Diskussion um „Bahnschleife Eisenstadt“

Durch die „Bahnschleife Eisenstadt“ könnte man direkt von Eisenstadt nach Wien fahren. Eine Bürgerinitiative in Wulkaprodersdorf fürchtet, dass es nach zwölf Jahren nun ernst werden könnte, und macht dagegen mobil.

Eine schier unendliche Geschichte im Burgenland ist die „Bahnschleife Eisenstadt“. Das Projekt rund um Wulkaprodersdorf, das schon seit zwölf Jahren Jahren diskutiert wird, würde umfangreiche Bauarbeiten mit sich bringen und soll etwa 20 Millionen Euro kosten.

Schwerpunkt Bahnschleife Wulkaprodersdorf Eisenstadt

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Von Eisenstadt nach Wien in 45 Minuten

Von Eisenstadt nach Wien in 45 Minuten und das ohne Umsteigen. Das ist das Gesamtziel der ÖBB. Bis Wien Meidling ist man heute eine Stunde und zwei Minuten unterwegs, mit einmal Umsteigen in Wulkaprodersdorf. Im Burgenland müssten für die schnelle Direktverbindung die Gleise der ÖBB mit jenen der Raaberbahn bei Wulkaprodersdorf verbunden werden. Diese „Bahnschleife Eisenstadt“ wäre 2,4 Kilometer lang und würde zur Gänze auf Wulkaprodersdorfer Hotter errichtet werden. Darüber hinaus müsste die Bundesstraße B50 versetzt und sechs bis acht Meter nach oben verlegt werden. Die Bahn würde unterhalb fahren. Auch ein neuer Kreisverkehr an der B16 soll kommen. Wulkaprodersdorf würde eine neue Haltestelle und eine Park&Ride-Anlage bekommen.

Schwerpunkt Bahnschleife Wulkaprodersdorf Eisenstadt

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Bevölkerung sieht kaum Bedarf

Claudia Freistedt-Nabinger ist Anrainerin und weiß noch nicht recht, was sie von dieser Schleife halten soll: „Ist das ein Vorteil? Keine Ahnung, ich kann es nicht sagen.“ Diese ÖBB-Pläne sind einem Großteil der Fahrgäste im Zug von Wien Richtung Eisenstadt bereits bekannt: „Sie reden ja schon jahrelang davon, aber dort wo sie hin soll, da sind die Wulkaprodersdorfer ja dagegen gewesen. Aber vielleicht einigen sie sich ja jetzt.“ Ein anderer Fahrgast meinte: „Ich finde es unnötig, weil es eigentlich nicht lange dauert, das Umsteigen, und nicht viel Zeitaufwand ist.“ Das Umsteigen stört auch diese Fahrgäste kaum: „Relativ unnötig, finde ich eigentlich. Das Umsteigen tut ja jetzt nicht weh. Wenn das Geld kostet - das könnte man wo anders sicherlich sinnvoller investieren“ und „Schneller wäre man wahrscheinlich schon, aber das Umsteigen ist kein Problem“.

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Im Zug nachgefragt

Für die Fahrgäste ist die jetzige Situation kaum eine Belastung. Die Vorteile wären für sie überschaubar.

Bescheid wird in den kommenden Wochen erwartet

Für das Projekt ist derzeit das eisenbahnrechtliche Bauverfahren im Gange. Der Bescheid wird in den kommenden Wochen erwartet. Mit einer Umsetzung könnte 2020 begonnen werden. Richard Hermann, Sprecher der Bürgerinitiative, fürchtet, dass der Bau der Schleife Grundstücksentwertungen, Verkehr, Abgase und den Verlust von Ackerflächen mit sich bringt: „Wir schlagen auch Alternativen vor, wir wollen ja nicht nur dagegen sein. Wir meinen, dass man den bestehenden Stadtbus Eisenstadt, der ja sehr gut angenommen wird, weiter ausbaut, bis zum Müllendorfer Bahnhof. Weil wir sind genauso der Meinung, dass Eisenstadt eine gute, schnelle Anbindung nach Wien braucht, aber nicht mit Riesen-Kosten und Belastung von Wulkaprodersdorf.“

Grafik Bahnschleife Wulkaprodersdorf

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Grafik zum Projekt Bahnschleife

Infrastrukturministerium will Pläne unterstützen

Die Entscheidung, ob die Schleife gebaut wird, wird im Infrastrukturministerium getroffen. Laut dem Sprecher von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) will man an den Plänen jedenfalls festhalten und diese gemeinsam mit den ÖBB unterstützen.

Knapp fünf Minuten Zeitersparnis - rechneten die Gegner vor - würden durch die Bahnschleife hereinkommen. Dem gegenüber stehen Investitionskosten von rund 20 Millionen Euro. Am Montag will die Protestbewegung in Wulkaprodersdorf einen Aktionstag abhalten und die Bundesstraßen B50 und B16 blockieren.

Peter Zinggl im Studio

Der Verkehrskoordinator des Landes Peter Zinggl war zu Gast in „Burgenland heute“ bei Elisabeth Pauer.

Grüne: Schluss mit Polit-Hick-Hack

Zu viel Polit-Hick-Hack und zu wenig Bezug zur Realität der Pendler orten die Grünen rund um die Debatte zur Bahnschleife Eisenstadt. Sie fordern, dass vor jeder Entscheidung zu einer Bahnschleife bei Eisenstadt auch die Wulkaprodersdorfer Bevölkerung einbezogen wird. „Die Menschen in Wulkaprodersdorf leiden ohnehin schon sehr unter der derzeitigen Verkehrssituation. Die Lärm- und Feinstaubbelastung durch die B50, die B16, den A3-Zubringer und die Bahntrasse sind evident. Die vorliegende ÖBB-Variante der Bahn-Schleife würde die Situation weiter verschärfen", meinte Regina Petrik, Landessprecherin der Grünen und befürwortet eine „kleine Schleife“ zu legen, die zudem kostengünstiger wäre. „Das Wichtigste für die Bahnfahrenden wären allerdings häufigere Verbindungen nach Wien. Wenn verlässlich jede halbe Stunde ein Zug nach Wien fährt, hält man ein paar Minuten längere Fahrzeit auch aus.“