Pflanzliche Venenmittel

Studien zufolge leidet mehr als ein Siebentel der Bevölkerung an Venenerkrankungen, vor allem Frauen sind betroffen. Unbehandelt kann daraus eine chronische venöse Insuffizienz werden. Pflanzliche Venenmittel spielen eine große Rolle.

Beim Zusammenziehen der Herzkammern wird das sauerstoffreiche (arterielle) Blut in die Schlagadern gepresst, um dann über die Kapillaren zu jeder Zelle im Körper zu gelangen. In den Kapillaren gibt das Blut den Sauerstoff und die Nährstoffe an die Körperzellen ab. Die Venen haben die Aufgabe, das „verbrauchte“ Blut zum Herzen zurückzutransportieren. Das heißt, sie müssen gegen die Schwerkraft arbeiten.

Sendungshinweis: „Radio Burgenland Vormittag“, 22.5.2012

Unterstützung bekommen die Beinvenen durch spiralförmige elastische Fasern und Venenklappen im Inneren der Vene. Diese Klappen arbeiten wie Ventile, die den Rückstrom des venösen Blutes verhindern.

Außerhalb der Vene sorgt die Wadenmuskelpumpe durch Anspannung der Beinmuskeln beim Gehen dafür, dass die dazwischen liegenden Venen zusammengedrückt werden und dadurch das Blut in Richtung Herz zurückgeführt wird. Beim Entspannen der Muskulatur entsteht in den Venen ein Unterdruck, der das Blut regelrecht nach oben saugt.

Frau und Mann in Shorts

APA/Angelika Warmuth

Frau und Mann in Shorts

Erste Anzeichen

Erste Anzeichen für venöse Stauungen sind müde Beine, die sich am Abend schwer anfühlen, geschwollene Knöchel und Schmerzen bei langem Stehen, nächtliche Wadenkrämpfe und die Entstehung von Besenreisern. In schweren Fällen können sich in der Folge Krampfadern bilden.

Übrigens bei heißem Wetter erweitern sich die Venenwände, dadurch wird der Abtransport des Blutes langsamer, das Blut „versackt“. Durch Früherkennung und Eigeninitiative lassen sich Folgeschäden vermeiden.

Die Ursachen

Die Ursachen sind vielfältig. Die Veranlagung zu Bindegewebsschwäche und daraus resultierenden Krampfadern kann erblich bedingt sein. Mangelnde Bewegung begünstigt die Entstehung von Krampfadern ebenso wie Übergewicht. In der Schwangerschaft lockert sich das Bindegewebe, die Venenwände erweitern sich und die Spannkraft wird vermindert. Aus diesem Grund sind Frauen häufiger betroffen als Männer.

Highheels machen Venen schlapp

Das ständige Tragen von Stöckelschuhen lässt die Wadenmuskulatur verkümmern und ihre Funktion als Venenpumpe einbüßen. Besonders High Heels wirken sich ungünstig auf die Venen aus, wie eine brasilianische Studie vor kurzem zeigte.

Die Untersuchungen ergaben, dass die Venenpumpe auf hohen Plateauschuhen am schlechtesten funktioniert. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass das vorübergehend in seiner Beweglichkeit eingeschränkte Sprunggelenk den venösen Rückstau erheblich verringert.

Was sind Krampfadern

Bei bestehender Venenerkrankung werden mit der Zeit die Venenklappen undicht. Das führt zu einer Erweiterung der Gefäße und das Blut fließt zurück in Richtung Fuß oder pendelt zwischen den einzelnen Venenklappen hin und her. Die daraus resultierende Blutstauung führt zur Ausbildung von Krampfader. Krampfadern (von mittelhochdeutsch krump, geschlängelt), medizinisch Varizen genannt, sind irreversible Erweiterungen oberflächlicher Venen mit Schlängelungen und Knotenbildung, gleichzeitig werden die Venenwände geschädigt und der Stoffwechsel in diesem Gebiet beeinträchtigt.

Krampfadern sollten nicht als kosmetisches Problem betrachtet werden, sondern als ernst zu nehmende Erkrankung. Die Folgen von Venenproblemen können sich nämlich zu einer chronischen venösen Insuffizienz entwickeln.

Venöse Insuffizienz

  • Stadium I: Stauungszeichen im Fußknöchelbereich ohne Ernährungsstörungen des Gewebes.
  • Stadium II: Stauungszeichen mit Ernährungsstörungen, Pigmentverschiebungen
  • Stadium III: Akutes Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris)

Mögliche Komplikationen

Das Risiko von Thrombosen ist erhöht. (vollständiger oder teilweiser Verschluss der Venen oder Arterien durch Blutgerinnsel). Sie sind erkennbar an bläulichen Verfärbungen und schmerzhafter Schwellung des Beins. Häufig bildet sich auch eine Venenentzündung (Phlebitis) oder auf Grund der Blutgerinnsel eine Thrombophlebitis. Diese Erkrankungen sind sehr ernst zu nehmen und müssen unbedingt vom Arzt behandelt werden. Unterstützend kann man selber auch etwas unternehmen.

