Akutordinationen künftig in allen Spitälern

Im Krankenhaus Oberwart besteht seit Oktober 2016 eine Akutordination zur Versorgung von Patienten zu Tagesrandzeiten. Das Modell soll ab 2018 an allen fünf Krankenhausstandorten umgesetzt werden.

Ab dem kommenden Jahr soll es an allen burgenländischen Spitalstandorten die neue Form der 24-Stunden-Versorgung für die Patienten geben, kündigte der Direktor der Burgenländischen Gebietskrankenkasse (BGKK), Christian Moder, vor Journalisten an. Dabei erfolge die Versorgung tagsüber durch den niedergelassenen Arzt und von 19.00 bis 21.00 Uhr in einer Akutordination bei den Spitälern.

Ärztekammer, BGKK

ORF

Michael Schriefl, Michael Lang, Hartwig Roth, Christian Moder

Darüber hinaus soll es wie in anderen Bundesländern „Visitenärzte“ geben, die Patienten zuhause aufsuchen, die nicht in Akutordinationen kommen können oder nicht bis zum nächsten Ordinationstag warten können.

Beratung in der Nacht

In der Nacht bestehe weiters die Möglichkeit, über die Notrufnummer mit einem Arzt verbunden zu werden. Dieser berate den Betroffenen und entscheide dann, ob eine Spitalsbehandlung notwendig sei, erläuterte Moder. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass nach 22.00 Uhr kaum mehr Fälle sind, die keiner stationären Behandlung bedürfen.“ Die Visitenärzte sollen besser gestreut werden, so dass das gesamte Landesgebiet innerhalb weniger Minuten von einem Arzt erreicht werden könne.

Skepsis gegenüber Primärversorgungszentren

Den - nicht mit der Akutordination zu verwechselnden - Primärversorgungszentren stehen sowohl Ärztekammer als auch BGKK reserviert gegenüber. Primärversorgungszentren würden bedeuten, dass Ärzte an wenigen Stellen konzentriert seien und dass die umliegenden Gemeinden keinen Arzt mehr hätten, weil es schlichtweg zu wenig ärztliches Personal gibt, um alles zu besetzen, erläuterte Kammer-Vizepräsident Michael Schriefl. Ähnlich argumentierte Moder: Solche Zentren würden sich vor allem im urbanen Bereich eignen.

Akutordinationen nur im Spital sinnvoll

Gesundheitslandesrat Norbert Darabos (SPÖ) hatte die Einrichtung von Akutordinationen in allen Bezirken angekündigt. Aus Sicht der Ärztekammer komme eine Akutordination jedoch nur an einem Spitalstandort infrage, schränkte der Präsident der Ärztekammer Burgenland, Michael Lang, ein: „Der Sinn einer Akutordination ist, dass die Patientenströme geregelt werden. Wenn ich die irgendwo disloziert in die Peripherie setze, geht der Patient erst recht daran vorbei“.

Ärztekammer, BGKK

ORF

Außerdem würden sich weitere Akutordinationen fernab von Spitälern „weder personell noch finanziell“ ausgehen, glaubt Lang. Das Konzept der Akutordination, wie man es in Oberwart seit mehr als einem Jahr fahre, sei „ein österreichweites Unikat: Es gibt nichts Vergleichbares“, sagte Schriefl.

„Hausarzt am Beginn jeder Diagnose“

„Am Beginn jeder Diagnose sollte der niedergelassene Hausarzt, der Allgemeinmediziner, stehen“, so Moder. Dabei gehe es jedoch nicht um „Blaulicht-Fälle“, die sofort im Spital aufgenommen würden. Man wolle deshalb die Akutordinationen ins Gesamtkonzept einer neuen Primärversorgung über Ärztenetzwerke integrieren, damit auch die Spitalstrukturen von einer geänderten Form profitieren könnten.

Man sei der Meinung, dass in Bezirken ohne Krankenhaus „so wie überall in Österreich“ die Versorgung der Patienten mit Visitenärzten „gut und ausreichend“ gemacht werden könne, so Schriefl. Damit sei man auf dem Level der anderen Bundesländer „mit dem Add-on, dass wir auch noch die fünf Akutordinationen als Zusatzzuckerl haben.“

Einigkeit bei Honorarverhandlungen

Ärztekammer und Gebietskrankenkasse einigten sich am Montag auch bei ihren Honorarverhandlungen auf eine neue, dreijährige Vereinbarung. Den Abschluss, mit dem die Inflation abgegolten und zusätzliche medizinische Leistungen ermöglicht werden sollen, bewerteten beide Institutionen positiv. „Das bedeutet unterm Strich, dass die burgenländischen Patienten und Patientinnen auch in den nächsten drei Jahren wie gewohnt und unverändert gegenüber den Vorjahren die niedergelassenen Ärzte, Allgemeinmediziner und Fachärzte in Anspruch nehmen können“, sagte Lang.

Ärztekammer, BGKK

ORF

Ziel des Abschlusses sei es gewesen, das Burgenland für Jungärzte, die sich niederlassen wollen, wieder entsprechend attraktiv zu machen, stellte Schriefl fest. „Wir wissen ja, dass in den nächsten zehn Jahren etwa 100 von 142 Allgemeinmedizinern mit Kassen in Pension gehen werden. Und wir müssen sehen, dass die Nachfolge sichergestellt wird“, so Schriefl.

Massiv zurückgegangene Bewerberzahlen

Die Bewerberzahlen gingen „massiv“ zurück. „Wir müssen manche Stellen mehrfach ausschreiben.“ Bei einer Stelle habe man dies zehnmal tun müssen, um sie besetzen zu können, berichtete Schriefl. Vor allem im Nordburgenland, in der Nähe zu Wien, werde es schwierig, Ärzte zu finden, die Kassenstellen annehmen.

Einer der Hauptpunkte der Verhandlungen sei die wohnortnahe Versorgung der Versicherten gewesen, so BGKK-Direktor Christian Moder. Mit der neuen Vereinbarung würden auch Mittel bereitgestellt, um in die Versorgung zu investieren und in neue Leistungen, die die BGKK übernehme. Als Beispiel nannte Moder das 24-Stunden-EKG bei Internisten. Neue Leistungen gebe es auch in anderen Bereichen, Details müssten noch ausverhandelt werden.

Wesentlich sei es auch gewesen, die Primärversorgung generell weiterzuentwickeln. Mit der Ärztekammer habe man vereinbart, die Ordinationszeiten in festgelegten Praxen auf den Zeitraum von 7.00 Uhr bis 19.00 Uhr zu verlängern.

Links: