Der gesunde Garten

Schnecken, Milben, Blattläuse oder auch Buchsbaumzünsler - derzeit haben wir alle Hände voll zu tun, um den Garten frei von Schädlingen zu halten. Miriam Wiegele warnt allerdings davor, zur Giftkeule zu greifen.

In der Natur hat jedes Lebewesen seine Funktion und ist Glied einer langen Kette. Natürliche Gegenspieler könnten für geordnete Verhältnisse sorgen. Aber anstatt gelassen zu sein und darauf zu warten, dass diese beispielsweise eine beginnende Blattlausentwicklung von selber einbremsen, wird ihre Tätigkeit durch fleißige Gärtner mit der Chemiekeule oft unterbunden. „In der Natur ist ein ewiges Auf und Ab von Nützlingen und Schädlingen. Lasst sie nur alle, dann frisst das eine das andere auf.“ Diese Naturbeobachtung samt ihrer gelassenen Schlussfolgerung stammt von Goethe und sollte allen Gartenfreunden zur Grundlage ihrer Gartenphilosophie dienen.

Die Schadorganismen erholen sich nach Pestizidanwendungen rascher als ihre Gegenspieler. Wenn man sie nur lässt, könnten Nützlinge einen beachtlichen Beitrag bei der Kontrolle und Regulation von Schadinsekten und deren Vermehrung leisten.

Plagegeister Nacktschnecken

Zu einem wahren Schädling hat sich seit ca. 20 Jahren die spanische Wegschnecke entwickelt, die damals über Obstkisten eingeschleppt wurde und bei uns keine natürlichen Feinde hat. Igel, Kröten, Spitzmaus und Lauf- und Leuchtkäfer, die in naturnahen Gärten Quartier finden, sind die natürlichen Feinde der meisten Nacktschnecken. Allerdings scheint die spanische Wegschnecke Igel & Co. nicht zu schmecken. Nur bei indischen Laufenten stehen sie auf dem Speiseplan, doch nicht jeder kann in seinem Garten Enten halten.

Spanische Wegschnecke auf einem Planzenstiel

dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Spanische Wegschnecke

Aussichtsreich beim Kampf gegen die spanische Wegschnecke ist der Einsatz eines speziellen Schneckenkornmittels, das Eisenphosphat enthält. Dieses Mittel führt dazu, dass die Schnecken aufhören zu fressen. Man muss allerdings regelmäßig nachstreuen. denn eine große Schnecke braucht ca. 20 Körner, um einzugehen. Beim Kauf des Schneckenkorns sollte man allerdings unbedingt darauf achten, diese ungiftige Mittel zu kaufen. Präparate mit giftigen Inhaltsstoffen sind auch giftig für Vögel, Igel und andere Gartentiere.

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„Radio Burgenland Vormittag“

Nützlinge bewusst einsetzen

In der Natur gibt es zwei biologische Strategien, die den Nutzinsekten zur Lebenserhaltung dienen: entweder sind sie Räuber und fressen die Schädlinge auf oder sie sind Parasiten und legen ihre Eier in den Körper der Schädlinge, was dazu führt, dass diese von innen aufgefressen werden.

Grundsätzlich sollte das Gleichgewicht von Nützlingen und Schädlingen sich von selbst in einem Garten regulieren können. Wenn dies nicht möglich ist, kann man den bewussten Einsatz von gezüchteten Nützlingen überlegen.

  • Raubmilben – erfolgreich gegen Spinnmilben
  • Erzwespen - erfolgreich gegen Weiße Fliege
  • Australischer Marienkäfer - erfolgreich gegen Wolllaus
  • Florfliege, Gallmücke und Schlupfwespe – erfolgreich gegen Blattlaus
  • Nematoden- erfolgreich gegen Dickmaulrüssler
  • Florfliegenlarve – erfolgreich gegen Blattläuse

Diese Nützlinge können von einer österreichischen Firma, die sich auf deren Züchtung spezialisiert hat, bestellt werden und sie können sowohl zum Schutz von Zier- und Nutzpflanzen eingesetzt werden.

