Was tun, wenn die Stimme bricht

Halsentzündungen, eine Überanstrengung der Stimmbänder, trockene und zu warme Raumluft Kehlkopfprobleme - es gibt viele Ursachen für Heiserkeit und Stimmlosigkeit. Gesundheitsexpertin Miriam Wiegele weiß, was hilft.

Rund 50 Muskeln sind an der Tonproduktion beteiligt. Die Atemluft fließt am Kehlkopf entlang, der hohl ist und aus Knorpeln besteht. Im Kehlkopf sind zwei Stimmbänder. Das eigentliche Sprachorgan sind die Stimmlippen, die umgangssprachlich Stimmbänder genannt werden. Sie sind beim normalen Atmen entspannt. Um stimmhafte Töne zu erzeugen, werden die Stimmlippen angespannt. Wenn Luft aus der Lunge kommt, werden sie ähnlich Saiten in Schwingung versetzt.

Wenn Reden zur Schwerarbeit wird

Kommt es zu Entzündungen im Kehlkopf, aber auch durch andere Ursachen schwellen die Stimmlippen an. Sie können nicht mehr frei schwingen. Das Ergebnis- die Stimme wird tiefer oder piepsig und kann vorübergehend ganz ausfallen. Reden wird zur Schwerarbeit.

Ursachen für Heiserkeit

  • Entzündungen: Im Rahmen von viral oder bakteriell verursachten Erkältungen kommt es meist als erstes zu einer Entzündung der Kehlkopfschleimhaut und der Stimmbänder. Meistens bildet sich Schleim, der sich auf die Stimmbänder legt. Es resultiert das allen bekannte Krächzen unterschiedlicher Stärke.
  • Psychosomatische Ursachen: Psychische Belastungen, Stress im Beruf, persönliche Unsicherheit im Auftreten, „gereizte“ Stimmung, nicht mit ganzer Person zu seinen Äußerungen stehen, Angst, Nervosität - es gibt viele seelische Ursachen, die dazu führen können, dass die Stimme versagt.
  • Überanstrengung der Stimmbänder: Stimmlich belastete Berufsgruppen wie Sänger, Lehrer und andere sollten sich nicht scheuen, sich Sprechpädagogen oder Stimmtrainern anzuvertrauen. Es ist durchaus möglich, die Stimme zu trainieren.
  • Überbeanspruchung des Sprechapparates durch Schreien, z.B. bei öffentlichen Reden, Sportveranstaltungen, Feiern, etc. kann zu vorübergehender Heiserkeit führen.
  • Zu trockene und zu warme Raumluft und zu wenig trinken führt zum Austrocknen der Rachenschleimhäute.
  • Chronische Reizung und Entzündung der Stimmbänder bei Rauchern
  • Chronische, meist durch berufliche Tätigkeit bedingte Einatmung von chemischen Reizstoffen
  • Bei chronischer Heiserkeit sollte man einen HNO-Arzt aufsuchen, da auch Stimmbandknötchen, gutartige Wucherungen, aber auch bösartige Tumore des Kehlkopfs und Lähmungen der Nerven, die für die Bewegung der Stimmbänder verantwortlich sind, die Ursache sein könnten.
  • Sollte keine Ursache für chronische Heiserkeit im Kehlkopfbereich gefunden werden, wäre zu empfehlen, einen Internisten aufzusuchen, da auch eine Refluxkrankheit zu Heiserkeit führen kann.

Tipps um Heiserkeit zu bekämpfen

  • Während des Redens Zeit zum Atmen nehmen, wenn nötig, langsamer sprechen.
  • Nach drei Stunden Redezeit mindestens 30 Minuten Pause einlegen.
  • Beim Sprechen Mund und Kiefer weit öffnen. Deutliches Sprechen spart Lautstärke.
  • Bei Heiserkeit während des Redens schlucken statt räuspern, das ist schonender für die Stimmbänder.

Kräuter gegen Heiserkeit

Schleimstoffdrogen sind Pflanzen, deren Wirkstoffe in Wasser quellen und zähflüssige Lösungen ergeben. Sie dienen der Reizlinderung, indem sie sich wir ein Wundpflaster über die entzündeten Schleimhäute im Rachen legen. Damit helfen sie auch bei Heiserkeit. Fast alle Pflanzen der Eibischgewächse (Malvaceae) enthalten reichlich reizmildernde Schleimstoffe:

  • Eibisch (Althaea officinalis) enthält in seiner Wurzel, aber auch in den Blättern Schleimstoffe. Zubereitung: Um Schleimstoffe optimal in Lösung zu bringen, muss ein Kaltwasserauszug gemacht werden. 2 TL Eibisch mit 1/4 Liter kaltem Wasser aufgießen, einige Stunden ziehen lassen, abseihen und auf Trinktemperatur erwärmen.
  • Malve (Malva silvestris) und schwarze Stockrose (Althaea rosea nigra) enthalten entzündungshemmende Farbstoffe und reizmildernde Schleimstoffe in den Blüten. Zubereitung: 1 TL Blüten mit 1/4 Liter heißem Wasser im Aufguss, zehn Minuten ziehen lassen. Der Stockrosentee wird zart lila und daher von Kindern gerne als „Tintentee“ bei Halsweh und Heiserkeit angenommen.

Trinken, trinken, trinken

Generell sollte möglichst viel Flüssigkeit, am besten in Form von zimmerwarmen Wasser zugeführt werden, um zu verhindern, dass die durch die trockene Raumluft gereizten Schleimhäute noch mehr austrocknen.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 3.2.2015

Gurgeln gegen Heiserkeit

  • Salbei enthält zusammenziehende Gerbstoffe, die ein Ausbreiten von Bakterien in den Schleimhäuten verhindern können. Zubereitung: 1 TL Blätter mit 1/4 Liter heißem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen.
  • Propolis hilft, Probleme im Rachenbereich positiv zu beeinflussen. Die komplexen Inhaltsstoffe sind antibakteriell und schleimhautstärkend. Zubereitung: Zehn Tropfen Propolistinktur in ein Glas lauwarmes Wasser geben und damit gurgeln.

