Wenn Jäger zu Öko-Bauern werden

Für Wildtiere gibt es auch im Burgenland immer weniger Lebensraum. Jäger aus Stinatz haben eine Initiative für den Erhalt eines intakten Lebensraumes für Wildtiere gestartet. Sie verwandeln Ackerland in wertvolle Öko-Flächen für Tiere.

Das Umland der südburgenländischen Gemeinde Stinatz (Bezirk Güssing) wird vor allem von Kukuruz-Feldern geprägt. Weil es im Dorf keine Rinderbauern mehr gibt, sind auch die meisten Wiesen verschwunden. Dadurch gibt es im Gemeindegebiet auch nur noch wenig Niederwild.

Zahl des Niederwildes deutlich gesunken

Treibjagden werden hier schon seit Jahren nicht mehr durchgeführt. Vor 40 Jahren habe man zum Beispiel noch eine Strecke von 40 bis 50 Stück bei der Jagd gehabt, sagte Jagdleiter Franz Grandits. Heute seien es nur noch zehn Prozent davon.

Öko-Jäger in Stinatz

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Hinweistafeln bieten Information zu dem Projekt

72 Feldstücke in Öko-Lebensraum umgewandelt

Vor drei Jahren hat der Jagdverein Stinatz daher begonnen, neuen Lebensraum für Wildtiere zu schaffen. Ackerflächen wurden gepachtet und in Öko-Wiesen umgewandelt. Man habe in der Zwischenzeit insgesamt 72 Feldstücke auf einer Fläche von rund 20 Hektar, dort würden nur Wiesen angelegt. Zwei Mal im Jahr werde gemäht, dann würde man alles trocknen lassen und abräumen, sagte Jagdvereinsobmann Berhard Pieber.

Öko-Jäger in Stinatz

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Insgesamt wurde bereits eine Fläche von 20 Hektar in Öko-Wiesen umgewandelt

Der Jagdverein hat dafür sogar einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb gegründet. Informationstafeln informieren über den Sinn dieser Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung für die Tiere. Dabei gehe es nicht nur um die Hasen, so Pieber.

Eigentlich fange alles unter der Erde an. Die Regenwürmer und genauso die Insekten seien wichtig, etwa die Hummeln oder die Bienen. Natürlich werde auch das Niederwild wieder mehr, aber die Bejagung des Wildes sei, seiner Meinung nach, vorbei, so Pieber.

Alle Tierarten profitieren vom Projekt

Das Projekt wird fachlich von der Landschaftsökologin und Wildlebensraum-Beraterin Brigitte Gerger betreut. Das besondere sei, dass die Stinatzer Jäger mittlerweile 20 Hektar extensiv bewirtschaften würden. Diese Fläche verteile sich auf unzählige kleine Parzellen über den ganzen Gemeindehotter. Somit werde eigentlich ein ideales Biotop-Verbundsystem geschaffen, so Gerger. Die Wiesen seien in der Regel sehr blütenreich und davon würden alle Tiere, bis hin zum Wild, profitieren, sagte Gerger.

Öko-Jäger in Stinatz

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Die Bemühungen der Stinatzer Öko-Jäger zeigen bereits erste Erfolge. Es gibt wieder mehr Feldhasen. Auch verschiedene Vögel sind wieder zurückgekehrt - wie das Braunkehlchen, die Feldlärche oder die Blauracke. Das Projekt werde die nächsten zehn Jahre weitergeführt, sagte Jagdvereinsobmann Pieber.

Man wolle jährlich mehr Flächen dazubekommen. Das sei die Zukunft für die Jäger und auch für die Jagd, so Pieber. Um nun auch das Futterangebot für die Vögel und das Niederwild zu verbessern, hat man begonnen, eigene Wildobsthecken anzulegen.