Pflanzengesundheit fördern

Vielfach sind Probleme mit Schädlingen und Krankheiten auf den Gartenpflanzen hausgemacht. Dort wo die natürlichen Feinde der Schädlinge fehlen und dort, wo im Garten keine ökologische Vielfalt herrscht, dort kann sich kein Gleichgewicht einstellen. So geben wir den Pflanzen Kraft:

  • richtige Standortwahl
  • Mischkultur
  • schonende Bodenbearbeitung
  • Düngung mittels Kompostversorgung

Schon bei der Auswahl der Pflanzen sollte man darauf achten, solche auszuwählen, die dem lokalen Klima und den Bodenverhältnissen angepasst sind. Hochgezüchtete Pflanzen sind besonders anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Ein Garten mit verschiedenen Biotopen wie Hecken mit heimischen Sträuchern, Wiesen mit wildwachsenden Kräutern und Teichen schafft Lebensräume für eine Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die es ermöglichen, dass ein ökologisches Gleichgewicht im Garten herrscht und das Auftreten von Schadinsekten oder Pilzerkrankungen sich von selber regulieren kann.

Pflanzensaft gibt Pflanzen Kraft

Viele Pflanzen helfen durch ihre Inhaltsstoffe nicht nur Menschen als Heilmittel, sondern auch ihren pflanzlichen Genossen. Beim Schachtelhalm ist es die Kieselsäure, die das Zellgewebe der Pflanzen stärkt und beim Rainfarn sind es die ätherischen Öle, die pilzhemmend und ätzend auf Schadinsekten wirken. Bei manchen Pflanzen vertreiben die typischen Duftstoffe Schädlinge. Ähnlich wie beim Menschen nützt man die Pflanzenkräfte, indem man Tees oder Kaltwasserauszüge herstellt. Auch als „beißende Jauche“ kann man Pflanzenauszüge nützen.

  • Tee: Mit kochendem Wasser übergießen, eine Stunde stehen lassen, abgießen.
  • Kaltwasserauszug: Kräuter in einem Kübel mit Wasser bedecken, 24 Stunden stehen lassen und dann abseihen.
  • Beißende Jauche: vor allem für Beinwell und Brennnessel. Drei Tage mit Wasser bedeckt stehen lassen, bis die Flüssigkeit zu gären beginnt.
  • Ackerschachtelhalm: Durch den hohen Gehalt an Kieselsäure wirkt er gewebsstärkend und sollte schon vorbeugend(durch Gießen und Spritzen) zur Stärkung der Blätter gegen Pilzerkrankungen wie Mehltau oder Braunfäule eingesetzt werden.
  • Brennnessel: hilft als beißende Jauche oder als Kaltwasserauszug gegen saugende Insekten wie Blattläuse oder rote Spinne.
  • Birkenblätter: als Jauche zur Verhinderung von Pilzerkrankungen wie Schorf beim Obst.
  • Kartoffelabsud: das Kochwasser von Erdäpfel nicht wegschütten sondern als Spritzmittel gegen Blattläuse verwenden.
  • Knoblauch: Tee hilft gegen Pilzerkrankungen bei Erdbeeren, Pfirsich etc., hilft auch vorbeugend , wenn Knoblauch zu pilzanfälligen Pflanzen gesetzt wird.
  • Rainfarn: Sowohl als Tee als auch als Jauche wirkt Rainfarn sowohl gegen Pilzerkrankungen wie Rost und Mehltau aber auch gegen Blattläuse und gegen diverse Spanner.
  • Wermut: Als Tee oder Jauche gegen Ameisen, Blattläuse, Apfelwickler und Ähnliches.
  • Zwiebelschalen: Als Jauche (von Küchenabfällen) zum Schutz gegen Pilzerkrankungen wie Mehltau.