Miriam Wiegele: Herbstliche Genüsse

Jetzt im Herbst kann man sich mit einem Stanitzel heißer Maroni wärmen und bei einem frischen Nussstrudel Kraft tanken. Unter den herbstlichen Genüssen tut uns eben die Nuss besonders gut, meint Kräuterexpertin Miriam Wiegele.

Der Herbst beschert uns eine Reihe von essbaren Nüssen und Samen wie die Walnüsse oder die Edelkastanien, die Maroni. Die Nüsse gehören zu den wertvollsten Geschenken, die uns Mutter Natur gemacht hat. Sie sind Energiespender für Körper und Geist und daher kein Naschwerk, sondern Nahrungsmittel von besonderer Güte.

Alle Nüsse, auch exotische wie die Erdnüsse oder Pistazien und Pinienkerne sind – als Vermehrungsorgane der Pflanzen- besonders fett- und eiweißreich, neben den Vitaminen der B-Gruppe enthalten sie die fettlöslichen Vitamine A und E und sie weisen einen hohen Gehalt an Mineralien und wichtigen Spurenelementen auf.

Gesunde Nüsse

Auf Grund des hohen Eiweißgehaltes könnte man sie auch als „vegetabiles Fleisch“ bezeichnen: ein halbes Kilo Walnusskerne entspricht zwei Kilogramm Rindfleisch, drei Kilogramm Hühnerfleisch oder 4,75 Kilo Milch. Dieses vollwertige Eiweiß hat aber den besonderen Vorteil, cholesterinfrei zu sein, daher sind Nüsse auch für Gichtkranke zu empfehlen.

Der hohe Fettgehalt - bis zu 65 Prozent - liefert sehr viele der herzfreundlichen ungesättigten Fettsäuren, vor allem Linolsäure. Wegen ihres ausgewogenen Kohlehydrat- und vor allem des niedrigen Zuckergehaltes, sind die meisten Nüsse auch für Diabetiker geeignet. Allerdings: Nüsse sind wahre Kalorienbomben. 100 Gramm mancher Nüsse – das entspricht gerade einer Handvoll - liefern zwischen 600 und 700 Kalorien. Daran sollte man denken, wenn man Nüsse nur als Naschwerk beim Fernsehen verwendet.

Die Walnuss (Juglans regia)

Den Namen haben diese Nüsse nicht von dem Riesenfisch, sondern von den Walschen (Welschen), den Bewohnern der Regionen südlich der Alpen. Die Heimat der Walnuss ist Mittelasien und von dort ist sie über die Griechen ins antike Rom gekommen. Da der Baum dann auf Verordnung von Karl dem Großen bei uns gepflanzt wurde, also von Italien zu uns kam, nannte man ihn Walschbaum und erst im 18. Jahrhundert bekam er seinen endgültigen Namen Walsnussbaum. Der botanische Name Juglans regia zeugt von der hohen Wertschätzung, den die Nüsse in der Antike hatten. Die Griechen sahen sie als Götterspeise und die Römer nannten sie Jovis glans, Eicheln des Jupiter.

Gesunde Inhaltsstoffe

Je nachdem ob frisch oder getrocknet, haben Walnüsse 42 bis 60 Prozent Fett, dabei aber überdurchschnittlich viel der wichtigen Omega-3-Fettsäuren, elf bis 16 Prozent Eiweiß und 15 bis 23 Prozent Kohlehydrate. Nüsse sind also sehr kalorienreich. Sie sind auch reich an Zink, welches wichtig für das Immunsystem und als Leberschutz ist. Ebenso enthalten sie Kalium, Magnesium, Phosphor, Schwefel, Eisen, sehr viel Kalzium (für Osteoporosegefährdete genau das Richtige) und Spurenelementen wie Fluor und Jod.

Seit die Wissenschaft entdeckte, dass die Nüsse auch enorm viel Ellagsäure enthalten, gelten sie als potentielle Mittel zur Krebsvorbeugung. Dank dieser Ellagsäure sind sie insgesamt antioxidativ und antimikrobiell. Es empfiehlt sich daher, immer wieder über den Tag verteilt ein, zwei Nüsse zu essen.

Walnüsse als Brainfood

Schon im antiken Rom glaubte man nach der Signaturlehre, dass Nüsse Krankheiten im Kopf heilen und Gehirnnahrung sind. Tatsächlich erinnert die Schale der Walnuss an den knöchernen Schädel und die zwei Nusshälften an die beiden Gehirnhemisphären. Diese altertümlich klingende Auffassung lässt sich wissenschaftlich auf Grund der Inhaltsstoffe bestätigen und es ist anzuraten, regelmäßig Walnüsse zu essen, wenn man geistig arbeiten muss. Sie sind daher ein wichtiger Bestandteil des „Studentenfutters“, einer Mischung von Nüssen und Trockenfrüchten.

