Mit Brötchen in die Selbstständigkeit
2016 gab es im Burgenland 1.777 Unternehmens-Neugründungen. Der Frauenanteil war mit 72 Prozent sehr hoch, wobei in dieser Statistik auch die sogenannten selbstständigen Personen-Betreuerinnen - sprich Pflegerinnen - mitberücksichtigt sind. Ein richtiges Einzelunternehmen haben rund 400 Frauen gegründet. An die 90 davon waren bereits älter als 50, sagte Harald Schermann von der Wirtschaftskammer Burgenland.
Selbstständigkeit bietet Möglichkeiten
„In diesem Alter ist möglicherweise auch eine gewisse Zäsur - so sind eventuell die Kinder schon aus dem Haus, man ist möglicherweise schon länger vom gelernten Beruf weg und möchte nochmal neu durchstarten. Die Selbstständigkeit bietet hier viele Möglichkeiten - man kann sich die Zeit frei einteilen, man kann vielleicht von zu Hause aus arbeiten“, so Schermann.
Frauen, die sich in einem Alter von 50plus selbstständig machen, sind vor allem in der Dienstleistungs-Branche tätig, sagte Schermann. Die Palette würde von Energetikern über Tätigkeiten im Direktvertrieb bis hin zu Kosmetikerinnen reichen, so Schermann.
ORF
Neuorientierung mit 51 Jahren
Eine, die mit 51 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, ist Christine Knausz. Im Buchgrabenhof im kleinen Ort Windisch-Minihof im Bezirk Jennersdorf ist ihre Brötchenwerkstatt beheimatet. Dort entstehen kleine Häppchen für Feiern. Vor drei Jahren orientierte sie sich beruflich neu.
„Ich habe Verkäuferin gelernt und habe mit 51 Jahren einen 21-Stunden-Job gesucht. Früher im Geschäft habe ich schon viele Platten und Brötchen zubereitet. Ich habe das immer mit viel Liebe gemacht und habe mir gedacht, dass ich das wieder gerne probieren möchte. Ich habe dann mit der Brötchenwerkstatt begonnen, bin in die Firmen gegangen und habe mich vorgestellt und so kam alles ins Laufen“, so Knausz.
ORF
Zutaten aus dem Garten und der Region
Mittlerweile hat sich die dreifache Mutter auf Geburtstagsfeiern, Hochzeiten und Firmenfeiern spezialisiert - bis zu 1.000 Brötchen fertigt sie in ihrem kleinen Reich. Die meisten Zutaten kauft Christine Knausz in der Region ein, vieles kommt vom eigenen Gemüse- und Naschgarten.
„Das Schöne an meinem Beruf ist die Kreativität. Wenn ich in meinen Garten gehe, dann überlege ich schon mit welcher Blume ich welches Brötchen garniere - es macht irrsinnig viel Spass. Ich freue mich auch immer über positives Feedback von den Kunden, da lacht mein Herz“, so Knausz.
ORF
Daher möchte die 54-jährige auch anderen Frauen Mut machen, ähnliches auszuprobieren. „Ich würde allen Frauen, die auf Jobsuche sind, raten sich selbstständig zu machen. Sie sollen in sich hineinhören und überlegen, wo ihre Talente liegen und auf diesem Grundstock aufbauen und es probieren“, riet Knausz. Christine Knausz ist in ihrem neuen Beruf jedenfalls glücklich.