Der Jungmacher Ginkgo

Der Ginkgobaumes ist eine wahre Zierde im Garten und darüber hinaus ein pflegeleichter Baum, da er kaum von Krankheiten und Schädlingen befallen wird. Er ist aber auch ein Alleskönner - er soll die Gehirnleistung fördern und soll auch ein Jungmacher sein.

Der Ginkgobaum galt als ausgestorben, bis der Botaniker Kaempfer im Jahr 1691 den Baum in Japan entdeckte. Der robuste Baum hatte in China überlebt und wurde in Palastanlagen und Tempeln der buddhistischen Mönche auch in Japan als etwas Heiliges kultiviert. Kaempfer schickte Samen nach Europa. 1781 gelangte das erste Exemplar nach Schönbrunn.

Das Wunder von Hiroshima

Am 6. August 1945 warf die Luftwaffe der USA über der japanischen Millionenstadt Hiroshima die erste Atombombe aller Zeiten ab. Ihre unvorstellbare Zerstörungskraft vernichtete alles Leben im Zentrum der Großstadt: über eine Viertelmillion Tote und auch die Tier- und Pflanzenwelt war ausgelöscht. Nur etwa 800 Meter vom Zentrum der Explosion stand vor einem Tempel ein Ginkgobaum. Auch er schien tot zu sein. Doch dann geschah das Unglaubliche - im nächsten Frühjahr trieb der Baum aus dem Wurzelstock mit einem zarten Trieb aus und wuchs mit den Jahren wieder zu einem kräftigen Baum heran. Der Baum aus der Urzeit hatte die Katastrophe überlebt. Heute steht vor diesem Ginkgo ein Schild mit der Aufschrift: “Nie wieder Hiroshima“. Der Ginkgo, ein Symbol des Friedens.

Ginkgo-Blatt

Miriam Wiegele

Ginkgo-Blatt

Der Ginkgo, auch botanisch außergewöhnlich

Der Ginkgo gehört zu den nacktsamigen Pflanzen, zu denen in unserer Flora die Nadelbäume zählen. Anstelle der Nadeln hat der Ginkgo Blätter mit fächerförmigen Blattnerven. Die eigentümliche Blattform erinnert auch an einen geöffneten Fächer, der in der Mitte einen Einschnitt hat. Die Pflanze ist zweihäusig, es gibt also männliche und weibliche Ginkgo. Samen kann man also nur ernten, wenn man beide Geschlechter im Garten hat. Allerdings haben die reifen Samen eine fleischige Außenhaut mit einem üblen Geruch.

Baiguo(Ginkgo) in der TCM

In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden die Kerne der Samen und die Wurzel des Ginkgo verwendet. Die Samen gelten in de TCM als Herztonikum, werden aber vor allem als Lungen-Qi-Mittel gegen Husten und Asthma eingesetzt, da sie die Lungen- Energie wärmen. Sie beleben die ererbte Energie und nähren das Nieren- Yin, weshalb man dem Ginkgo zuschreibt, lebensverlängernd und auch mannesstärkend zu wirken. Vor allem die Wurzel des Ginkgo wird gegen Mannesprobleme eingesetzt.

Ginkgo, der Jungmacher

In der westlichen Medizin werden ausschließlich die Blätter des Ginkgo verwendet. Sie sind wissenschaftlich gut erforscht und werden auch von der Schulmedizin häufig verwendet. Um einen therapeutischen Effekt zu erzielen, muss aus den Blättern ein konzentrierter Extrakt hergestellt werden. Einfach Tee zu machen reicht nicht. In der Apotheke sind diese Spezialextrakte frei verkäuflich. Bei einigen Präparaten werden die Kosten nach Verordnung vom Arzt von der Krankenkasse erstattet. Generell kann man zur Wirkung der Ginkgopräparate sagen, dass sie die Fließeigenschaft des Blutes verbessern, woraus sich eine vielfältige Anwendungsmöglichkeit vor allem bei altersbedingten Krankheiten ergibt

