Schachtelhalm: Vielseitige Heilpflanze

Der Schachtelhalm ist eine vielfach nutzbare Heilpflanze. Dank des hohen Kieselsäure-Gehalts stärkt er das Bindegewebe und kann gegen viele gesundheitliche Probleme eingesetzt werden. Jetzt kann man ihn selber ernten, sagt Kräuter-Expertin Miriam Wiegele.

Der Schachtelhalm hat viele Namen: Katzenschweif, Pferdeschwanz, am bekanntesten ist er aber als Zinnkraut. Der Name kommt daher, dass man die rauen Stängel der Pflanze zum Putzen von Töpfen und auch von Zinngeschirr verwendet hat. Als Heilpflanze wird der Acker- Schachtelhalm (Equisetum arvense) verwendet.

Beim Ernten genau schauen

Wenn man den Schachtelhalm selber sammeln will, sollte man genau hinsehen, denn der ähnliche Sumpf-Schachtelhalm gilt als giftig. Der Unterschied liegt in der Länge des ersten Gliedes von den Seitentrieben: Ist das erste Glied länger als die Scheide am Hauptstängel, „dann zieht der Bauer den kürzeren“, ist ein Merkspruch, da es sich dann um den Acker-Schachtelhalm handelt und der ist im Ackerbau nicht beliebt, weil er praktisch nicht auszurotten ist. Außerdem ist er ein Hinweis auf Bodenverdichtung und mangelnden Humus.

Es gibt noch weitere Schachtelhalm-Arten bei uns, die aber alle nicht verwendet werden sollten. Als Tipp zum Selber sammeln gilt, nicht an sumpfigen Stellen oder im Wald Schachtelhalme sammeln und nie Pflanzen gebrauchen, die braune Flecken haben.

Schachtelhalm

Miriam Wiegele

Schachtelhalm

Pflanzen der Urzeit

Vor rund 400 Millionen Jahren war die Erde bedeckt von Wäldern mit Schachtelhalmen und Farnen, die damals wie Bäume wuchsen und bis zu 30 Meter hoch waren. Diese bildeten den „Steinkohlenwald“ der Urzeit, die Paläontologie konnte die Gestalt der Schachtelhalme aus Steinkohleflözen rekonstruieren.

Die Pflanzen dieser Urzeit hatten etwas gemeinsam: Moose, Farne und Schachtelhalme vermehren sich ungeschlechtlich, sie haben keine Blüten und Früchte, sondern Sporen. Die Blütenpflanzen entwickelten sich erst viel später. Unsere Schachtelhalme sind also zwar viel kleiner, aber sozusagen „lebende Fossilien“. Im März bis April erscheinen die sporentragenden Frühjahrstriebe, als Heilpflanze verwendet man die unfruchtbaren Sommerwedel.

Pflanze mit interessanter Signatur

Der Acker-Schachtelhalm sieht wie ein kleines Bäumchen aus. Er ist sozusagen ein Bildnis von klarer Gliederung und Struktur. Demzufolge ist Schachtelhalm für alle jene Zustände angezeigt, in denen die Fähigkeit zur Struktur- oder Formbildung geschwächt ist. Außerdem erscheint der klar durchstrukturierte Stängel wie ein pflanzliches Ebenbild der Wirbelsäule.

Der Schachtelhalm zeigt uns in seiner Gestalt, dass er eine stärkende Wirkung auf das Bindegewebe und das Skelett, insbesondere auf die Wirbelsäule hat, also auf die Organe, die unseren Körper strukturieren.

Inhaltsstoffe

Das Besondere am Schachtelhalm ist sein hoher Kieselsäuregehalt (bis 12 %), dazu finden sich Kaliumsalze, Mangan (notwendig zum Einbau von Kalzium in die Knochen), Flavonoide, geringe Mengen an Alkaloiden (im Sumpf- Schachtelhalm sind dagegen größere Mengen an dem Alkaloid Palustrin, weshalb er als giftig gilt) sowie Equisetonin, das eine saponinartige Wirkung hat.

Heilwirkungen

Kieselsäuren sind Verbindungen aus Silizium, das als „Baustoff“ für Knochen, Knorpel und Bindegewebe gilt. Der Mineralisierungsprozess im Knochen wird durch Silizium beeinflusst, die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Osteoporose ist also eine reichliche Zufuhr von Silizium. Außerdem ist Silizium notwendig für das Wachstum der Haare und Nägel. Der Schachtelhalm hat dank seines hohen Kieselsäuregehaltes eine große Bandbreite an Wirkungen, beginnend von Kopf bis Fuß.

Lungenheilmittel

In Zeiten, als es noch keine Antibiotika gab, war das Zinnkraut, wie der Acker- Schachtelhalm ja auch genannt wird, die wichtigste Heilpflanze gegen Tuberkulose. Dagegen gibt es heute wirkungsvolle Medikamente, das Zinnkraut kann aber bei einer Reihe von Atemwegsproblemen eingesetzt werden.

