A4-Drama: Prozess geht ins Finale

Der Prozess um das A4-Flüchtlingsdrama am Gericht im südungarischen Kecskemet ist am Montag fortgesetzt worden und wird am Donnerstag mit Urteilssprüchen zu Ende gehen. Der Prozess gegen die Schlepperbande geht mit den Plädoyers der Verteidiger ins Finale.

Der Staatsanwalt hat für die vier Hauptangeklagten lebenslange Haft gefordert. Die Verteidiger der Hauptangeklagten baten im A4-Prozess am Montagvormittag durchwegs um milde Urteile für ihre Mandaten. Der Anwalt des Erstangeklagten forderte vor Gericht in Kecskemet, seinen Mandanten von der Mordanklage freizusprechen.

Anwalt Istvan Doma plädierte, man möge stattdessen seinen 31-jährigen Mandanten wegen Schlepperei zu einer zeitlich begrenzten Strafe verurteilen. Der Staatsanwalt hatte dagegen vergangene Woche eine lebenslange Haft ohne Chance auf vorzeitige Entlassung für den Afghanen verlangt.

Verteidiger baten um milde Urteile

Der Verteidiger dementierte in seinem Plädoyer die Rolle seines Mandanten als Chef der Schlepperorganisation. Für den Erstickungstod der 71 Migranten sei der Viertangeklagte als Chauffeur des Lkw verantwortlich.

Der Anwalt des Zweitangeklagten verwies auf die Kooperationsbereitschaft des 31-Jährigen bei der Aufdeckung der Tätigkeiten der Bande. Der Bulgare, der die Schleppungen organisiert haben soll, habe dabei auch sich selbst belastende Aussagen gemacht, sagte Miklos Magony.

Staatsanwalt plädierte auf lebenslange Haft

Staatsanwalt Gabor Schmidt hatte in seinem Schlussplädoyer für die vier Hauptangeklagten lebenslange Haft gefordert, für drei von ihnen ohne Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung.

Das Ende Juni 2017 begonnene Verfahren war gekennzeichnet durch Verlesungen von Einvernahmeprotokollen, weil wiederholt Angeklagte die Aussagen vor Gericht verweigerten - Mehr dazu in A4-Drama: Erster Tag im Schlepperprozess. Insgesamt sind 14 Personen - elf Bulgaren, zwei Afghanen sowie ein bulgarisch-libanesischer Staatsbürger - beschuldigt. Sie sollen Schuld am Erstickungstod von 71 Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, dem Iran und dem Irak sein. Drei der Angeklagten sind noch auf der Flucht.

71 Tote

Die 71 Leichen waren Ende August 2015 in einem an der Ostautobahn bei Parndorf abgestellten Lkw entdeckt worden - Mehr dazu in 71 Flüchtlinge im Schlepper-Lkw gestorben. Die Opfer, unter ihnen vier Kinder, sind noch auf ungarischem Staatsgebiet verstorben.

Die Angeklagten bestreiten teilweise die Vorwürfe, der mutmaßliche Kopf der Bande will nicht der Chef gewesen sein, niemand will schuld gewesen sein am Tod der Menschen. Der Afghane gab die Schuld an der Tragödie dem Lenker des Schwerfahrzeugs, der betonte in seiner Aussage, die beiden Chefs der Bande sowie der Begleitfahrer hätten ihm verboten zu stoppen.

Urteilsverkündung am Donnerstag

Die ersten vier Angeklagten seien verantwortlich für die Tragödie, resümierte der Staatsanwalt. Sie hätten die Menschen absichtlich in den Tod geschickt. „Eindeutig nachweisbar“ sei der Befehl des Erstangeklagten, trotz des Klopfens und der Schreie nicht anzuhalten. Zugleich betonte der Ankläger, das würde den bulgarischen Chauffeur jedoch nicht entlasten, da er Entscheidungsfreiheit hatte. Die Angeklagten hätten außerdem gewusst, dass der Lkw nicht für den Transport von Menschen geeignet war. Am Donnerstag will der Richter ab 13.00 Uhr die Urteile verkünden.

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