Weihnachtsstern & Co.: Achtung, giftig!

Ein roter Weihnachtsstern oder ein schönes weißes Weihnachtsstern-Bäumchen - viele verschenken jetzt Weihnachtssterne und andere Zimmerpflanzen. Allerdings sind viele dieser Pflanzen giftig, warnt Miriam Wiegele.

„Der Mensch als Produkt der Evolution hat die meiste Zeit in natürlichen Landschaften verbracht und daher auch heute das Bedürfnis, seine nächste Umwelt in solche zu verwandeln“, so interpretiert eine Verhaltensforscherin den Wunsch vieler Menschen nach Grün auch am Arbeitsplatz. Seit die Menschen ihre kostbare Zeit immer häufiger in Häusern, Wohnungen und Büros verbringen, hat sich das wachsende Bedürfnis entwickelt, das ganze Lebensumfeld mit Pflanzen zu verschönern.

Außer ihrem schönen Anblick und manchmal wohltuendem Duft wirken Zimmerpflanzen nachweislich als Luftverbesserer und Schadstofffilter. „Sick- Building- Syndrom“ nennt man die Symptome, die durch den chemischen Cocktail von Formaldehyd, Xylol, Toluol, etc. aus Baumaterialien ausgelöst werden können.

Pflanzen können Schadstoffe filtern

Studien der NASA haben ergeben, dass gerade die beliebtesten Zimmerpflanzen wie die Dieffenbachie, die Birkenfeige (Ficus benjamina) oder der Baumfreund (Philodendron sp.) diese Schadstoffe filtern können. Sie sollten daher vor allem Büros zieren, wo sie neben Kopierer oder Drucker den Abbau von Formaldehyd beschleunigen. Im häuslichen Bereich sollte man allerdings vorsichtiger sein und überhaupt sollte man Bescheid wissen, welche Zimmerpflanzen giftig sind.

Wissen schützt vor Vergiftungen

Die meisten Menschen interessieren sich natürlich in erster Linie dafür, wie sie ihre grünen Zimmerlieblinge düngen und pflegen sollen, was sie gegen Schädlinge und Pilzbefall tun können. Dass gerade die beliebtesten Zimmerpflanzen giftig sind, ist aber leider noch immer zu wenig bekannt.

Grundsätzlich ist die Gefahr, die von Zimmerpflanzen ausgeht, nicht extrem groß. Schließlich landen die Blätter der Dieffenbachie nicht im Salat. Dennoch zeigen Vergiftungsstatistiken, dass Kinder, die alles in den Mund stecken, häufig betroffen sind. Und noch häufiger kommt es zu Vergiftungen von Haustieren, vor allem von Katzen, die in Ermangelung von Katzengras oft auch an die Zimmerpflanzen gehen.

Dieffenbachia

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Die Dieffenbachie ist besonders giftig

Die Aronstabgewächse

Die Pflanzenfamilie mit den meisten Giftpflanzen, zu denen auch viele Zimmerpflanzen zählen, ist die Familie der Aronstabgewächse. Am gefährlichsten ist die Dieffenbachie, benannt nach einem Gärtner des Wiener Botanischen Gartens. Sie stammt aus der Karibik und wird auch Schweigrohr genannt, weil sie in früheren Zeiten dazu verwendet wurde, um missliebige Menschen zum Schweigen zu bringen.

In den Blättern befinden sich Schießzellen, die spitze Oxalatkristallnadeln regelrecht in die Haut und vor allem in die Mundschleimhaut schießen. Es kommt zum Brennen im Mund, Bläschenbildung, Schwellung der Zunge, Schluckbeschwerden, in schweren Fällen droht Erstickungsgefahr. Später können Herzrhythmusstörungen und Lähmungen dazukommen. Bei Pflanzensaftspritzern in die Augen droht eine massive Hornhautschädigung bis hin zur Erblindung. Durch häufigen Kontakt mit der Dieffenbachie können auch Allergien ausgelöst werden.

Aus der Familie der Aronstabgewächse stammen auch Zimmerpflanzen wie der Baumfreund (Philodendron), Fensterblatt (Monstera), die Efeutute (Epipremnum), wegen ihrer Anspruchslosigkeit sicher die häufigste Zimmerpflanze ist, Flamingoblumen (Anthuricum), Einblatt (Spatiphyllum), Purpurtute (Syngonium), Kolbenfaden (Aglaonema) und die Zimmerkalla (Zantedeschia). Beim Umgang mit allen diesen Pflanzen ist Vorsicht angebracht, auch wenn sie nicht so gefährlich wie die Dieffenbachie sind, könnte es bei Verzehr zu Vergiftungen kommen, durch Berührungen zu Hautreizungen und vor allem können sie auch Allergien auslösen.

