Johann Pachinger: Tagebuch eines Soldaten
Im Revolutionsjahr 1917 war Johann Pachinger aus St. Georgen bei Eisenstadt hautnah am Geschehen dabei. Er war Landwirt, Pionier und Kriegsgefangener und brachte seine Erlebnisse und Gedanken zu Papier. Daraus entstand ein berührendes Tagebuch. Dieses wurde vom Verein „Dorfblick St. Georgen“ in der Eisenstädter Martinkaserne präsentiert. „Er war ein Bauer, 40-jährig als er die Einberufung bekam. Er ist ohne militärische Ausbildung in den Krieg gezogen“, erzählt Michael Leberl, Großneffe von Johann Pachinger.
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Ausschnitte aus der Lesung
Der Heimatverein Dorfblick St. Georgen hat das Tagebuch Pachingers zu einer szenischen Lesung verarbeitet.
Wie man den Tagebüchern entnehmen kann, bezweifelte Pachinger ab einem gewissen Zeitpunkt die Sinnhaftigkeit des Unternehmens. „Wenn man in der Geschichte zurückblickt, passiert es oft so, dass die Generationen, die den Krieg erlebt haben, nicht gleich wieder zu den Waffen greifen. Aber die nächste oder übernächste Generation ist sehr wohl wieder bereit dazu“, erklärt Oberst Johann Hamedl.
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Schuften beim Eisenbahnbau
Pachinger geriet in Kriegsgefangenschaft. Nachdem die Festung Pschemisl in Galizien gefallen war, musste er beim Eisenbahnbau mitarbeiten. Seine schlimmsten Feinde war neben Hunger und Typhus auch Ungeziefer. Mit der russischen Revolution im Jahr 1917 wurde die Situation für Pachinger offenbar ein wenig erträglicher.
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„Für uns ist es jetzt besser, die Ingenieure sind besser als vorher. Unser Techniker war vorher wie der Teufel. Seit es den Aufruhr in Russland gibt, kommt er immer wieder in die Baracke. Bekommen tun wir, was wir verlangen - Stiefel, Wäsche, Hose usw.“, schrieb Pachinger.
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Wissen, woher wir kommen
„Ich denke, dass wir heute wissen, wo unsere Wurzeln sind, woher wir kommen, dass wir aus der Geschichte lernen können, nach dem Zitat: ‚Wer in der Zukunft leben will, muss in der Vergangenheit blättern‘“, sagt Maria Steurer vom Verein „Dorfblick St. Georgen“. Pachinger gelang letztlich die Flucht. Nach vier langen furchtbaren Jahren war er endlich wieder bei seiner Familie in St. Georgen.
„Jetzt kann ich auch zum Wein, habe schon seit vier Jahren kein geistiges Getränk gehabt, mir ist auch der Wein zu stark“, schrieb Pachinger nach seiner Rückkehr.