Wirtschaft 2017: So viele Jobs wie noch nie

Für Burgenlands Wirtschaft war 2017 ein erfolgreiches Jahr, so die Politik. Sie profitierte von der allgemein guten Konjunktur, die sich auf den Arbeitsmarkt auswirkte: Die Arbeitslosigkeit sank. Betriebsansiedlungen schafften fast 1.000 Jobs.

Ob das Burgenland tatsächlich Wachstumskaiser ist, wie manche Politiker gerne behaupten, sei dahingestellt - mehr dazu in FPÖ: „2017 ist hervorragend verlaufen“ und Wirtschaft im Burgenland wächst weiter. Es gibt auch Statistiken, die ein nicht so günstiges Bild zeichnen. Die berücksichtigen auch die Ernteausfälle nach den Frostschäden in der Landwirtschaft, die man in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aber auch als Naturereignis vernachlässigen kann - mehr dazu in Frostschäden: Bauern bekommen Geld. Fest steht, dass Burgenlands Wirtschaft wächst, die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll, sie fragen Arbeitskräfte nach, die Arbeitslosigkeit sinkt. Im Dezember gab es um 864 Arbeitslose weniger als im Vorjahr - ein Minus von neun Prozent. Noch stärker der Rückgang bei den arbeitslosen Jugendlichen.

So viele Jobs wie noch nie

Neue Betriebe schafften in Summe mehr als 900 Jobs. Die Politiker der Regierungsparteien SPÖ und FPÖ sprechen von einem kleinen Wirtschaftswunder. Die ÖVP verweist hingegen auf Wachstums-Kennzahlen, nach denen das Burgenland im Bundesländervergleich nicht so gut abschneidet. Die Regierung weist das zurück und bleibt bei ihrer Darstellung. Mit 103.000 Jobs gab es im Winter noch nie so viele Arbeitsplätze im Burgenland. Das überaus günstige Klima regt Firmen wie Lenzing zum Investieren an. Der Konzern baut sein Werk in Heiligenkreuz (Bezirk Jennersdorf) um 70 Millionen Euro aus - mehr dazu in Lenzing investiert 70 Millionen im Südburgenland. Der Ausbau erfolgte ohne Förderungen, wie Vorstand Stefan Doboczky beim Spatenstich im März betonte: „Wir sehen so viel Wachstum, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, hier diese 70 Millionen zu investieren.“

Spatenstich in Heiligenkreuz mit Lenzing CEO Doboczky,  Lenzing Fibers Gschäftsführer Zauner und Eichinger, sowie Landeshauptmann Niessl und Wirtschafts-Landesrat Petschnig

Lenzing AG/Beate Zauner

Spatenstich bei Lenzing in Heiligenkreuz

WiBuG-Geschäftsführer zieht positive Bilanz

Die Wirtschaft Burgenland (WiBuG) wickelt für das Land die Wirtschaftsförderungen ab und siedelt Betriebe an. Seit einem Jahr hat diese Landesgesellschaft einen neuen Geschäftsführer. Harald Zagiczek zieht eine positive Bilanz und blickt optimistisch in die Zukunft. Die Wirtschaft werde weiter wachsen, auch wenn die Förderungen aus Brüssel weniger werden.

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Zagiczek: „Wirtschaft wird weiter wachsen“

Harald Zagiczek, Geschäftsführer der WiBuG, im Gespräch mit ORF Burgenland-Redakteur Norbert Lehner.

Ausbauen und Ansiedeln

Ausgebaut wurde auch das Designer Outlet Center in Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) - mehr dazu in Designer Outlet wieder um ein Stück größer. Die Textilfirma Vossen in Jennersdorf eröffnete ein neues Logistikzentrum. Um 1,2 Millinen Euro wurden Büros und Hallen errichtet, in denen Handtücher und Bademäntel gelagert und für den Transport vorbereitet werden. In den kommenden Jahren soll Vossen weiter ausgebaut werden - mehr dazu in Vossen eröffnet neues Logistik-Zentrum.