Sendungshinweis:

„Radio Burgenland Vormittag“, 18.9.2012

Dank der Kieselsäure kann es die unspezifische Abwehr aktivieren. Dadurch eignet sich das Kraut zur Behandlung von chronisch entzündlichen Prozessen. Im Atemwegsbereich sollte bei immer wiederkehrenden Bronchialkatarrhen, wie sie bei Kindern häufig sind oder bei chronischer Bronchitis im Alter Zinnkraut immer wieder kurmäßig angewendet werden.

Schachtelhalm für die Harnwege

Der Schachtelhalm gilt als Aquaretikum, also als eine Heilpflanze für Durchspülungstherapien und wird zur vorbeugenden Durchspülung bei Harngrieß empfohlen. Traditionell wird er in Form von Teekuren oder Sitzbädern bei Blasenbeschwerden wie chronischen Blasenentzündungen, aber auch bei der Reizblase eingesetzt.

Gut für die Haut

Äußerlich angewendet hilft Schachtelhalm bei chronischen und juckenden Ekzemen. Der Schönheit kann der Schachtelhalm dienen, wenn man ihn in Form von Tinkturen oder als Kompresse, die in den Tee eingetaucht wird, anwendet. Er kräftigt die Haut und das darunter liegende Gewebe, hilft also bei alternder Haut, aber auch bei unreiner Haut oder Akne. Unterstützend kann man ihn auch bei schlecht heilenden Wunden und Krampfadergeschwüren einsetzen.

Innerlich als Tee angewendet, unterstützt das Zinnkraut den Heilungsprozess nach traumatischen Verletzungen wie Blutergüssen, Verstauchungen und auch bei Knochenbrüchen. Da man dem Zinnkraut auch eine gewisse pilzhemmende Wirkung zusprechen kann, sollte man bei Fußpilzen und Schweißfüßen Bäder mit dem Tee machen. Bei schlaffem Gewebe und auch bei Zellulite wirken Ganzbäder mit Zinnkraut.

Frauenheilmittel Schachtelhalm

Die bindegewebsstärkende Wirkung des Schachtelhalmes nutzte man schon traditionell bei weiblichen Erkrankungen des Unterleibes. Innerlich und äußerlich in Form von Sitzbädern hilft Zinnkraut nicht nur bei chronischen Harnwegsinfekten, sondern auch bei Pilzinfekten im Scheidenbereich, auch während der Schwangerschaft. Vor allem helfen Sitzbäder zur Gewebsstärkung sämtlicher weiblicher Organe.

Positiv für die Knochen

Kieselsäure ist für die Knochenbildung und zur Verhinderung des Knochenabbaus ab einem gewissen Alter, sprich Osteoporose, essentiell notwendig. Zinnkraut hilft daher unterstützend bei Problemen im Bereich der Wirbelsäule wie Bandscheibenproblemen. Es wäre überhaupt anzuraten, ab einem bestimmten Alter immer wieder Kuren mit Zinnkrauttee zu machen oder ihn in Form einer Tinktur einzunehmen. Auch bei rheumatischen Erkrankungen und Arthrosen kann Schachtelhalm eingesetzt werden.

Richtige Anwendung

Der Schachtelhalm enthält freie Kieselsäure und gebundene, die in den Zellmembranen festsitzt. Für die Zubereitung des Tees findet man in der Literatur viele Anleitungen vom Kaltwasseransatz bis zur Abkochung. Diese ist eher empfehlenswert, wenn man den Kieselsäuregehalt im Tee erhöhen will.

Teezubereitung: 1 EL in ¼ l Wasser geben, 15 Minuten köcheln lassen, abgießen. Noch besser, vor allem wenn eine größere Menge des Tees als Badezusatz hergestellt werden soll, wäre folgende Zubereitung: 2- 3 EL Kraut in ½ l kaltem Wasser ansetzen, über Nacht stehen lassen, dann am nächsten Tag 15 Minuten kochen lassen.

Tinktur: In der Apotheke bekommt man Equisetum-Urtinktur. Man nimmt zweimal täglich zehn Tropfen. Der Einsatz der Tinktur ist vor allem dort zu empfehlen, wo die Wirkung des Schachtelhalmes nachhaltig sein soll, also zur Kräftigung für Knochen und Gelenke und zur Vorbeugung von Osteoporose.

Schachtelhalm für den Garten

Der Schachtelhalm ist eines der wichtigsten Pilzmittel im biologischen Gartenbau. Die Kieselsäure stärkt das Blattgewebe und die Zellwände von Gemüse, Blumen und Kräutern. Dadurch können Pilze von den Pflanzen abgehalten werden. Schachtelhalm ist daher eines der wichtigsten Pflanzenstärkungsmittel.

Zubereitung: 1 kg frische Pflanzen 24 Stunden in zehn Liter Wasser einweichen, dann zirka ½ Stunde köcheln lassen. Diese Brühe kann vorbeugend gegen Pilzerkrankungen bei Tomaten, gegen die Kohlhernie, gegen Sternrußtau auf Rosen, Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, etc. auf die Pflanzen gespritzt werden.