnehmende Widerstandskraft werden durch Ginseng positiv beeinflusst. Studien in Wien zeigten eine positive Wirkung bei Wechselproblemen. Die ihm immer wieder zugesprochene Wirkung als Aphrodisiakum konnte aber nicht bestätigt werden.

Ginseng wirkt auf das Zentralnervensystem sowohl anregend als auch beruhigend. Ginseng macht wacher hinsichtlich der Konzentrationsfähigkeit, bei Überreizungen und damit verbundenen Ängsten wirkt er sich beruhigend aus, ohne aber müde zu machen. Auf den Schlafrhythmus wirkt er sich sehr positiv aus. Bei leichten depressiven Verstimmungen kann Ginseng vor allem durch die Verbesserung der Schlafqualität und die Stärkung des Geisteszustandes helfen.

Toxikologische Untersuchungen zeigten, dass der Ginseng zu den ungiftigsten Pflanzen überhaupt zählt. Allerdings muss auf das „Ginsengmissbrauchssyndrom“ hingewiesen werden. Ginseng sollte nicht gemeinsam mit Koffein enthaltenden Genussmitteln verwendet werden, da dies zu Bluthochdruck, Nervosität, Schlaflosigkeit, morgendlichen Durchfällen und Ödemen führen kann. Menschen mit hohem Blutdruck muss allerdings generell vor einer Einnahme von Ginseng abgeraten werden.

Ginseng sollte man nur in der Apotheke kaufen, wo es genau dosierte Mittel gibt und sich bei der großen Auswahl von Präparaten beraten lassen.

Rosenwurz

Sie wächst zwar bei uns in den Alpen, ist aber in der Volksmedizin bei uns kaum verwendet worden. In der Volksmedizin Russlands und der skandinavischen Länder war die Rosenwurz ein traditionelles Heilmittel, das die körperliche Ausdauer erhöhen und ein langes Leben ermöglichen sollte. In den Bergtälern Sibiriens erhielt ein Brautpaar bei der Hochzeit die „Goldene Wurzel“, wie sie dort genannt wurde, damit sie viele gesunde Kinder bekommen sollten.

Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen zur Rosenwurz wurden in Russland gemacht, nachdem 1960 ein Botaniker im Altai- Gebirge in Südsibirien von den dort lebenden Stämmen erfuhr, dass diese einen Tee aus der Wurzel nicht nur gegen Erkältungen einnahmen sondern vor allem um körperlich leistungsfähiger zu sein.

Seit einigen Jahren ist sie nun auch in der westlichen Medizin untersucht worden und man konnte feststellen, dass sie alle Anforderungen eines Adaptogens erfüllt. Im Sinne eines Adaptogens wirkt sie auf Stress- Symptome auf zweifache Weise. Sie hemmt die Ausschüttung der Stresshormone Cortisol und Adrenalin und fördert so das Gefühl von Ausgeglichenheit und Ruhe. Es kommt zu einer Abmilderung psychischer Symptome wie etwa Erschöpfung. Gleichzeitig fördert sie die Leistungsfähigkeit durch die Ankurbelung des Energiestoffwechsels.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 24.2.2015

Die anregende Wirkung der Pflanze auf die Psyche wurde an Patienten mit Neurosen getestet und es zeigte sich, dass ihre Störungen sich besserten. An 56 Ärzten und Ärztinnen im Nachtdienst wurde die Wirkung auf geistige Leistungsfähigkeit und Müdigkeit untersucht, es konnte eine erhebliche Verbesserung der geistigen Leistungen nachgewiesen werden.

In der Apotheke gibt es fertige Präparate und die entsprechende Beratung. Als „Stressbewältiger“ kann die regelmäßige Einnahme mehrere Wochen vor den erwarteten „stressigen“ Zeiten empfohlen werden, die dann während dieser Zeit fortgesetzt werden sollten. Die Einnahme sollte morgens erfolgen, da es möglicherweise zu Schlafstörungen kommen kann.