Der Lebensmittelgroßhändler Kastner investierte mehr als fünf Millionen Euro in den Standort Eisenstadt. Die Verkaufsfläche wurde erweitert, Elektro- und Lüftungsinstallationen wurden erneuert. Kastner beliefert Lebensmittelgeschäfte in der Region. Hauptgeschäftsfeld ist der Großhandel für die Gastronomie. In Eisenstadt und Jennersdorf hat Kastner rund 200 Mitarbeiter - mehr dazu in Kastner baut um 5,2 Mio. Euro um.

Auch Isosport in Eisenstadt baut aus. Das bedeutet 30 neue Arbeitsplätze. Der Wermutstropfen dabei: In Tirol verlieren fast 50 Isosport-Mitarbeiter ihre Jobs - mehr dazu in Isosport verlagert 30 Jobs nach Eisenstadt.

Besonders stolz sind die Wirtschaftspolitiker über die Ansiedelung der Wiener Sektfirma Schlumberger im Gewerbepark Müllendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung). Die Sektfirma übersiedelt die Produktion nach 175 Jahren von Wien nach Müllendorf. Ab Mitte kommenden Jahres entsteht eine Sekt-Produktionsanlage auf einer Fläche von rund zwölf Hektar. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 50 Millionen Euro. 30 Mitarbeiter aus Wien werden mitübersiedeln - mehr dazu in Sekthersteller zieht nach Müllendorf.

Wenige größere Insolvenzen

Negative Schlagzeilen waren heuer selten. Es gab einige wenige größere Insolvenzen wie jene der Solarfirma Smartflower in Güssing - mehr dazu in „Smartflower“ ist pleite. Das Windkraftunternehmen Enercon kündigte den Abbau von fast 200 Stellen am Standort Neusiedl am See an - mehr dazu in Massiver Stellenabbau bei Enercon. Ein kleiner Teil der betroffenen Arbeitnehmer soll bei der Aufzugsfirma Schindler weiterbeschäftigt werden - mehr dazu in Enercon: Mitarbeiter bis Jahresende beschäftigt.

Solaranlage "Smartflower" wird in Spanien präsentiert

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Die Solarfirma Smartflower in Güssing ist pleite

Gutes Jahr für den Tourismus

Erfreulich war 2017 auch für den heimischen Tourismus. Einige Hotels wurden renoviert und die Zahl der Nächtigungen stieg stetig - mehr dazu in Entwicklung zur Ganzjahresdestination. Das Hotel Larimar in Stegersbach zum Beispiel erweiterte das Angebot. Die Zimmer wurden technisch auf den neuesten Stand gebracht. Und auch das benachbarte Balance Resort präsentierte sich generalüberholt.

Der traditionsreiche Kurort Bad Tatzmannsdorf verpasste sich heuer ein neues Marketingkonzept. Mit dem Slogan „Reduce“ geht man zurück zu den Wurzeln: Das sind das kohlensäurehaltige Heilwasser, das Moor und das heiße Thermalwasser. „Zurück zum Wesentlichen“ - das soll die neue Marke zum Ausdruck bringen. Bei den Massagen bedeutet das: traditionelle Techniken werden in den Mittelpunkt gerückt. Das große Angebot an Gesundheitsdienstleistungen soll übersichtlicher werden - mehr dazu in „Reduce“: Neues Konzept in Bad Tatzmannsdorf. Die generelle Buchungslage in den Thermen sei ausgezeichnet - mehr dazu in Thermen restlos ausgebucht.

