Massaker von Rechnitz: Sohn sucht Grab

Im März 1945 wurden in Rechnitz rund 180 jüdische Zwangsarbeiter aus Ungarn ermordet. Ihr Grab wurde nie gefunden. Eines der Opfer war Geza Vadasz aus Budapest. Sein Sohn hat die Suche nach dem Vater nie aufgegeben.

Wiedereinmal steht Gabor Vadasz beim Kreuzstadl in Rechnitz (Bezirk Oberwart). Unzählige Male war der heute 82-Jährige schon hier, damals als 1945 sein Vater verschwand war er neun Jahre alt. Der Vater war zu dieser Zeit ein 48-jähriger Budapester Geschäftsmann, der einen Großhandel für Blumensamen hatte, sein Zwillingsbruder Arpad war Bankbeamter.

Suche nach Vater, Massaker Rechnitz

ORF

Geza Vadasz wurde im März 1945 in Rechnitz ermordet

Dass die beiden in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945 in Rechnitz ermordet wurden, hat die Familie nur wenige Wochen später erfahren. „Wir haben bereits im Sommer 1945 erfahren, dass mein Vater in Rechnitz getötet wurde. Denn ab April kamen die Rückkehrer aus Mauthausen nach Budapest und sie kannten die Vadasz-Zwillinge und ihre Geschichte“, erzählt der Pensionist.

Die Suche beginnt bereits 1945

Die Ehefrau des ermordeten Geza schickt noch im Sommer 1945 einen Bekannten nach Rechnitz, um das Grab zu suchen, aber vergeblich. Ein Jahr später richtet sie ihre erste offizielle Anfrage an die Gemeinde Rechnitz, unzählige weitere folgen. Sie gibt die Suche aber nicht auf, bis sie im Alter von 100 Jahren verstirbt. Der Sohn, der mittlerweile als Chirurg in Budapest Karriere gemacht und drei Kinder sowie fünf Enkelkinder hat, übernimmt das Vermächtnis.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Gabor Vadasz

18 Ermordete wurden 1970 entdeckt

Nur 18 Ermordete wurden gefunden, 15 Juden und drei nicht jüdische Ungarn. Das war 1970, es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um jene Männer, die mit dem Aufräumen nach dem Massaker beauftragt waren. Seitdem ist jede Suchaktion ergebnislos verlaufen. Auch jene im Dezember des Vorjahres, bei der eine etwa 10.000 m2 große Fläche abgetragen wurde - mehr dazu in Rechnitz: Suche nach Massengrab intensiviert.

Suche nach Vater, Massaker Rechnitz

ORF

Im Dezember 2017 wurde die Suche nach dem Massengrab erneut intensiviert

Archäologie-Tagung soll neue Impulse bringen

Jetzt bekommt die Suche eine neue Dimension, denn erstmals kamen österreichische und ungarische Wissenschaftler zu einer archäologischen Fachtagung in Rechnitz zusammen. Erstmals wurden alle Quellen von beiden Seiten zusammen erörtert, unter anderem unter Anwesenheit des Bundesdenkmalamtes, des Vereins R.E.F.U.G.I.U.S., der Gemeinde Rechnitz selbst, des Österreichischen Schwarzen Kreuzes und des Budapester Holocaust Museums.

Suche nach Vater, Massaker Rechnitz

ORF

Archäologische Fachtagung in Rechnitz

Neue Grabungen angekündigt

Das Ergebnis der Tagung: die Quellen sollen von Historikern, Archäologen und Technikern neu analysiert werden. Und das Bundesdenkmalamt hat neue Grabungen angekündigt.