Bei Venenentzündung empfehlen sich Umschläge mit kalter Topfenauflage. Noch besser ist es, in den Topfen Arnikatinktur mischen. Auch Krautwickel (Krautblätter mit Nudelholz zerdrücken, eventuell etwas Honig darauf geben und über Nacht damit das Bein einwickeln) können sehr hilfreich sein.

Vorbeugen ist besser

Es gilt der 3S, 3L Merksatz: Stehen und sitzen ist schlecht, lieber Laufen oder Liegen. Also Treppe statt Lift, Fahrrad statt Auto, Spaziergang statt Sessel. Venenkranke sollten flache Schuhe tragen, öfter barfuß gehen, extreme Hitze wie Sonne und Sauna meiden. Günstige Sportarten sind Schwimmen und Wandern.

Es gibt viele Übungen wie Zehenkrallen (als ob man einen Bleistift mit den Zehen festhalten würde), Füße kreisen (in liegender Lage), Kissenpressen (in Rückenlage ein Kissen zwischen die Beine nehmen, zusammenpressen und wenn möglich das Kissen mit den Füßen in die Höhe strecken) und noch viele mehr, deren regelmäßige Anwendung sich sehr positiv auswirkt. Gut ist auch tägliches Wassertreten, das ganz einfach in der Badewanne in kaltem Wasser durchgeführt werden kann ebenso wie ein Knie- oder Schenkelguss.

Wann zum Arzt

Wenn man ständig unter schweren, müden Beinen leidet, sollte man zum Arzt gehen. Wenn sich bereits Krampfadern entwickelt haben, muss der Arzt entscheiden, ob man Stützstrümpfe tragen soll, sie veröden kann oder operieren sollte.

Pflanzliche Venenmittel

Heilpflanzen sollten bei Venenerkrankungen möglichst früh eingesetzt werden. Pflanzliche Ödemprotektiva (Ödem vorbeugende Pflanzen) wirken venentonisierend und- abdichtend. Venentherapeutika verbessern die Zirkulation in den Kapillaren und Venen.

Unterstützend sollten bei Venenerkrankungen auch Heilmittel für die Leber eingesetzt werden, um den Pfortader-Kreislauf zu unterstützen. Die Pfortader führt venöses Blut, das in der Leber entgiftet wird. Mariendistel- und Artischockenpräparate zur Stärkung der Leber sollten daher bei Venenerkrankungen verwendet werden.

Ödemprotektiva

Rosskastanie (Aesculus hippocastanum): Türkische Pferdeknechte setzten die Rosskastanie bei Husten und Dämpfigkeit der Rösser ein, daher der Name. Die Früchte enthalten Saponine, die gewebsentwässernd, venentonisierend und antientzündlich wirken. Rosskastanienextrakte erhöhen die Gefäßspannung, erschlaffte Venen werden gestrafft, der venöse Rückfluss gefördert und der Bildung von Ödemen dadurch vorgebeugt. Auch die Bildung von Thrombosen wird vermindert.

Eine Studie der Lufthansa zeigt, dass Kastanienpräparate vorbeugend vor langen Flugreisen eingesetzt werden können. Rosskastanien werden nur in standardisierter Form verwendet, es gibt Präparate zur innerlichen Einnahme und Salben zur äußerlichen Anwendung in der Apotheke.

Tipp: Die Blüten der Rosskastanie gelten zwar nicht als Arzneimittel, in der Volksmedizin werden sie aber gerne als Tinktur angesetzt und damit die Beine eingerieben, wenn sie müde und geschwollen sind. Man kann daher die Zeit nutzen, wenn die Rosskastanie blüht und eine Tinktur ansetzen.

Rezept: Kastanienblüten in ein Glas füllen, mit 40-prozentigem Alkohol übergießen und drei Wochen in einem dunklen Raum stehen lassen, dann abfiltern.

Rosskastanie

ORF

Rosskastanie

Mäusedorn(Ruscus aculeatus): Im mediterranen Raum, wo der Mäusedorn wächst, wurden die stacheligen Blätter auf die Speisen gelegt, um Mäuse vom Fressen abzuhalten. Verwendet werden die Wurzeln, deren Inhaltsstoffe den Venentonus erhöhen, die Kapillargefäße abdichten und Ödembildung vorbeugen. Mäusedorn schützt die Stützfaser Elastin im Bindegewebe vor dem Abbau und trägt so zur Erhaltung des venösen Stützgewebes bei. Das wirkt wie ein „Stützstrumpf von Innen“. Verwendet wird Mäusedorn nur in Form von Fertigarzneimitteln aus der Apotheke.

