Krebskranke geben mit Kalender Hoffnung

Zwölf krebskranke Frauen werden im Kalender „Zeig Gesicht“ porträtiert, mit einem Foto und der eigenen Geschichte. Ziel des Kalenders ist es, Geld für die Krebshilfe zu sammeln und anderen Patientinnen und Patienten Mut zu machen.

Die zwei burgenländische Jungunternehmerinnen Julia Mezgolits, Fotografin, und Catharina Flieger, Visagistin, wollen zwölf Geschichten mit den dazugehörigen Gesichtern im Kalender „Zeig Gesicht - 12 Gesichter, 12 Geschichten“ für das Jahr 2019 zeigen, Mut machen, Tabus brechen und Geld für die österreichische Krebshilfe Burgenland sammeln. Die jungen Frauen tun das ehrenamtlich in ihrer Freizeit.

Kalender krebskranker Frauen 12 Gesichter 12 Geschichten Zeig Gesicht

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Catharina Flieger und Julia Mezgolits

Mit dem, was man kann, helfen

„Wir haben den Ansatz, wenn man etwas Gutes tun kann, dann soll man es auch tun. Jeder hat seine eigene Art und Weise, wie er etwas geben kann“, so Julia Mezgolits. Die Arbeit mit den krebskranken Frauen geht den beiden Unternehmerinnen nahe, so Catharina Flieger: „Es geht schon sehr ans Herz. Es berührt einen, es bewegt einen. Und das ist genau das, warum wir das machen: Wir kämpfen für die Frauen und wollen die Situationen so gut es geht verbessern und wir wollen auch auf die Krankheiten aufmerksam machen.“

Highlight im von der Krankheit geprägten Alltag

Für die Frauen, deren Leben derzeit von der Krankheit bestimmt wird, war das Fotoshooting für den Kalender ein Highlight. Sie wurden geschminkt und gestylt und fühlten sich, nach ein wenig Eingewöhnungszeit, vor der Kamera auch sichtlich wohl. Die Zeichen ihrer Krankheit, wie Narben oder Portkatheter, wollten die Patientinnen nicht verstecken, im Gegenteil, manche von ihnen wollten sie sogar ins rechte Licht rücken.

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Julia Mezgolits und Roswitha Schlögl-Schumeth

Roswitha Schlögl-Schumeth aus Oberpullendorf genoss diesen besonderen Tag: „Es bedeutet für mich sehr viel, vor allem deswegen, weil zwei junge Frauen sich unserer Sache, unserer Wehwehchen annehmen und das an die Öffentlichkeit bringen.“ Sie selbst möchte Patientinnen und Patienten eines mit auf den Weg geben: „Nicht verzweifeln - es gibt immer einen Weg, es geht immer weiter. Aufgeben kann man zum Schluss.“ Das könnte wohl auch das Motto des Kalenders sein.

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Julia Mezgolits und Roswitha Schlögl-Schumeth

Freude schenken und Geld sammeln

Der Kalender hat viele unterschiedliche Ziele: „Zum einen sollen die Damen für einen kurzen Moment ihre Krankheit vergessen, sie sollen sich wohlfühlen und gut fühlen, das ist uns wichtig“, so die Initiatorin Catharina Flieger. „Zum anderen ist es so, dass dieses Thema noch immer ein Tabu-Thema ist und wir wollen damit schon auch darauf aufmerksam machen, man soll zur Mammografie gehen und auf sich achten“, so die Initiatorin Julia Mezgolits. Mit den Einnahmen durch den Verkauf des Kalenders, der im Juni präsentiert wird und dann an verschiedenen Orten im Burgenland aufliegen wird, wollen die Initiatorinnen die Krebshilfe im Burgenland unterstützen.

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„Zeig Gesicht - 12 Gesichter, 12 Geschichten“

Ein Kalender voller Mut und Lebensfreude

„Zeig Gesicht“ ist ein Kalender, der Mut macht, und trotz der tragischen Geschichten vor Lebensfreude und Energie sprüht. So auch Klaudia Puhr aus Oberwart. Sie ist auch eine der zwölf Frauen, die ihr Gesicht zeigt und ihre Geschichte erzählt.

