Rheuma: Krankheit mit vielen Gesichtern

Am Donnerstag ist Welt-Rheumatag. Auch im Burgenland leiden tausende Patienten an Erkrankungen des Bewegungsapparates. Eine besonders schlimmen Variante hat die 64-jährige Maria Göltl aus Großhöflein zu ertragen.

Maria Göltls große Leidenschaft ist das Häkeln. Masche für Masche kämpft sie sich voran. Doch das ist nicht einfach: „Wenn man gesund ist, geht es natürlich schneller. Aber wenn ich eine Reihe geschafft habe, mache ich wieder eine Pause. Manchmal kann ich auch einen Tag gar nichts machen,wenn die Schmerzen zu groß sind.“

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Als Kind vor Schmerz nachts in die Decke geweint

Seit Jahrzehnten ist es Maria Göltl gewöhnt, geduldig zu sein und vieles zu ertragen. Mit sieben Jahren wird die juvenile chronische Arthritis diagnostiziert. Sie hatte Schmerzen und ihre Handgelenke waren geschwollen. Wenn die Schmerzen in der Nacht zu groß wurden, hat sie in ihre Decke geweint. Sie wollte ihre Familie nicht belasten.

Beweglichkeit schwer eingeschränkt

Die kleine Maria wollte damals ihre Eltern schonen. Die Krankheit hat Maria nie geschont. Bis heute hat sie 22 Operationen hinter sich. Zehn davon waren alleine einem Kniegelenk gewidmet. Die chronische Entzündung ihrer Gelenke beeinträchtigt Maria Göltls Leben auf Schritt und Tritt. Ihre Beweglichkeit ist schwer eingeschränkt. Ein Butterbrot schmieren ist Schwerarbeit, im Suppentopf umrühren unmöglich. Dank guter, ärztlicher und ergotherapeutischer Betreuung ist sie heute kein kompletter Pflegefall.

Doch jeder - für gesunde Menschen alltäglicher - Handgriff ist für Maria Göltl eine Herausforderung: „Ich hoffe nur, dass die Krankheit so bleibt, dass es nicht schlimmer wird. Dann kann ich noch unter die Leute gehen.“

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Burgenländischer Rheumatag am 19. Oktober

Ein Fixpunkt in Maria Göltls Leben ist etwa der regelmässige Besuch der Rheuma-Selbsthilfegruppe. Der Leiter dieser Gruppe ist Walter Strobl. Er organisiert auch den burgenländischen Rheumatag am 19. Oktober in Eisenstadt: „Beim Rheumatag gibt es sehr viele Vorträge zum Thema rheumatische Erkrankungen, Bewegungsapparat, physikalische Therapien , aber auch über Medikamente und Neuheiten auf diesem Gebiet.“

Der Rheumatag steht unter dem Motto „Rheuma hat viele Gesichter“. Maria Göltls Krankheit zeigt sich - so gesehen - mit besonders hässlicher Fratze. „Manchmal, wenn gerade so ein Schub da ist, frage ich mich schon, warum gerade ich. Aber Gott sei Dank, ist es bei mir schnell vorbei.“ Eines ist für Maria Göltl klar: Rheuma kann ihr vieles nehmen, aber nicht die Lebensfreude.

Rheuma in das Bewusstsein der Öffentlichkeit

Der Welt-Rheumatag wurde erstmals 1996 von der internationalen Vereinigung von Rheuma-Selbsthilfeverbänden, der „Arthritis and Rheumatism International (ARI)“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Anliegen rheumakranker Menschen an diesem Tag in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Rheumatag Eisenstadt: Donnerstag, 19. Oktober 2017 Einlass: 12.30 Uhr Wirtschaftskammer Eisenstadt

Zwei Millionen Österreicher betroffen

Unter dem Sammelbegriff „Rheuma“ werden rund 400 verschiedene Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates eingeordnet: vom Hexenschuss über den Tennisarm, Arthrosen, Weichteil-Rheuma bis hin zur Osteoporose. An Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises leiden 150 Millionen Europäer, mehr als zwei Millionen davon in Österreich.

„Zu wenige Rheumatologen im Burgenland“

Die genaue Zahl der Rheumaerkrankten ist laut Burgenländischer Gebietskrankenkasse schwer festzulegen, da Rheuma selten als Diagnose geschrieben wird, sondern eben zum Beispiel aufgrund von Rheuma verursachte Rückenschmerzen. Laut dem Leiter der burgenländischen Selbsthilfegruppe der „Österreichischen Rheumaliga“, Walter Strobl, sind geschätzt rund 67.000 Burgenländer an Rheuma erkrankt. Da sich alles um die richtige Medikation dreht, bräuchte das Burgenland laut Strobl, mehr Rheumaspezialisten: „Es gibt leider, und das ist auch ein Appell an die Politik, zu wenige Rheumatologen im Burgenland. Dadurch sind die Wartezeiten der Patienten sehr lange.“

Rheumaerkrankte finden auch Rat in der Selbsthilfegruppe. Im Burgenland gibt es derzeit eine und die trifft sich jeden letzten Donnerstag im Monat im Krankenhaus Eisenstadt.

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