Lutschtabletten aus der Apotheke

Heilpflanzen wie Isländisch Moos, Spitzwegerich, Eibisch, aber auch Salzpastillen gibt es auch in Form von Lutschtabletten in der Apotheke. In dieser Form werden sie vor allem auch von Kindern, aber auch von Erwachsenen, die beruflich bedingt keine Zeit zum Teekochen haben, angewendet. Erkundigen Sie sich in Ihrer Apotheke danach.

Zwiebeln mit Honig

Im Honig finden sich antibakterielle Stoffe und die Zwiebel enthält neben entzündungshemmenden Senfölglykosiden auch reizmildernde Schleimstoffe. Die Zubereitung ist einfach: Zwiebel fein kochen, Honig darauf geben, ziehen lassen und den Saft dann löffelweise schlucken.

Heilende Dämpfe

Inhalationen mit Salzwasser oder ätherischen Ölen sind wohltuend und helfen, gereizte Schleimhäute zu beruhigen. Folgende ätherische Öle eignen sich: Salbeiduft entwickelt seine Schwingungen im Stimmbereich und war daher seit jeher das Mittel für Sänger, da man ihm nachsagt, dass der Duft Verkrampfungen im Halsbereich lösen kann. Eukalyptusduft verstärkt die Einatmung, entspannt die Luftröhre und damit auch den gesamten Kehlkopfbereich. Dadurch entwickelt sich Weite und Klarheit im Sprechorgan.

Für alle Fälle Wickel

Wickel sind sehr wirkungsvolle Anwendungen. Warme Wickel führen der Haut Wärme zu und wirken dadurch entkrampfend und schmerzstillend. Bei Heiserkeit durch akute Erkältungserkrankungen ist es besser, kalte Halswickel anzulegen.

Zwiebelwickel

Ein spezieller und sehr wirkungsvoller Wickel ist der Zwiebelwickel: Kleingeschnittene Zwiebeln auf ein Tuch auflegen, um den Hals wickeln, mit einem weiteren Tuch darüber fixieren, zirka eine halbe Stunde einwirken lassen.

Grundtechnik: Das innerste Tuch ist aus Leinen, wird mit – kaltem oder warmen – Wasser benetzt, ausgedrückt und auf den Hals aufgetragen. Darüber kommt ein Baumwolltuch und darüber noch eines aus Flanell. Zwischen den ersten beiden Tüchern sollte möglichst keine Luft sein, dass die wärmende oder kühlende Wirkung möglichst lang erhalten bleibt.

Akupressur gegen Heiserkeit

Eine rasche Wirkung bei akuter Heiserkeit erzielt man mit der Pressur des Punktes Lunge 11 (am äußeren Nagelfalzwinkel des Daumens) und dem Punkt Lunge 5 (in der Ellenbeuge seitlich der Bizepssehne). Sind Infekte die Ursache, ist die Pressur der Punkte Dickdarm 4 (an der Daumenseite und Mitte des zweiten Mittelhandknochens) und Magen 44 (etwas oberhalb der Zehenfalte zwischen zweiter und dritter Zehe) am wirkungsvollsten.

„Rede keinen Zinnober“

Die anthroposophische Medizin empfiehlt eine Mischung von Pyrit (Schwefelkies, auch Katzengold genannt) und Zinnober (Quecksilbersulfid) in homöopathisch potenzierter Form bei funktionellen Stimmstörungen. Zinnober hilft, die Wechselwirkungen von Atmung und Stimmorgan zu harmonisieren und stabilisieren.

Vor allem hilft diese Mischung auch Menschen, die sofort zu Heiserkeit neigen, wenn sie nur ein bisschen kalte Luft abbekommen haben. Als Pyrit/ Zinnober von einer anthroposophischen Firma hergestellt, gibt es diese Mischung in Pulverform in der Apotheke zu kaufen.

Homöopathie gegen Stimmlosigkeit

  • Arum triphyllum (Aronstab) D6: Ist das klassische Mittel, wenn die Stimme wegbleibt, weil man sie zu sehr strapaziert hat. Arum hilft daher nicht nur Opernsängern, sondern auch Rednern, Radiomoderatoren, Lehrern, Pfarrern und natürlich auch Managern, die zu laut und zu viel reden.
  • Verbascum (Königskerze) D6: Oft beginnen Probleme mit der Stimme, vor allem, wenn sie durch Infekte ausgelöst werden, mit einem „basso profundo“, also einer tief klingenden Stimme und beim Sprechen entsteht ein Kitzelgefühl im Hals.
  • Rumex crispus (Krauser Ampfer) D6: Ist das Mittel der Wahl, wenn die Stimme durch die Erkältung höher wird, also zu piepsen beginnt, was sich bis zur Stimmlosigkeit steigern kann.

Homöopathische Globuli nimmt man üblicherweise dreimal fünf täglich, indem man sie unter der Zunge zergehen lässt.

Letzte Tipps gegen Heiserkeit

  • Unbedingt für möglichst feuchte Raumluft sorgen. Am einfachsten erreicht man diese, indem man ein feuchtes Handtuch auf jeden Heizkörper legt.
  • Bei Heiserkeit sollte die Stimme geschont werden. Möglichst wenig, aber in normaler Lautstärke sprechen, flüstern reizt die Stimmbänder und sollte daher vermieden werden.