Pilze als Vitamin D-Lieferanten

Eierschwammerlsalat, geröstete Eierschwammerl mit Ei, Pasta mit frischen Steinpilzen oder STeinpilzrisotto. Da sollten wir jetzt ordentlich zugreifen. Miriam Wiegele ist überzeugt, dass wir mit Hilfe von Pilzen den Vitamin D- Haushalt unterstützen können.

Die Internationale Osteoporose- Gesellschaft schlägt Alarm. Weltweit leiden viele Menschen unter einem Vitamin D- Mangel. Vor allem Jugendliche und ältere Menschen sind davon betroffen. Es wird empfohlen, vermehrt Vitamin D über die Nahrung zuzuführen und viele Pilze haben sich als ausgezeichnete Vitamin D- Quelle erwiesen.

Es wird das „Sonnenschein“- Vitamin genannt, weil es unter der Einwirkung von UV- Strahlen des Sonnenlichts in der Haut aus Cholesterol gebildet wird. Eigentlich ist das Vitamin D gar kein Vitamin, denn diese sind definitionsgemäß Substanzen, die der Körper selber nicht herstellen kann, aber zum Leben (vita, lat. Leben) benötigt und daher zugeführt werden müssen. Aber im allgemeinen Sprachgebrauch wird es als Vitamin bezeichnet und die Gruppe der D-Vitamine erstreckt sich von D1 bis D5. Am wichtigsten sind das Vitamin D2 und Vitamon D3. D2 ist pflanzlichen Ursprungs und entsteht aus Ergosterin, das in manchen Pilzen besonders reichlich vorkommt, durch Lichteinwirkung, D3 findet sich vor allem in tierischer Nahrung wie Fleisch, Leber, Fisch und vor allem in Fischölen, sprich Lebertran. Sowohl D2 als auch D3 wird im Körper zu Calcitriol, einem hochwirksamen Steroidhormon umgewandelt.

Die Wirkung von Vitamin D

Seit mehr als 80 Jahren ist bekannt, dass Vitamin D entscheidenden Einfluss auf den Kalziumspiegel im Blut und den Knochenstoffwechsel hat. Seine antirachitische Wirkung ist Allgemeingut, es wird auch gerne als Medikament zur Osteoporose- Vorbeugung und Behandlung eingesetzt. Neuerdings nimmt die Forschung das Vitamin D erneut unter die Lupe und fördert dabei bemerkenswerte Erkenntnisse zutage. Es stellte sich heraus, dass Vitamin D wesentliche Funktionen bei der Zellteilung und dem Zellwachstum hat und einen wichtigen Einfluss auf das Immunsystem.

Eine Unterversorgung mit Vitamin D scheint nach bisherigen Untersuchungen ein Risikofaktor für folgende Erkrankungen zu sein:

  • Autoimmunerkrankungen (wie z. B. Multiple Sklerose, Diabetes Typ 1, Morbus Crohn, etc.)
  • Vitamin D und Kalzium sind protektiv bezüglich Dickdarmkrebs
  • Brustkrebs, vor allem auch zur Verhinderung von Metastasenbildung
  • Prostatakrebs
  • Infektionskrankheiten wie Tuberkulose
  • Herzerkrankungen und Bluthochdruck
  • Entstehung altersbedingter Erkrankungen
Steinpilz

ORF

Steinpilz

Versorgung mit Vitamin D

Entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass eine ausreichende Vitamin- D- Versorgung der Menschen unter der Einwirkung von Sonnenlicht möglich ist, stehen seriöse Untersuchungen, die das Gegenteil beweisen. Vitamin D- Mangel gilt als einer der häufigsten Vitaminmängel. Bis zu 90 % der erwachsenen Bevölkerung verfügt über weniger als dem Minimalbedarf, der mit 5 Mikrogramm täglich beziffert wird, optimal wäre allerdings eine tägliche Versorgung mit 20 Mikrogramm und bei älteren Menschen mit 30 Mikrogramm.

Doch gerade bei älteren Menschen kann die Haut nicht mehr so viel Vitamin D bilden. Dazu kommt, dass in unseren Breitengraden, vor allem in den Großstädten und in industriellen Ballungsgebieten die Intensität der Sonneneinstrahlung vom Herbst bis zum Frühjahr überhaupt nicht ausreicht, um in der Haut genügend Vitamin D zu bilden. Aus diesem Grund wird sogar überlegt, Nahrungsmittel wie Margarine mit Vitamin D anzureichern. Auch in Form von Präparaten wird Vitamin D vor allem an Osteoporose leidenden Menschen verschrieben. Allerdings besteht die Gefahr einer Hypervitaminose, also einer Überdosierung, die schlimme Folgen wie Schädigung der Nieren durch Kalkablagerungen, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Gewichtsverlust und bei Kindern Wachstumsstörungen bewirken kann. Vor einer Selbstmedikation mit Vitamin D- Präparaten muss daher dringend gewarnt werden.