Heute posiert Klaudia Puhr aus Oberwart selbstbewusst und voller Lebensfreude vor der Kamera des Kalender-Projekts. Vor einem Jahr schien ihr Leben aber zusammenzubrechen: Sie bekam die Diagnose Brustkrebs. Es war ein besonders schwerer Fall. Zeit blieb keine mehr, es musste sofort mit der Chemotherapie begonnen werden.

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Klaudia Puhr und Julia Mezgolits

Finanzielle Probleme durch Krankheit

Die Diagnose Krebs stellt Patientinnen und Patienten vor große Herausforderungen: einerseits natürlich vor gesundheitliche, aber auch vor emotionale, psychische und finanzielle. Klaudia Puhr hatte Glück, sie wurde trotz des langen Krankenstandes nicht gekündigt. Vielen ihrer Weggefährten ging es anders. Sie standen plötzlich mit der Krankheit und großen finanziellen Problemen da.

„Ohne psychologische Hilfe geht es nicht“

Unterstützung für Krebskranke, auch finanzielle, gibt es bei der Krebshilfe Burgenland. Dort fühlte sich auch Klaudia Puhr gut aufgehoben: „Man sollte sich Hilfe suchen. Die Krebshilfe ist eine sehr starke Hilfe für mich gewesen, was auch finanziell geholfen hat. Und dann die Wege finden, was einem hilft.“ Zu Beginn dachte Puhr, sie könnte die Krankheit ohne psychologische Hilfe überstehen, doch das ging nicht. Sie empfiehlt jedem, sich psychologische Hilfe zu suchen.

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Klaudia Puhr

Hilfe auch in der Chinesischen Medizin

Ebenso sehr geholfen habe der Oberwarterin die Selbsthilfegruppe in Güssing: „Dort ist mir eine Chinesin, die medizinisches Qigong macht, über den Weg gelaufen und die ist mir nicht mehr aus dem Weg gegangen.“ Die Chinesin suchte förmlich den Kontakt zu der Krebspatientin. Sie wollte Klaudia Puhr unbedingt helfen, rief sie an und motivierte sie jeden Tag aufs Neue gegen die Krankheit und vor allem die Nebenwirkungen anzukämpfen. Durch die Traditionell Chinesische Medizin und QiGong konnte Klaudia Puhr die Nebenwirkungen reduzieren.

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Klaudia Puhr

Nicht einmal die Liebe machte Halt

Rückschläge gab es aber immer wieder aufs Neue, doch auch in ihnen sah Klaudia Puhr immer das Positive: „Jeder Tiefschlag hat einen neue Freundschaft oder Begegnung gebracht.“

Nicht einmal die Liebe machte vor der Diagnose Krebs Halt: „Als ich zu meiner ersten Chemotherapie gefahren bin, bin ich immer mit dem Krankentransport gefahren. Und da war ein Taxi-Chauffeur und der war sehr sympathisch. Irgendwann haben wir dann Telefonnummern ausgetauscht, dann gab es erste Begegnungen. Und es hält noch immer.“

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Klaudia Puhr beim Fotoshooting

Steiniger Weg mit Höhen und Tiefen

Angst hatte die 45-Jährige im Laufe ihrer Krankheit nie: „Man hat zwei Möglichkeiten: Man sperrt sich ein, ist deprimiert und fällt ins Selbstmitleid - habe ich auch gehabt. Es wird immer schlimmer.“ Doch Klaudia Puhr entschied sich dann für das Gegenteil. Heute freut sie sich, wenn sie die Sonne aufgehen sieht. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die man schätzen muss, die großen kommen dann ganz von alleine. Wartet man allerdings nur auf die großen, übersieht man die vielen, schönen kleinen Dinge im Leben, so Klaudia Puhr.

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