Nussbaumknospen in der Gemmotherapie

Sendungshinweis

„Radio Burgenland am Vormittag“, 28.10.2014

Der Nussbaum ist ein Einzelgänger, in Baumgesellschaften fühlt er sich gar nicht wohl. Daher sollte man das Mazerat aus den Nussbaumknospen immer einzeln nehmen. Die Knospen wirken erfahrungsgemäß entgiftend und entzündungshemmend, vor allem auf der Leberebene. Nicht nur bei Lebererkrankungen, auch bei chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündungen können die Knospen hilfreich eingesetzt werden.

Außerdem wirken sie Heilung fördernd bei vielen Hauterkrankungen, vor allem auch bei Schuppenflechte. Menschen mit Schuppenflechte neigen auch dazu, Einzelgänger zu werden. Die entgiftende Wirkung der Nussbaumknospen zeigt sich auch in der Stärkung des Lymphsystems, man könnte das Mazerat als „gemmotherapeutische Lymphdrainage“ bezeichnen.

Maroni

ORF

Die Edelkastanie

Die Edelkastanie (Castanea sativa)

Die Edelkastanie stammt vermutlich aus Kleinasien und wurde schon in der Antike von den Dichtern besungen, weil ihre Früchte so gut schmecken. Schon damals wurden die Früchte in durchlöcherten Eisenpfannen in der Glut des Herdes geröstet. Auch heute noch lohnt es sich, bei einem Besuch in Italien nach solchen Pfannen Ausschau zu halten. Dass wir im Burgenland Edelkastanien wild wachsend finden können, verdanken wir Karl dem Großen, der befahl, in seinen Ländereien diesen Baum zu pflanzen und da unser Klima der Edelkastanie zusagte, breitete sie sich von selber aus.

Die Edelkastanie oder Marone sollte nicht mit der Rosskastanie verwechselt werden. Zwar weisen die braunen Früchte gewisse Ähnlichkeiten auf, der Rest der Pflanzen ist aber deutlich unterschiedlich. Die Edelkastanie ist auch botanisch nicht mit der Rosskastanie verwandt, denn diese zählt zu den Buchengewächsen, während die Rosskastanie neuerdings zu den Seifenbaumgewächsen gestellt wurde. Die Früchte der Rosskastanie sind zwar gut „für die keichenden Ross“, aber nicht essbar. Die Maroni dagegen sind eine Delikatesse.

Inhaltsstoffe und Gesundheitswirkung

Edelkastanien haben einen hohen Nährwert und sind reich an Stärke, die allerdings erst durch Rösten oder Kochen aufgeschlossen werden muss. Sie enthalten weniger Eiweiß oder Fett als Walnüsse, dafür aber reichlich lebenswichtige Mineralstoffe und Spurenelemente: viel Kalzium, Kalium, Natrium, Phosphor, Schwefel, Eisen, Magnesium, Kupfer und Mangan (auch gut zur Einlagerung des Kalziums in die Knochen), dazu viele B- Vitamine, sowie Vitamin E.

Dank ihres Reichtums an Vitamin B und Phosphor wirkt die Kastanie nährend und ausgleichend auf das Nervensystem . Geistig und körperlich Erschöpfte profitieren von Maroni und geistig Schaffende sollten sich im Herbst öfter einmal eine Tüte mit „heißen Maroni“ gönnen. Das hat schon die berühmte Äbtissin Hildegard von Bingen erkannt: “Und wenn das Gehirn durch Trockenheit leer ist und daher im Kopf schwach wird, koche die Früchte in Wasser. Er soll sie oft nehmen und sein Gehirn wächst und wird wieder gefüllt und seine Nerven werden stark.

Gut gegen Übersäuerung

Auf Grund ihres Basenreichtums sind Maroni geeignet, den übersäuerten Organismus – durch Fleisch- und Alkoholkonsum- wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das sollten vor allem Rheumatiker und Gichtkranke nutzen. Die Kombination von Kalzium und Phosphor empfiehlt Maronigenuss Jugendlichen zur Stärkung der Zähne und Knochen und allen Osteoporose- Gefährdeten.

Als Betthupferl sind Maroni gut, denn durch die Aminosäure Tryptophan unterstützen sie die Entspannung und das Einschlafen. Zum Abschluss sei noch einmal die Heilige Hildegard zitiert: „Alles, was an ihm (dem Maronibaum) ist und auch seine Frucht ist nützlich gegen jegliche Schwäche im Menschen.“ Köstliche Maronigerichte sind daher die beste Vorbeugung zur Stärkung gegen kalte Wintertage und deren Folgen.

Kastanienblätter als Tee

Von August bis Oktober werden die Blätter geerntet und getrocknet. Obwohl die Volksmedizin die Blätter schon immer erfolgreich als Mittel gegen Bronchitis und Keuchhusten einsetzt, werden sie in der Phytotherapie kaum genutzt. Die Inhaltsstoffe wie Ellagitannine als Gerbstoffe, Saponine und Flavonoide lassen durchaus vermuten, dass der Einsatz des Kastanienblättertees bei Atemwegsproblemen gerechtfertigt wäre.