Vitamin D- Quellen

Die reichhaltigsten Vitamin D-Quellen sind Fischleberöle und Salzwasserfische wie Sardinen, Heringe, Lachs und Makrelen. Weniger Vitamin D ist in Eiern, Fleisch, Milch und Butter enthalten. In pflanzlicher Nahrung findet sich Ergosterin, das als Provitamin zur Bildung von Vitamin D fungiert, in Spinat, Kohl, Getreidesprossen und Sonnenblumenkernen. Pilze enthalten besonders viel Ergosterin und sind damit bedeutende Vitamin D- Lieferanten. In 100 g frischen Champignon sind 40 Prozent, in Eierschwammerln 45 Prozent, in Steinpilzen mehr als 60 Prozent des Tagesbedarfs eines Erwachsenen an Vitamin D enthalten. Auch in kultivierten Champignons, Austernpilzen und vor allem dem Shiitake, der auch bei uns angeboten wird und sowohl frisch als auch getrocknet zu kaufen ist, findet sich viel Ergosterin.

Champignon

Als Zuchtchampignon bekommt man ihn das ganze Jahr, doch eigentlich ist er ein Wiesenbewohner. Man findet man ihn auf naturbelassenen Wiesen und Weiden. Verwechslungsmöglichkeiten gibt es nur wenige, auf den Wiesen wächst auch der wohlschmeckende Anisegerling, dessen weißes Fleisch typisch nach Anis riecht. Der Karbolegerling zeigt uns schon durch seinen unangenehmen Geruch, dass er kein Speisepilz ist, wobei sein Genuss höchstens Erbrechen und Durchfall hervorruft. Gefährlicher wird es, wenn man im Wald nach Champignons sucht, denn dort droht die Verwechslungsgefahr mit den tödlich giftigen Knollenblätterpilzen.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 16.9.2014

Der Champignon gilt wohl als Inbegriff für einen Speisepilz. Er hat aber auch gesundheitsfördernde Wirkungen und besticht durch seinen beachtlichen Gehalt an B-Vitaminen. Vor allem beeindruckend ist der hohe Gehalt an Vitamin B 12, das sonst nur in tierischen Lebensmitteln enthalten ist und für die Blutbildung, Nervenstärke und den Knochenbau notwendig ist. Nicht zu vergessen- der hohe Gehalt an Ergosterin, der Vorstufe des Vitamin D. Champignons sollten also von Menschen, die Osteoporose haben, regelmäßig gegessen werden. Das gilt übrigens auch für den Zuchtchampignon. Durch den hohen Kalium-, aber niedrigen Natrium-, Purin- und Glukosegehalt ist der Champignon besonders für Gichtkranke, Diabetiker und Bluthochdruckpatienten geeignet.

„Bestrahlte“ Pilze

Der Champignon ist also eine sehr gesunde Bereicherung unseres Speisezettels, gleich ob frischer Wiesen- oder Zuchtpilz, aber auf keinen Fall als gummiähnliche Konserve aus der Dose.

Ein großer amerikanischer Champignonanbaubetrieb stellte fest, dass nach einer UV-Bestrahlung die Pilze noch mehr Vitamin D enthalten und brachten sie als „Wunderwaffe“ gegen Vitamin D-Mangel auf den Markt. Stellt sich allerdings die Frage, ob solche Bestrahlungen nicht auch negative Wirkungen haben. Empfehlenswert ist dagegen, den Herbst zu nutzen, um Pilze sammeln zu gehen oder Zuchtpilze wie Champignons zu kaufen.

Pfifferling oder Eierschwammerl

Wer liebt nicht Eierschwammerlgulasch mit Knödel? Vielleicht schmeckt es noch besser, wenn man weiß, dass aus Sicht der TCM , die auf Basis der Geschmacksrichtung Schlüsse auf die Gesundheitswirkung zieht, die Pfifferlinge stärkend auf die Lungen- und Dickdarmenergie wirken, aber auch das Milz-Qi stärken. Das heißt, Eierschwammerl sind gut gegen Atemwegsprobleme und gut für die Verdauung, vor allem helfen sie, Energie aufzubauen. Außerdem sollen sie gegen Augenprobleme wie Nachtblindheit helfen und überhaupt die Sehkraft verbessern. Also wäre anzuraten, eigentlich noch bevor man Schwammerl suchen geht, ein Eierschwammerlgulasch zu essen, aber zeitlich lässt sich das leider nicht in die Reihe bringen. Eierschwammerl enthalten ebenfall sehr viel Ergosterin.

Steinpilz

Als Heilpilz gilt der Steinpilz nicht unbedingt, aber aus Sicht der TCM-Ernährungslehre stärkt er, wie fast alle Pilze auf Grund des süßen Geschmackes das Milz-Qi. Also hilft er bei Müdigkeit, bis hin zur Erschöpfung., aber auch bei Völlegefühl im Magen. Außerdem helfen Steinpilze, den Cholesterinspiegel zu harmonisieren und Stoffwechselschlacken zu mobilisieren. Die TCM empfiehlt Steinpilzgenuss auch gegen Husten und bei Grippe (vielleicht eine Suppe mit getrockneten Steinpilzen).