Schmerzende Narben: Das hilft

Narben können langfristige negative Wirkungen haben, abgesehen, dass sie vielleicht ästhetisch störend wirken können. Man sollte daher gleich nach der Wundbehandlung vorbeugende Maßnahmen gegen negative Narbenbildung einsetzen.

Jeder Mensch hat sich schon irgendwann einmal in seinem Leben verletzt. Besonders im Urlaub, wenn man mehr Sport betreibt, kann es zu Verletzungen kommen, die auch wenn sie ausgeheilt sind, Narben hinterlassen können.

Neuraltherapie gegen schmerzende Narben

Aus Sicht der Neuraltherapie kann jede Narbe zu einem Störfeld werden. Als Störfeld bezeichnet man eine chronische örtliche Veränderung im weichen Bindegewebe des Grundsystems, die dazu führt, dass in diesem Bereich einmündende Nerven so in Mitleidenschaft gezogen werden, dass sie Fehlinformationen an den Organismus weitergeben.

Das „Störfeuer“ dieser Nerven kann sich dann an schwachen oder vorgeschädigten Organen und Stellen im Körper schädlich und vor allem mit Schmerzen auswirken. Dabei können die Schmerzen weit weg von dem auslösenden Störfeld auftreten, weshalb man den Zusammenhang oft übersieht. Neuraltherapeuten können diese Störfelder durch Umspritzen mit einem Lokalanästhetikum inaktivieren. Man kann aber auch mit bestimmten Salben die Narben so behandeln, dass sie kaum als Störfaktor auftreten.

Wie entstehen Narben

Bei jeder blutenden Verletzung versucht der Körper, den entstandenen Schaden so schnell wie möglich zu reparieren. Diese Reparaturprozesse beginnen schon beim Bluten, da dadurch bei der Verletzung eingedrungene Fremdkörper oder auch Gewebetrümmer aus der Wunde gespült werden.

Damit nicht zuviel Blut verloren geht, verengen sich die Gefäße und es bildet sich durch das Verklumpen der Blutplättchen ein Blutgerinnsel, das wie ein Pfropfen die Gefäße abdichtet. Der lockere Blutpfropf wird dann in der Folge mit einem Fibrinnetz ummantelt. Schließlich lagert sich noch Bindegewebe ein und es kommt zu einem haltbaren Verschluss der Wunde. Damit ist aber die Wundheilung noch nicht abgeschlossen. Es muss sich noch neues Gewebe bilden, das die Wunde mit einer dauerhaften Narbe abschließt.

Die Narbenbildung

Am Ende der Wundheilung entsteht die Narbe. Sie überragt zunächst die gesunde Haut und hat eine rötliche Farbe. Je stärker sich aber das Bindegewebe strafft, desto mehr sinkt das Narbengewebe ein und wird blass. Narben haben in der Regel eine recht glatte Oberfläche. Ihre Fasern sind weniger elastisch als die der gesunden Haut. Veränderungen im Narbengewebe können noch nach Jahren auftreten, da sich die Kollagenfasern nur langsam umstrukturieren.

Narbentypen

Nicht jede Wunde ist gleich. Je nach Art der Verletzung sehen sie völlig unterschiedlich aus. Stich- oder Schnittverletzungen, z.B. Operationsschnitte, sind tief und haben glatte Wundränder. Bisswunden oder auch Schürfwunden haben ausgefranste Wundränder. Verletzungen, bei denen viel Gewebe verloren geht oder Verbrennungen können nur sekundär, d.h. offen und ohne Nähte abheilen.

Der Wundheilungsprozess läuft physiologisch immer gleich ab, doch die Form der Narbe ist von vielen Faktoren abhängig: von der Art und Größe der Wunde, vom Ort der Wunde, der Wundbehandlung, dem Alter des Patienten und auch von erblichen Faktoren.

Ein solcher erblicher Faktor ist die Keloidbildung. Keloide sind Narbenwucherungen, die im Volksmund als „wildes Fleisch“ bezeichnet werden. Sie entstehen durch eine stark überschießende Produktion von Bindegewebe. Als Ursache wird eine Störung im Kollagenstoffwechsel diskutiert und vermehrt findet sich diese Neigung bei Menschen mit starker Pigmentierung, also dunkler Haut. Keloide jucken häufig und sind empfindlich bei Berührung.