Ginkgo für die Hirnleistung

Dank seiner Inhaltsstoffe, vor allem Flavonglykoside und Proanthocyanidine, entfaltet der Ginkgo seine Wirkung in allen Blutgefäßen. Er verbessert die Mikrozirkulation, erhöht die Strömungsgeschwindigkeit in den Gefäßen, verbessert die Fließeigenschaft des Blutes und bewirkt damit auch eine deutliche Steigerung des Blutflusses im Gehirn. Er verbessert den Energiestoffwechsel der Hirnzellen und damit die Gehirnleistung und wichtige Gehirnfunktionen wie Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Informationsverarbeitung. Außerdem wirkt er neuroprotektiv, das heißt er schützt die Nerven und Gehirnzellen vor vorzeitigem Abbau. Ginkgo kann also zur Bekämpfung von Gedächtnisstörungen und -verlust im zunehmenden Alter eingesetzt werden. Die Ginkgoflavonoide hemmen die Bildung freier Radikale und haben eine sehr ausgeprägte antioxidative Wirkung. Auf diese Weise schützen sie ebenfalls das Gehirn und die Nervenzellen vor Zerstörung durch freie Radikale und vor frühzeitiger Alterung.

Wenn rechtzeitig mit der Therapie begonnen wird, kann Ginkgo als Vorsorge gegen Altersdemenz und auch Alzheimer genutzt werden. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Erfolge einer Behandlung zwar ebenfalls vorhanden, aber weniger ausgeprägt.

Ginkgo und die Sinnesorgane

Die Netzhaut des Auges, die reich an ungesättigten Fettsäuren ist, reagiert besonders empfindlich auf Schäden, die durch die freien Radikale ausgelöst werden. Ginkgopräparate werden daher auch gegen Makula- Degeneration, die einen Verlust der Sehschärfe bedingt, eingesetzt. Auch gegen Schwindel und Tinnitus wird Ginkgo gerne verschrieben. Es wird davon ausgegangen, dass, wenn die Durchblutung des Gehirns verbessert wird, sich auch die Durchblutung des Innenohrs verbessert. In der Praxis sieht es so aus, dass die Präparate bei manchen Tinnitus- Patienten wirken, bei anderen jedoch nicht.

Ginkgo gegen Durchblutungsstörungen

Ein wichtiges Einsatzgebiet für Ginkgo sind Durchblutungsstörungen in den Extremitäten. Sie äußern sich durch Schmerzen beim Gehen. Es kommt zur „Schaufensterkrankheit“. Die Betroffenen müssen immer wieder stehen bleiben und weil die Schmerzen zu groß sind, um weiter zu gehen, blickt man vielleicht in ein Schaufenster.

Ginkgo verbessert nachweislich die Durchblutung in den Beinen. Kopfschmerzen oder altersbedingte Schlafstörungen, die auf Durchblutungsstörungen zurückzuführen sind, können mit Ginkgo gelindert werden. Funktionelle Herzbeschwerden werden durch die gefäßerweiternde Wirkung der Ginkgo- Inhaltsstoffe ebenfalls positiv beeinflusst.

Ginkgo zur Thrombosevorbeugung

Ginkgopräparate wirken nachweislich gegen das Verkleben der Blutplättchen. So schützen sie auch vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Vorsicht: Durch die Veränderung der Fließgeschwindigkeit des Blutes sollten Ginkgo- Präparate vor Operationen abgesetzt werden. Auf jeden Fall sollte der Arzt vor Operationen über die Einnahme von Ginkgo informiert werden.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 9.9.2014

Noch nicht wissenschaftlich geklärt ist, ob die gleichzeitige Einnahme von Ginkgo und blutgerinnungshemmenden Mitteln zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall wie Acetylsalicylsäure oder Cumarinpräparaten vermieden werden sollte. Die Studien dazu sind sehr kontroversiell, man sollte daher zur Sicherheit bei Einnahme thrombosehemmender Medikamente den Arzt fragen.