Weihnachtssterne

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Der beliebte Weihnachtsstern ist ein giftiges Wolfsmilchgewächs

Wolfsmilchgewächse

Der beliebte Weihnachtsstern zählt ebenso zu dieser Familie wie der Christusdorn oder kakteenähnliche Arten. Gefährlich ist der Milchsaft, mit dem man vor allem in Kontakt kommt, wenn man ein Blatt abreißt oder einen Stängel abschneidet. Sollte dieser Milchsaft über die Finger in die Augen gelangen, kann es zu schweren Hornhautschädigungen führen. Kinder werden durch die roten Hochblätter des Weihnachtsstern verleitet, hineinzubeißen. Das kann zu Erbrechen und schwerem Durchfall führen.

Maulbeergewächse

Maulbeergewächse sind primär tropische Gehölze. Der Gummibaum (Ficus elastica) früher ein Muss in jeder Wohnung, ist ebenso ein Ficus wie die nun so beliebte Birkenfeige, der Ficus benjamin und die kleinblättrige Kletter- Feige (Ficus pumila). Alle Maulbeergewächse enthalten einen Milchsaft (Latex), der schleimhautreizend wirkt.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 25.11.2014

Vor allem Menschen, die gegen Latex allergisch sind, sollten den Benjaminbaum meiden, da Untersuchungen zeigten, dass gerade diese Ficus- Art generell ein potenter Allergieauslöser sein kann. Die Birkenfeige gibt Latexpartikel (Latex ist übrigens das wichtigste „Nicht- Pollen- Allergen“) durch Blätter und Rinde an die Raumluft ab, was durch häufiges Anstreifen verstärkt wird. Ärzte empfehlen mittlerweile, auf diese Pflanze zu verzichten, wenn man Kleinkinder hat.

Primelgewächse

Zyklamen sind nicht nur duftende Schätze unserer Wälder, das aus Vorderasien stammende Alpenveilchen (Cyclamen persicum) ist auch ein sehr beliebt Zimmerpflanze. Sie enthält vor allem in de Knolle Saponine, die zu Durchfall, Blutzersetzung, Krämpfen bis hin zur Atemlähmung führen können. 0,2 Gramm der Knolle führen bereits zu Vergiftungssymptomen, acht Gramm gelten als tödliche Dosis. Also Vorsicht beim Umtopfen, dass Kinder die Knolle nicht in die Hände bekommen. Der Saft der Knolle ist übrigens auch hautreizend.

Liliengewächse

Der Bogenhanf (Sanseviera trifasciata) ist ebenfalls, dank ihrer Anspruchslosigkeit, eine beliebte Zimmerpflanze. Die Gefahr, dass diese in ihrer südafrikanischen Heimat Schwiegermutterzunge genannte Pflanze, verzehrt wird, ist wohl kaum gegeben. Gefährlicher sind da schon die stachelartigen Blattenden, wenn sie mit dem Auge in Kontakt kommen.

Der Bogenhanf enthält Stoffe, die rote Blutkörperchen zerstören können. Also Vorsicht, Kinder sollten besser nicht Blätter in den Mund bekommen. Noch gefährlicher ist die ebenfalls aus Afrika stammende Ruhmeskrone (Gloriosa superba), die ähnlich giftig wie die Herbstzeitlose ist. Bei Kindern könnte eine Vergiftung mit dieser Pflanze zu Symptomen bis hin zu schweren Herzrhythmusstörungen führen.

Hinweis

Die Vergiftungszentrale ist unter 01/406 43 43-0 erreichbar.

Was tun bei Vergiftungen

Vergiftungssymptome können sehr unterschiedlich sein. Sie reichen von Übelkeit bis zu Benommenheit oder sogar Bewusstlosigkeit. Es ist generell anzuraten, wenn man den Verdacht hegt, dass es sich um eine Vergiftung handeln könnte, so schnell wie möglich zu versuchen, die Giftquelle zu eruieren und die Vergiftungszentrale anzurufen.

Maßnahmen bei Vergiftungen

  • Reichlich Wasser zum Trinken geben, aber keine kohlesäurehaltigen Getränke und auf keinen Fall Milch, da viele Giftstoffe fettlöslich sind
  • Als Universal- Gegenmittel sollte in keinem Haushalt Medizinal- Kohle zum Binden der Gifte und damit zur Aufnahme der Gifte ins Blut fehlen: 10 bis 20 Kohle- Tabletten oder 20 bis 30 g Kohlepulver geben.
  • Auf keinen Fall Erbrechen hervorrufen, eventuell Erbrochenes dagegen zum Identifizieren aufbewahren.
  • Bei Bewusstlosigkeit in stabile Seitenlage bringen und so schnell wie möglich den Notarzt rufen.