Pflegefamilien gesucht

Im Burgenland wird verstärkt nach Pflegeeltern gesucht. Insgesamt leben derzeit mehr als 400 burgenländische Kinder bei Pflegefamilien oder in Pflegeeinreichtungen. Das Land Burgenland hat jetzt einen landesweiten Aufruf gestartet.

Insgesamt gibt es im Burgenland derzeit 174 Menschen, die sich um ein Pflegekind kümmern. Zu wenige, sagte Bettina Horvath von der Kinder- und Jugendhilfe des Landes. „Wir haben immer wieder neue Kinder zu versorgen - auf Zeit oder mit einer längerfristigen Perspektive. Wir suchen Pflegepersonen, weil wir für die Kinder die richtigen Personen brauchen. Je nachdem, was ein Kind braucht, schauen wir, welche die besten Pflegeeltern dafür sind“, so Horvath.

Die Gründe warum sich Eltern nicht um ihre Kinder kümmern können, sind unterschiedlich. Oft sind die Eltern überfordert, aber auch finanzielle und psychische Probleme spielen eine Rolle. Jeder der sich um ein Pflegekind kümmert bekommt Pflegekindergeld. Im Burgenland sind das 845 Euro monatlich. Pflegeperson kann im Prinzip jeder werden.

Mädchen, Pflegefamilie, Kind

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Pflegeeltern sind immer Eltern auf Zeit

Erzieherisches Geschick und ein Kurs

„Grundsätzlich kann es jeder machen, der Kinder gern hat, erzieherisches Geschick hat, Sensibilität gegenüber kindlichen Bedürfnissen gegenüber hat und auch schwierige Situationen mit den Herkunftseltern aushält, wenn die besuchen kommen. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse müssen in Ordnung sein, vom strafrechtlichen her darf es keine Einschränkungen geben und man muss auch gesund sein“, so Horvath.

Gespräch über Pflegeeltern

Bettina Horvath, Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe spricht über die Verantwortung und Aufgaben, die Pflegeeltern haben und erklärt, wer überhaupt in Frage kommt.

Außerdem muss ein 45-stündiger Kurs absolviert werden. Bei Pflegeeltern handelt es sich aber immer um Eltern auf Zeit. Das heißt, es ist möglich, dass die Kinder wieder zurück zu den leiblichen Eltern kommen.

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Im Burgenland gibt es derzeit 174 Menschen, die sich um ein Pflegekind kümmern

Geregeltes Familienleben

Ein Beispiel, wie eine Pflegefamilie funktioniert ist Familie Parsons in Eisenstadt. Weil sich ihre Eltern nicht um sie kümmern können, lebt Bianca seit sie drei Monate alt war, bei ihrer Pflegefamilie. Damals war sie ein Krisenpflegekind und ist innerhalb von zwei Tagen zu Familie Parsons gekommen.

„Mein Sohn war damals in Kommunionsvorbereitungen und ich hatte in der ganzen Hektik keine Zeit ihn darauf vorzubereiten. Ich kann mich noch erinnern, dass er in der Kirche war und als ich mit dem Kinderwagen hineingekommen bin, war er völlig verblüfft. Ich habe ihm dann erklärt, warum das so schnell ging und dass Bianca einmal drei Monate bei uns bleibt. Wie dann feststand, sie wird länger bleiben, hatten wir uns alle schon so an sie gewöhnt, dass es gepasst hat“, so Petra Parsons.

Mädchen, Pflegefamilie, Kind

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Bianca - zu ihrem Schutz zeigen wir Bianca nur von hinten - spielt Flöte und möchte einmal Modedesignerin werden

Petra Parsons ist selbst Sozialarbeiterin. Sie weiß, dass es zu wenige Krisenpflegeeltern gibt, deshalb auch ihre Entscheidung sich um ein Kind zu kümmern. Mittlerweile geht Bianca in die erste Volksschulklasse. Im Alltag spielt es aber keine Rolle, dass Bianca ein Pflegekind ist. Bianca hat einen Traum: sie möchte Modedesignerin werden.

Wohngemeinschaft Pronegg

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Die Wohngemeinschaft Pronegg in Kotezicken

Wohngemeinschaft als Zuhause

Ein weiteres Beispiel ist die Wohngemeinschaft Pronegg in Kotezicken. Hier wohnen 15 Kinder und Jugendliche. Die Jüngste ist sechs, der Älteste 17 Jahre alt. Kinder, die hierher kommen, haben meist Traumatisches erlebt. „Wir kümmern uns um Kinder, die einen schlechten Start ins Leben hatten, die unverschuldet andere Rahmenbedingungen mitbekommen haben. Wir nehmen unseren Auftrag sehr ernst und versuchen sie bestmöglich zu begleiten“, sagte Robert Krammer.

In der WG gibt es insgesamt 15 Betreuer, so viele wie es Kinder gibt. „Wir versuchen den Kindern Stabilität, Sicherheit und Schutz zu geben, damit sie das Gefühl haben, dass sie sich hier fallen lassen können. Wir halten sie aus, egal mit welchen Verhaltensweisen sie sich zeigen“, so Katrin Krammer. Wichtig ist, dass sich die Kinder zu Hause fühlen und ihre Vergangenheit verarbeiten können.

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