Honigklee(Melilotus officinalis): Der Honigklee wird auch gelber Steinklee genannt und wo er wächst, duftet es wunderbar nach Cumarin. Diese Cumarine und Saponine fördern den Abfluss der Lymphe. Dadurch wirkt Honigklee gegen Ödeme, kapillarresistenzsteigernd, senkt die Durchlässigkeit der Venenwände und bessert dadurch den venösen Rückfluss. Man kann Honigklee als Tee zu innerlichen und äußerlichen Anwendung empfehlen: Ein bis zwei Teelöffel Kraut mit 1/4l heißem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen.

Venentherapeutika

Buchweizen (Fagopyrum esculentum): Der Buchweizen ist als „Heidenmehl“ vor allem als Nahrungsmittel bekannt. Als Heilmittel wird das blühende Kraut verwendet, doch am besten in Form von standardisierten Tabletten oder Tee aus der Apotheke. Buchweizen enthält Flavonoide, vor allem Rutin, das die Elastizität der Kapillaren und Venenwände verbessert. Venöse Stauungen schwellen ab, das Schweregefühl in den Beinen wird gemindert. Buchweizen hilft also unterstützend bei Venenschwäche und Krampfadern.

Buchweizen

ORF

Buchweizen

Rotes Weinlaub(Vitis vinifera): Französische Weinbauern stellen schon seit langem Aufgüsse zum Trinken und Breiumschläge zur äußerlichen Anwendung aus Weinlaub her, um Venenerkrankungen zu lindern. In klinischen Studien konnte der Nachweis erbracht werden, dass der Trockenextrakt aus Rotem Weinlaub die Verminderung von Beinödemen und Beschwerden wie schwere müde Beine oder Spannungsgefühle bewirkt. Die Einnahme von Fertigarzneimitteln ist zu empfehlen, um eine ausreichende Dosis der Inhaltsstoffe wie Flavonoide, Polyphenole, etc. zu garantieren.

Schafgarbe (Achillea millefolium): Die Schafgarbe tonisiert die Venen und vor allem auch die Pfortadergefäße. Sie stärkt das Bindegewebe, wirkt entzündungshemmend und enthält Flavonoide, die eine gefäßabdichtende Wirkung haben.

Zaubernuss (Hamamelis virginiana): Die aus Amerika stammende Zaubernuss gilt in der Wundheilung als „Zauberpflanze“. Ihre Gerbstoffe und Flavonoide wirken zusammenziehend, entzündungshemmend und kapillarstärkend. Äußerlich angewendet in Form von Salben oder Tee (zwei bis drei TL der Rinde mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten ziehen lassen) wirkt die Zaubernuss unterstützend zur Behandlung von Krampfadern, aber vor allem Krampfadergeschwüre (Ulcus cruris) vorzubeugen und zu behandeln.

Aromatherapie

Die klassischen ätherischen Öle zur Behandlung von schweren, müden Füßen und Krampfadern sind Zitrone und Zypresse. Eine Anwendung mit diesen ätherischen Ölen ist vor allem an heißen tagen angenehm kühlend und abschwellend.

Zitronenöl hat eine gefäßstärkende Wirkung und gilt in der Aromatherapie als Vorbeugungs- und Heilmittel gegen Krampfadern und thrombosevorbeugend.

Zypressenöl wirkt stärkend auf das Bindegewebe, kann damit auch Venenwände stärken und durch sein entwässernde Wirkung hilft es, Ödeme vorzubeugen oder zu behandeln.

Massageöl für die Beine: 100 ml Traubenkernöl (wirkt kühlend, zusammenziehend und ist daher bei venösen Schwächezuständen besonders günstig) oder Mandelöl mit 20 Tr. Zitronenöl und 20 Tr. Zypressenöl mischen. Nur zart in die Haut der Beine einmassieren, da bei Krampfadern besser nicht fest massiert werden sollte.

Gemmotherapie

In der Gemmotherapie werden die Knospen (gemme, lat. Knospe) von Pflanzen zu Mazeraten verarbeitet. Diese können im Sinne von Reparaturmechanismen für den Körper eingesetzt werden.

Ein alter Kastanienbaum

ORF

Auch die Rosskastanie wird in der Gemmotherapie gegen venöse Leiden verwendet. Man könnte daher ergänzend zu Rosskastanien- Fertigpräparaten das Mazerat der Knospen einsetzen, wodurch die Venendurchblutung verbessert wird. Vor allem aber verwendet man in der Gemmotherapie die Edelkastanie, bei uns als Maroni bekannt.

Edelkastanie ( Castanea vesca): Das Knospenmazerat wirkt in erster Linie auf die Lymphe und damit entstauend bei Ödemen und schweren Beinen. Täglich zwei Mal zehn Tropfen einnehmen.

Vogelbeerknospen (Sorbus domestica): Dieses Knospenmittel stärkt nicht nur die Venen, sondern sollte vor allem bei Venenentzündungen eingesetzt werden. Es ist auch sehr hilfreich bei Krampfadern. Täglich drei Mal zehn Tropfen einnehmen.