Reduce Gesundheitsresort in Bad Tatzmannsdorf

ORF

Das neue Marketingkonzept basiert auf dem Slogan „Reduce“

In Rust eröffnete das Hotel Katamaran, ein 3-Sterne-Haus, das vor allem kurzentschlossene Gäste ansprechen will. Die Unterkunft umfasst 44 Zimmer, eine Bar und ein Kaffeehaus. Hinter dem Projekt stehen Anton Polleres und seine Familie. Sie sind aus Niederösterreich ins Burgenland gezogen und haben hier vor sechs Jahren das Restaurant Katamaran eröffnet. Das Hotel kostete rund dreieinhalb Millionen Euro - mehr dazu in „Katamaran“: Neues Hotel in Rust. Hannes Anton ist seit heuer für den Fremdenverkehr im ganzen Land zuständig. Der Kärntner ist seit Mitte des Jahres Geschäftsführer des Burgenland Tourismus - mehr dazu in Hannes Anton ist neuer Tourismusdirektor.

Entwicklung und Innovation

Peter Nussbaumer, Entwickler von Mobilfunksystemen und Chef von i-new mit Sitz in Mattersburg, ist Manager des Jahres 2017. Von Kolumbien über Neuseeland bis Bangladesh benützen Millionen Menschen ihre Smartphones mithilfe von Technologie aus dem Burgenland. Kundendaten erfassen, Guthaben verwalten, verrechnen, kassieren - all das passiert mit Hilfe dieser Boxen. Eigentümer von i-new ist mehrheitlich der Novomatic-Konzern - mehr dazu in Peter Nussbaumer ist Manager des Jahres.

Peter Nussbaumer

ORF

Peter Nussbaumer ist Manager des Jahres 2017

Mit dem burgenländischen Innovationspreis wurde heuer das Firma Zörkler in Jois ausgezeichnet. Das Unternehmen überzeugte die Jury mit dem ersten komplett in Österreich entwickelten und gefertigten Antriebssystem für Passagier-Hubschrauber - mehr dazu in Innovationspreis geht an Zoerkler.

Innovationspreis, Zoerkler

ORF

Die Firma Zörkler gewann den Innovationspreis 2017

Auf Geschäfte im Ausland setzt auch die Kaffeehaus-Kette Coffeeshop Company mit Sitz in Neusiedl am See. Das Unternehmen betreibt allein in der Türkei elf Filialen. Weitere 30 Coffeeshops sollen in den kommenden Jahren folgen. Wichtige Märkte sind auch Russland und Österreich. Die Geschäfte führt seit heuer Juniorchef Marco Schärf - mehr dazu in Coffeeshop expandiert in der Türkei.

Schärf, Vertragsunterschrift

ORF/Pavitsich

Marco Schärf führt seit heuer die Geschäfte

Exportorientiert ist auch die Firma FT-Tec in Neutal. Sie hat das Rettungssender-System Seaangel entwickelt. Dank dieser Erfindung können Menschen aus Seenot gerettet werden. Das Gerät wird an einer Schwimmweste oder an einem Rettungsboot befestigt und sendet ein präzises Notsignal. Dafür wurde FT-Tec auf der wichtigsten Bootsmesse der USA ausgezeichnet - mehr dazu in Seaangel: Ausgezeichnetes Rettungssystem.

FT-Tec Neutal, Seaangel

ORF

Seaangel wird an einer Schwimmweste befestigt und sendet ein Notsignal

BEWAG-Prozess abgeschlossen

Abgeschlossen wurde der BEWAG-Prozess um mögliche Schmiergeldzahlungen bei einem Windparkprojekt in Ungarn. Ein Teil der Manager fasste teilbedingte Freiheitsstrafen aus. Ex-BEGAS-Chef Rudolf Simandl steht hingegen nach wie vor nicht vor Gericht. Ob er tatsächlich psychisch krank und damit nicht vernehmungsfähig ist, wird im kommenden Jahr erneut geprüft - mehr dazu in Simandl weiterhin nicht verhandlungsfähig.

Zuversichtlicher Blick in die Zukunft

Insgesamt blicken die burgenländischen Unternehmer mit Zuversicht in das kommende Jahr, bestätigte Christoph Schneider von der Wirtschaftskammer Österreich: „Man kann zusammenfassend sagen, der Aufschwung im Burgenland festigt sich und die Unternehmen werden optimistischer.“