Hypertrophe Narben entstehen ebenfalls als Folge überschießender Bindegewebsbildung. Die Narben sind wulstig, meist gerötet und können jucken und schmerzen. Ursache für hypertrophe Narben können Wundinfektionen oder mangelnde Schonung der Wunde sein. Häufig entstehen sie nach Verbrennungen und vor allem bei Kindern und Jugendlichen, da sie zu vermehrter Bildung von Bindegewebe neigen.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 19.8.2014

Atrophe Wunden sind solche, bei denen insgesamt zu wenig Gewebe nachgebildet wird, wodurch eingesunkene Narben entstehen, deren grund tiefer liegt als die umgebende Haut. Auch sie können zu schmerzen beginnen.

Damit Narben nicht zum Problem werden

Eine vorausschauende Narbenbehandlung beginnt schon während der Wundbehandlung. Damit kann man zwar Narben nicht verhindern, aber die Narbenbildung positiv beeinflussen. Dass dabei der Wundhygiene, also der sterilen Versorgung der Wunde große Bedeutung zukommt, sollte klar sein. Je nach Art und Größe der Wunde muss entschieden werden, ob ein Arzt hinzuzuziehen ist. Erst wenn die Hautverletzungen wieder geschlossen sind, kann mit der Nachbehandlung mit Salben oder ätherischen Ölen begonnen werden.

Homöopathische Erstversorgung

Sofort nach jeder Verletzung, egal ob blutende Wunden oder stumpf-traumatische Verletzungen, empfiehlt es sich, Arnica C30 zu nehmen. Man lässt 5 Globuli (Kügelchen) unter der Zunge zergehen und wiederholt diese Gabe nach ein bis zwei Stunden. In der Folge gibt man solange der Wundheilungsprozess läuft, täglich dreimal fünf Globuli. Arnica D 6 trägt zur besseren Ausheilung der Wunde bei. Arnika ist ein bewährtes homöopathisches Mittel, das die Wundheilung auch nach Operationen beschleunigen kann.

Calendula

ORF

Calendula - Ringelblume

Wundheilende Heilpflanzen

Die Verwendung von Heilpflanzen hat in der Behandlung von Wunden einen hohen Stellenwert. Die Pflanzen für die Wundheilung entfalten keim- und entzündungshemmende, granulationsfördernde (gewebsbildungsanregende) und epithelisierende (Wundrand verschließende) Wirkungen. Sie können nicht nur die Wundheilung in allen Phasen unterstützen, sondern auch die Narbenbildung günstig beeinflussen.

Die Kräuter zur Wundheilung können als Tee und dann in Form von Umschlägen eingesetzt werden, besser ist die Verwendung in Salbenform. Einige kann man selber herstellen, alle kann man in der Apotheke herstellen lassen, falls es sie nicht ohnehin schon als fertige Präparate gibt.

Ringelblumensalbe: Sie erfüllt alle Kriterien, die zur Wundheilung notwendig sind und hat sich vor allem zur Behandlung von eiternden und schlecht heilenden Wunden bewährt.

Hamamelis-Salbe: Die amerikanische Zaubernuss enthält hauptsächlich Gerbstoffe und wirkt daher adstringierend (zusammenziehend) und antibakteriell. Diese Salbe ist nicht nur zur Wundheilung bestens geeignet, sondern vor allem zum Einsatz von schlecht heilenden, chronisch eitrigen Wunden und Hauterkrankungen wie Ekzemen.

Aloe-Gel: Üblicherweise handelt es sich dabei um ein Mazerat von Aloe vera- Gel, das aus den Blättern gewonnen wird und in einem Öl angesetzt wird. Es wirkt feuchtigkeitsspendend, was die Narbe elastisch werden lässt und zellregenerierend.

Pappelknospen-Salbe: Die Knospen der Zitterpappel enthalten wundheilende Harze und entzündungshemmende Salicylsäure. Die Salbe, die man in der Apotheke herstellen lassen kann, hilft vor allem bei infizierten, schlecht heilenden Wunden und Geschwüren wie beispielsweise dem Ulcus cruris (Krampfaderngeschwür).

Centella asiatica

ORF

Centella asiatica - Indischer Wassernabel

Indischer Wassernabel-Salbe: Centella asiatica ist eine der wichtigsten Pflanzen bei der Nachbehandlung von Wunden zur Vorbeugung von hypertrophen Narben und vor allem dann, wenn erblich die Neigung zu Keloidbildung da ist. Das feuchtigkeitsliebende Gewächs mit runden (nabelartigen) Blättern und kriechendem Wuchs, das in tropischen Wäldern wächst, wird auch Tigergras genannt, weil angeblich die bengalischen Tiger sich darin wälzen, wenn sie verletzt sind.

Der Wassernabel enthält Triterpensaponine (Asiaticosid), Triterpensäuren (Madecasssäure) sowie ätherische Öle, die direkt in den Vernarbungsprozess eingreifen, indem sie die Kollagensynthese so beeinflussen, dass eine überschießende Bindegewebsbildung verhindert wird.

In etlichen Studien konnte gezeigt werden, dass es zu einer Erhöhung des Kollagengehaltes im Granulationsgewebe kommt und dadurch zu einem schnelleren Zusammenziehen der Wunde, was die Wundheilung beschleunigt. Centella-Salbe hat daher eine günstige Wirkung bei verzögerter Vernarbung, vor allem aber bei wulstigen Narben.

Die Salbe kann auch noch bei alten, hässlichen und schmerzenden Narben hilfreich sein. Centella-Salbe kann der Apotheker herstellen, indem er die Urtinktur in eine Salbengrundlage einarbeitet. In Ostasien, wo die Pflanze herkommt, wurde sie zur Behandlung von Lepra eingesetzt.

Wundheilungsfördernde ätherische Öle

Auch die Aromatherapie kann einen wertvollen Beitrag zur Behandlung von Wunden und Narben leisten. Viele ätherische Öle, vor allem solche, die aus Pflanzenharzen wie Myrrhe oder auch heimischen Nadelhölzern stammen, haben eine sehr konkrete Wirkung auf die Wundheilung, indem sie antibakteriell, zell- und gewebsbildungsanregend und schmerzstillend sein können.

Mandelöl ist ein sehr hautpflegendes Öl, das zur Wundbehandlung gut geeignet ist.

Traubenkernöl ist sehr dünnflüssig und hat eine regenerierende Wirkung auf die Haut.

Hagebuttenkernöl ist das Öl aus den Samen der Rosa mosqueta, einer zierlichen chilenischen Rosenart. Es enthält Transretinolsäure, eine Form von Vitamin A und hat daher eine starke Wirkung auf die Regenerationsfähigkeit der Haut, wie etliche Studien belegen. Es hilft daher auch bei älteren, wulstigen und dunklen Narben.

Sheabutter stammt aus den Nüssen eines afrikanischen Baumes, die einen Fettanteil von 50% haben. Ihre Inhaltsstoffe, vor allem die unverseiften Triglyceride, Vitamin A und E sowie Allantoin bewirken, dass sie nicht nur die Haut vor Austrocknung schützen kann, sondern die Heilung von Hautverletzungen beschleunigt und die Elastizität des Narbengewebes fördert. Sheabutter eignet sich daher ganz besonders zur Verarbeitung von Narbensalben und zur Pflege alter Narben

Folgende ätherische Öle können zur Wundheilung verwendet werden:

Myrrhe: Nach dem Wassernabel ist das Myrrhenöl das wirksamste Mittel in der Narbenbehandlung. Schon im alten Ägypten wurde es dazu verwendet und vor allem auch im indischen Ayurveda. Das ätherische Öl, das auf Grund des hohen Harzgehaltes sehr dickflüssig ist, hilft bei sämtlichen Formen von Wunden. Es wirkt desinfizierend, entzündungshemmend, zellbildungsanregend und stark wundheilend. Auch bei alten Narben kann es helfen, sie elastisch zu halten.

Anwendung: Einige Tropfen Myrrhenöl (oder eine Messerspitze, wenn es zu dickflüssig ist) mit 2 TL Honig (der ja auch wundheilende Wirkung hat) vermischen. Etwas davon auf ein Stückchen Mull streichen und auf die Wunde legen.

Myrrhensalbe: 1 Teil Sheabutter (ca. 50 g) schonend im Wasserbad schmelzen lassen und dann 1 Teil Mandelöl und 10 Tropfen Myrrheöl dazugeben. Das ergibt eine gut streichfähige Salbe. Ähnlich günstig wie Myrrhe wirken auch die ätherischen Öle von Weihrauch, Elemi, aber auch von Fichte oder Lärche.

Lavendel: Das ätherische Öl hat eine lange Tradition in der Wundheilung und Narbenbehandlung. Es wirkt stark epithelisierend, also wundheilend, kann daher schon in einem frühen Stadium der Wundheilung verwendet werden. Es wirkt schmerzstillend und juckreizstillend, was sich auch günstig in der Wundbehandlung auswirkt. Auf frische Narben gibt man es in Mischung mit Hagebuttenkernöl. Alte schmerzende Wunden behandelt man am besten, indem man eine Salbe mit Sheabutter macht.

Hinweis: Ätherische Öle werden nie pur auf die Haut aufgetragen, sondern immer in Lösung in einem fetten Öl (Verhältnis 50 ml fettes Öl/20 Tropfen ätherisches Öl)